Pläne für Deutschlands erste Wasserstoff-Siedlung in Gütersloh sind gescheitert

Gütersloh. Es war ein Millionen-Projekt, das bundesweit für Aufsehen sorgte. An der Avenwedderstraße wollte Dimitrios Tassikas zwischen der Volksbank und dem Autohaus Bettenworth als Pionier vorangehen. Auf der 3,2 Hektar großen Fläche sollten unter anderem 120 Wohnungen, eine Kindertagesstätte und ein Geschäftshaus entstehen. Das Besondere: Strom und Wärme für die Gebäude sollten aus Wasserstoff gewonnen werden. Doch jetzt, nach mehr als fünf Jahren Planung, ist das Unterfangen Geschichte – die Gütersloher Wasserstoff-Siedlung wird nicht gebaut werden. Die erschlossenen Grundstücke hat Tassikas bereits verkauft. &bdquo;Ich hatte nur vor, etwas Gutes zu machen“, sagt Tassikas. Es sei ein Traum von ihm gewesen, ein Wohnquartier zu entwickeln, welches ohne Qualitätsverluste CO?-neutral betrieben werden könne, fügt er hinzu. Dieser Traum ist, so der Unternehmer, in der aktuellen Lage nicht zu realisieren. Das sind die Gründe für das Scheitern des ambitionierten Projekts Die Gründe dafür seien vielfältig. Zum einen verweist er auf die angespannte Lage in der Baubranche. Der Fachkräftemangel und vor allem der stark gestiegene Zins seien nicht gerade förderlich für die Entwicklung eines solchen Projektes, sagt Tassikas. Des Weiteren habe es auch keine politische Unterstützung gegeben. Zudem fehle es bundesweit an der nötigen Infrastruktur, wie beispielsweise Wasserstoffleitungen. Letzteres brachte Tassikas bereits im Frühjahr 2023 zum Umdenken. Ein Fernwärme-Konzept sollte als Alternativlösung dienen. Der Rest des Planes blieb vorerst bestehen. Laut Zeitungsberichten aus dem März 2023 ging Tassikas, der über seine Firma Tassikas-Immobilien GmbH&Co. KG zu dem Zeitpunkt die Grundstücke noch besaß, davon aus, dass im Dezember 2023 mit den ersten Bauarbeiten begonnen werden könne. Verkauf der Grundstücke soll schon im Herbst 2023 begonnen haben Neben Mehrfamilienhäusern mit Eigentumswohnungen sollten dort auch sechs bis sieben Einfamilienhäuser entstehen. Der Kaufpreis der &bdquo;schlüsselfertigen“ Wohnungen bezifferte der Bauherr damals auf 5.000 bis 5.200 Euro je Quadratmeter. Selbst im August 2023 berichtete er im Gespräch noch über die Planungsfortschritte des Vorhabens. Wenige Wochen später muss sich jedoch etwas Grundlegendes geändert haben. Tassikas fängt an, die Grundstücke zu verkaufen. Als Unternehmer müsse er wirtschaftlich handeln und der Verkauf sei aktuell die wirtschaftlichste Option, bestätigt er in einem Pressegespräch im März 2024. &bdquo;Ich habe jetzt Bauland entwickelt und Grundstücke verkauft.“ Mehr werde er dazu nicht sagen, ergänzt er. Nach &bdquo;NW“-Informationen begann das im Herbst 2023. Zu diesem Zeitpunkt wurde die 3,2 Hektar großen Fläche an der Avenwedder Straße in über 30 Grundstücke (inklusive Verkehrsflächen) aufgeteilt. Am 15. April 2024 sagte Tassikas erneut, dass alle Grundstücke verkauft und dieser Vorgänge bereits beurkundet seien. Verschiedene Käufer dieser Grundstücke können das bestätigen. Bauarbeiten auf der Fläche sollen zeitnah beginnen Bislang ist allerdings nur ein Teil der Flächen (Stand 12. April) mit ihren neuen Besitzern im Grundbuch vermerkt. Dies sei aber nur eine Frage der Zeit, da manche Kaufverträge erst kürzlich beurkundet wurden, so Tassikas. Nach Angaben des Amtsgerichts Gütersloh braucht es etwa zwischen acht und 16 Wochen, bis ein neuer Eigentümer seinen Weg ins Grundbuch findet. Auch die Bauarbeiten sollen beginnen, nachdem die Fläche monatelang brachlag. &bdquo;Ende April wird die Straße geteert“, so der ehemalige Besitzer. Die Stadt Gütersloh hat ebenfalls grünes Licht für die Bebauung gegeben. Auf Anfrage heißt es: &bdquo;Der Bebauungsplan ist bereits rechtskräftig und unter der Nummer 308 zu finden. Auch Baugenehmigungen wurden in dem Baugebiet bereits erteilt.“ Die Verzögerung des ersten Baustartes geht, laut Tassikas, auf die Starkregenereignisse im Dezember 2023 und eine fehlerhafte Vermessung bei der Erschließung der Grundstücke zurück.

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