Feuerwehreinsatz an Gütersloher Obdachlosenheim: Bewohner sorgen sich um Sicherheit

Gütersloh. Herbert Ritscher lebt seit neun Jahren in der städtischen Obdachlosenunterkunft an der Doheermanns Höhe in Gütersloh. Der 70-jährige Gütersloher hatte nach der Scheidung seine Wohnung verloren und das Zimmer-Appartement mit der Nummer 19 bekommen. &bdquo;22 Quadratmeter groß, ein Fenster, Toilette mit Dusche“, schildert der Lkw-Fahrer. Das &bdquo;Publikum“ in der städtischen Unterkunft sei gemischt, hier und da gebe es Probleme mit Alkohol. &bdquo;Aber generell ist die Unterkunft eine der besseren Adressen, die wir hier in Gütersloh haben.“ Seit einigen Wochen sind Ritscher und ein paar andere Bewohner jedoch in Sorge. Denn, so sprechen sie untereinander, der &bdquo;Feuerteufel“ geht um – und hat sogar schon für einen Einsatz von Feuerwehr und Polizei gesorgt. Gemeint ist eine psychisch erkrankte Frau, die vor einigen Wochen in die Einzimmer-Wohnung Nummer 15 eingezogen ist und seitdem mehrfach übergriffig geworden sein soll. &bdquo;Sie schreit grundlos in einer Tour herum, hat Mitbewohner angegriffen, zündelt und spielt ständig mit dem Feuer“, schildert Herbert Ritscher. Zeuge kann größeren Brand auf offenem Flur verhindern Vorläufiger Höhepunkt: Am Mittwoch, 1. Mai, um 10.25 ist die Gütersloher Polizei wegen eines Kleinbrands an der Doheermann Höhe alarmiert worden. Die nach Polizeiangaben 42-jährige Frau hatte einen Stapel Zeitungen angesteckt. Ein Zeuge konnte eine größere Brandentstehung auf dem offenen Flur verhindern. Polizisten löschten mit einem Feuerlöscher nach, der mittlerweile durch ein neues Gerät ersetzt worden ist. &bdquo;Die Person ist dann nach Prüfung des zuständigen Ordnungsamtes in eine psychiatrische Klinik eingewiesen worden“, erklärt Polizeisprecher Mark Kohnert. Laut der Stadt Gütersloh hat es an der Unterkunft mehrere Einsätze unterschiedlichen Charakters gegeben. Am 1. Mai sei auch die Feuerwehr verständigt worden, da die Bewohnerin zunächst ihre Tür nicht öffnete. Als das geschehen war, sei die Bewohnerin im Beisein von brennenden Kerzen und verkohlten Abfallresten angetroffen worden. Nach richterlichem Beschluss eine Woche in der Klinik &bdquo;Da die Bewohnerin weitere Taten ankündigte und der Verdacht auf eine psychische Erkrankung bestand, wurde der Sozialpsychiatrische Dienst des Kreises hinzugezogen. Dieser sah eine Selbst- und Fremdgefährdung und leitete deshalb die Einweisung ein“, erläuterte Stadt-Pressesprecherin Annette Blumenstein. Die Bewohnerin sei daraufhin für rund eine Woche mit richterlichem Beschluss in der Klinik untergebracht worden. Nach ihrer Rückkehr sorgte die Frau für einen weiteren Vorfall. Am Freitag, 10. Mai, informierte ein Bewohner den Hausmeister darüber, dass die Bewohnerin aggressiv sei und damit gedroht habe, etwas anzustecken. &bdquo;Sie hat ihre Schuhe im Haus verbrannt“, berichtet Jürgen Ritscher. Der Hausmeister und eine Mitarbeiterin von der städtischen Obdachlosenbetreuung fanden im Außenbereich das verkohlte Schuhpaar vor. Da die Bewohnerin sich aggressiv verhielt, ihr Zimmer verwüstet hatte und wieder ankündigte, etwas in Brand zu setzen, wurde sie nach städtischen Angaben erneut in die Klinik eingeliefert. Gegenwärtig ist die Frau nicht vor Ort, doch einige Bewohner machen sich Sorgen. &bdquo;Was ist, wenn sie erneut zurückkehrt, ihr Zimmer anzündet und es zur Katastrophe kommt?“, fragt sich Jürgen Ritscher. Er erinnert an den Brand im Juni 2017 in der städtischen Unterkunft an der Brockhäger Straße, bei dem ein Mann sein Leben verlor. Besonders heikel aus seiner Sicht: Das Appartement der psychisch erkrankten Frau liegt im Obergeschoss neben der Tür zum Treppenhaus nach unten. Daneben befinden sich drei weitere Wohnungen. &bdquo;Im Falle eines Zimmerbrands wäre den Bewohnern der Fluchtweg versperrt“, meint Jürgen Ritscher. Einzige Alternative sei der Sprung aus gut dreieinhalb Metern vom offenen Flur in den Garten. Stadt Gütersloh: Kapazitäten sind nahezu ausgeschöpft Auch die zwei Frauen, die Wohnungen im Obergeschoss bewohnen bangen um ihre Sicherheit, sollte der &bdquo;Feuerteufel“ zurückkehren. Dieter Willmes, 62-jähriger Gütersloher, wohnt seit fünf Jahren im Erdgeschoss: &bdquo;Solch eine Person hatten wir hier in der Zeit noch nie. Da muss etwas passieren.“ Leichter gesagt als getan. Die Stadt Gütersloh steckt in einem Dilemma. Die Möglichkeiten der Konsequenzen sind überschaubar, denn in jedem Fall einer freiheitsentziehenden Unterbringung aufgrund einer psychischen Erkrankung muss ein Gericht hinzugezogen werden. &bdquo;Unabhängig davon wird von den Mitarbeitenden der Stadt überprüft, ob der Ort der richtige oder die Unterbringung in einer anderen Unterkunft notwendig, beziehungsweise vorteilhaft ist“, erläutert die Stadt-Pressesprecherin. Auch die Unterbringung in einer anderen Unterkunft werde dabei in Erwägung gezogen. Allerdings sind die Kapazitäten in Gütersloh nahezu ausgeschöpft. Ferner sind die Verfahren zur Unterbringung von Menschen im Obdach mit unterschiedlichen, individuellen Bedarfen äußerst komplex. Auch über die Frage, ob oder wann eine Person wieder aus der Klinik entlassen wird, entscheiden die Ärzte und Richter. &bdquo;Die Unterbringung in der Klinik ist zu beenden, wenn keine Selbst- oder Fremdgefährdung mehr erkennbar ist“, erläutert Annette Blumenstein. &bdquo;Diese Entscheidung trifft nicht die Stadt Gütersloh.“ Fakt ist aber auch: Aus Sicht der Stadt ist vom Fall am 1. Mai keine konkrete Gefährdung für Leib und Leben ausgegangen. Dasselbe gilt für den 10. Mai. Außerdem entspreche die Doheermanns Höhe den Brandschutzbestimmungen für Unterkünfte. Aus Sicht der Feuerwehr existieren genug Flucht- und Rettungswege. Als solche werden auch Fenster oder Laubengänge angesehen. Brandschutz: Unterkünfte werden regelmäßig kontrolliert In Gütersloh existieren aktuell 34 Unterkünfte, in denen Obdachlose untergebracht sind. &bdquo;Bei allen Unterkünften wird auf eine Einhaltung der Brandschutzbestimmungen geachtet“, sagt die Stadt-Pressesprecherin. Regelmäßig fänden Begehungen durch städtisches Personal oder auch die Feuerwehr statt. Die vorgeschriebenen Feuerlöscher und Materialien zum Löschen etwa würden in allen Unterkünften zur Verfügung gestellt. Die Sorgen der Bewohner der Unterkunft an der Doheermanns Höhe nehme man ernst, sagt die Stadt-Pressesprecherin. Ein Umzug der Bewohnerin werde in Betracht gezogen, dazu müsse aber eine andere Unterkunft zur Verfügung stehen. &bdquo;Die städtischen Mitarbeitenden haben ein offenes Ohr und gehen in den Kontakt.“ Auch der Stadt und deren Mitarbeitenden bereite die zunehmende Zahl untergebrachter Personen mit psychischen Erkrankungen Sorge. Nichtsdestotrotz sei man als Stadt grundsätzlich zur Unterbringung obdachloser Personen verpflichtet.

Meistgelesen