Überraschende Entdeckung: Gütersloher ist mit städtischer Persönlichkeit verwandt

Gütersloh. Er selbst ist in Gütersloh geboren, groß geworden und geblieben. Michael Amsel, 45 Jahre alt, Familienvater aus Spexard kennt seine Wurzeln. Seinem Großvater ist er noch persönlich begegnet. Die Uroma hat er von Bildern in Erinnerung. Aber dann? Woher stammen wir eigentlich? Irgendwann wollte er es genauer wissen und begann in den Tiefen der eigenen Identität zu graben. &bdquo;Ich habe angefangen die Familiengeschichte zu erforschen – meine eigene und die meiner Frau.“ Herausgekommen ist ein Hobby mit hohem Suchtfaktor, ein Füllhorn an spannenden Verästelungen und schrägen Geschichten sowie ein Stammbaum beeindruckenden Ausmaßes. Die Acryglasplatte an der Wand im Hobbykeller der Amsels ist 2,33 Meter breit, 54 Zentimeter hoch und 30 Kilogramm schwer. Sie kann mit LEDs beleuchtet werden und dürfte damit einer der modernsten Stammbäume im Kreis Gütersloh sein, wenn nicht gar in Ostwestfalen-Lippe. 246 Personen aus sieben Generationen sind auf der Tafel verewigt worden. Es sind allerdings allein die Nachfahren von Ernst Amsel dem II., einem Urgroßvater des Gütersloher Ahnenforschers. &bdquo;Also nur ein kleiner Teil.“ Insgesamt ist Michael Amsel während seiner nun anderthalb Jahre währenden intensiveren Suche auf satte 1.750 Personen gestoßen. Einer davon haben sie in Gütersloh ein Denkmal am Kolbeplatz gesetzt. Denn auch Güths’ Mariechen, zu Lebzeiten zwischen 1874 und 1952 mit markigen Sprüchen und großer Klappe die bekannteste Marktfrau der Dalkestadt, zählt Michael Amsel zum großen Kreis seiner Familie. &bdquo;Mein Ururopa hieß Carl August Heinrich Verleger. Sie war seine Schwester.“ Eine von vielen Erkenntnissen seiner Spurensuche, die den Gütersloher tief in die Vergangenheit eintauchen ließ. &bdquo;Bis ins Jahr 1470 konnte ich die Familiengeschichte zurückverfolgen.“ Kuriose Funde: Tochter Luna ist verwandt mit ihrer Lehrerin In der Gegenwart lebe Michael Amsel mit Ehefrau Cora (41) und Tochter Luna (8) in einem Einfamilienhaus in Spexard. Er arbeitet bei der Bertelsmann-Tochter Arvato Systems als Netzwerktechniker. Aus einem Netz verschiedener Quellen hat er sich in den letzten Monaten die Informationen über seine Ahnen verschafft. &bdquo;Einiges resultiert aus Erzählungen der engsten Familienmitglieder. Dann kontaktiert man weitere Verwandte per Telefon oder Mail. So wächst die Sache“, erläutert Amsel. Todesanzeigen, Tauf- und Hochzeitseinträge, Urkunden, Fotos, Zeitungsartikel und Formulare: &bdquo;Jedes kleine Detail hilft ein bei der Suche“, sagt Michael Amsel. Der familiäre Zweig seiner Frau führte ihn bei der Spurensuche gar bis in die USA. In der Heimat ist er im Gütersloher Stadtarchiv fündig geworden, ebenso im Archiv der &bdquo;Neuen Westfälischen“ und im Internet – etwa auf der Genealogie-Plattform &bdquo;My Heritage“. Die Ergebnisse sorgen bisweilen für kuriose Überraschungen. &bdquo;Irgendwann habe ich herausgefunden, dass meine Tochter Luna mit einer Lehrerin verwandt ist“, erzählt der Vater. Seit seinem jüngsten Besuch im Gütersloher Stadtarchiv am Dienstag, 27. Februar, weiß er, dass die Achtjährige allein 445 direkte Vorfahren hat. Straßen wurden nach Verwandten benannt. Ein Großonkel von ihm sei Bürgermeister in Kummerow (Brandenburg) gewesen. Ein anderer Verwandter war August Verleger, der 1883 in Gütersloh geborene Sozialpädagoge, Schriftsteller und Verleger. Solche Beziehungen sorgen für Gesprächsstoff. Auch beim Familientreffen &bdquo;im kleinen Kreis“ im März vergangenen Jahres in Isselhorst. wo ein Teil des Amsel-Clans ansässig war und ist. &bdquo;Da wurde auch das älteste, mir bekannte Familienfoto herumgereicht – aus dem Jahr 1924.“ In einem Strang sind es 17 Generationen in Gütersloh, die die Geschichte seiner Sippe hierzulande zurückreicht – bis ins Jahr 1590. Gütersloher will seine Spurensuche weiter fortsetzen Für Michael Amsel ist die Ahnenforschung inzwischen zur liebsten Freizeitbeschäftigung geworden. Dabei waren die Anfänge eher holprig: Im Dänemark-Urlaub vor 15 Jahren entflammte zum ersten Mal das Interesse an der eigenen Identität. &bdquo;Wer mit wem und wie – über die familiären Beziehungen habe ich mich eines abends mit meinen Eltern unterhalten.“ Handschriftlich habe er die Verbandelungen auf sieben DIN-A4-Zetteln festgehalten. &bdquo;Die habe ich allerdings so gut weggepackt, dass ich sie leider nie wiedergefunden habe.“ Im Oktober 2022 habe ihn das Thema Ahnenforschung dann wieder gepackt. Ein Hobby mit Suchtfaktor. &bdquo;Ich finde es einfach eine spannende Sache. Sicherlich spielt Heimatverbundenheit eine Rolle. Aber man lernt auch neue Leute und ihre Geschichte kennen, erweitert den Kreis der Bekannten und Verwandten. Und man weiß genau, wo man her stammt“, sagt der Gütersloher. Michael Amsel hat ausgerechnet: Würde er alle Verästelungen der 1.700 Menschen ausdrucken, mit denen er verwandt ist, käme er auf einen 14 Meter langen und 1,40 Meter hohen Stammbaum. Das sind in Summe 375 DIN-A4 Blätter, 75 in der Breite und 5 in der Höhe. Damit ist der Wipfel nicht erreicht. Für den Gütersloher steht fest, dass er seine Spurensuche fortsetzt – zum Beispiel mit diesem Zeitungsartikel. &bdquo;Denn damit hinterlasse ich ja im Prinzip auch einen Abdruck in der Geschichte.“

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