Junge Helden aus dem Kreis Gütersloh helfen in Bayerns Flutgebieten

Gütersloh. Die Alarmierung kam mitten in der Nacht. Johanna Seichter wurde allerdings nicht aus dem Schlaf gerissen. Sie war vorbereitet. Die 25-jährige Gütersloherin hatte ihre Tasche gepackt, denn sie wusste, was kommen könnte – ein Hilfseinsatz im Flutgebiet. Seit Montag, 3. Juni, ist die Industriekauffrau mittendrin im Geschehen um das Jahrhundert-Hochwasser in Süddeutschland. Gemeinsam mit sechs weiteren Rettern von der Deutschen-Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) im Kreis Gütersloh hat sich die junge Frau zunächst auf den Weg nach Landau an der Isar gemacht – um vor Ort zu helfen. Mehr als 600 Kilometer trennen die Bergstadt und Ostwestfalen-Lippe, wo sich in der Nacht von Sonntag auf Montag gegen ein Uhr etliche DLRG-Helfer auf den Weg gemacht haben. Sie sollen bei der Deichsicherung helfen und sich um die betroffene Bevölkerung kümmern. Hunderte Helfer aus NRW im Einsatz Mit dem &bdquo;Wasserrettungszug 7“ ging es per Kolonne vom Sammelort an der A2 auf die mehr als achtstündige Anreise ins Niederbayerische. &bdquo;Je näher wird dem Einsatzort gekommen sind, desto deutlicher wurde das Ausmaß“, berichtet Seichter von überfluteten Feldern und Ortschaften sowie über die Ufer getretenen Flüssen. In Landau selbst hält sich die Überschwemmungsgefahr in Grenzen, doch von dort aus starten hunderte Helfer in die verschiedenen betroffenen Gebiete. Mehr als hundert Retter der DLRG aus Nordrhein-Westfalen sind darunter. Insgesamt sollen fast 60.000 Kräfte im Einsatz sein. &bdquo;Es ist schon unglaublich, wie viele ehrenamtliche Menschen hier im Einsatz sind“, zeigt sich die Gütersloherin von der großen Hilfsbereitschaft beeindruckt. Als Bootsführerin ist der Katastrophenschutz ihr Fachgebiet. Gütersloher Helfer in anderen Landkreis verlegt In der Nacht zu Dienstag ist der Bootstrupp von Johanna Seichter in den Landkreis Pfaffenhofen an der Ilm in Oberbayern verlegt worden. Dort wütet das Wasser besonders schlimm, 800 Menschen mussten nach einem Dammbruch evakuiert werden. Ein Feuerwehrmann ist nach Medienberichten in der Gegend ums Leben gekommen. Er sei bei einem Einsatz mit drei Kollegen mit dem Schlauchboot gekentert und tot geborgen worden, teilte ein Landratsamts-Sprecher mit. &bdquo;Unser Bootstrupp wurde verlegt, da wegen der steigenden Pegel mit einer Evakuierung zu rechnen war“, schildert Patrick Roick. Der 27-jährige Gütersloher, von Berufswegen Rettungssanitäter, koordiniert als Katastrophenschutz-Referent der DLRG Kreis Gütersloh den Einsatz der heimischen Helfer von der Dalkestadt aus. Bis Mittwochvormittag sollen die insgesamt sieben Kräfte aus Gütersloh (3), Rheda-Wiedenbrück (1) und Steinhagen (3) in Bayern bleiben. &bdquo;Wir stehen in Bereitschaft, um etwa bei Evakuierungen und der Deichsicherung zu helfen oder andere Einsatzkräften zu unterstützen und abzusichern, etwa vor Treibgut“, schildert Johanna Seichter. Mindestens fünf Menschen gestorben Vor Ort sind zahlreiche Dämme gebrochen, Häuser und Straßenzüge zerstört. Mindestens fünf Menschen sollen in den Fluten in Bayern und Bad-Württemberg ums Leben gekommen sein. Die Situation ist weiter angespannt. &bdquo;Einerseits ist die Stimmung sehr bedrückend, aber andererseits sind viele Menschen unheimlich dankbar für die Hilfe“, weiß Johanna Seichter. Bis Dienstagnachmittag musste ihr Bootstrupp, zu noch Lisanne Gronert, Christoph Pierenkemper, Teresa Knoke und Sven Neudecker zählen, noch keinen aktiven Einsatz fahren. &bdquo;Das kann sich allerdings noch ändern“, sagt Patrick Roick hinsichtlich der nur schwer einzuschätzenden Situation. Einsatz für 48 Stunden geplant: Weitere Kräfte in Bereitschaft Auch die beiden DLRG-Taucher aus dem Kreis Gütersloh, Matthias Otto und Johannes Mutschischk, halten sich weiter in Bereitschaft, um im Fall der Fälle sofort eingreifen zu können. Ihr Einsatz ist zunächst für die Dauer von 48 Stunden geplant. &bdquo;Er kann sich aber auch durchaus verlängern“, erklärt Patrick Roick. Der 27-Jährige war vor drei Jahren bei der Flutkatastrophe in Nordrhein-Westfalen im Einsatz. Mehr als 180 Menschen starben dort und in Rheinland-Pfalz. Lesen Sie auch: Nach Todesangst bei Hochwasser: Haus kaputt, Auto Schrott - &bdquo;aber am Leben“ &bdquo;2021 hat es sich um ein Starkregen-Ereignis gehandelt, das mitten in der Nacht viele Menschen überrascht hat. Diesmal, in Süddeutschland, haben wir es mit einem Hochwasser-Ereignis zu tun“, erklärt Patrick Roick die Unterschiede gegenüber heute und damals. Ihm sind die Bilder von Schuttbergen und zerstörten Straßen noch lebhaft in Erinnerung geblieben. Offen ist vorerst, ob noch weitere ehrenamtliche DLRG-Helfer aus dem Kreis Gütersloh nach Bayern fahren, um ihre Kollegen vor Ort abzulösen. &bdquo;Sie befinden sich aber in Bereitschaft.“ Die DLRG-Helfer aus dem Kreis Gütersloh sind aufgrund der Anforderung der Bezirksregierung Detmold nach Bayern entsandt worden, weil sie über spezielle Wasserrettungs-Fähigkeiten und Kenntnisse verfügen. Keine Anforderung hat es dagegen bislang für die 2.408 aktiven Feuerwehrleute im Kreis Gütersloh sowie die Kräfte des Technischen Hilfswerk (THW) und anderer Organisationen gegeben.

Meistgelesen