Bahnhof in Gütersloh gesperrt: Fahrgäste verärgert über Ersatz-Busse

Gütersloh. Kein Halt in Gütersloh – heißt es derzeit für Züge des Nah- und Fernverkehrs auf der Strecke zwischen Bielefeld und Rheda-Wiedenbrück. Aufgrund von Gleisreparaturen ist der Hauptbahnhof Gütersloh von der Deutschen Bahn (DB) als Haltepunkt gesperrt. Die Arbeiten dauern nach aktuellem Stand noch bis Mittwoch, 20. Dezember, 19 Uhr. Busse sollen den Bahnreisenden und Pendlern zwischen den beiden Orten als sogenannter Schienenersatzverkehr (SEV) dienen. Aber auch hier ist es in den letzten Tagen und Wochen oft dazu gekommen, dass an den dafür vorgesehenen Haltestellen planmäßig kein Bus gehalten hat. So schildern es Bürger gegenüber der &bdquo;Neuen Westfälische“ in Gütersloh. Zuletzt berichteten immer wieder wütende Fahrgäste von Verspätungen, Total-Ausfällen und fehlenden Anschlussmöglichkeiten. Einer von ihnen ist Andreas P. (Name geändert) aus Bielefeld. Am vergangenen Donnerstag wollte er morgens um 7:05 Uhr mit vielen anderen Pendlern via Bus nach Gütersloh gelangen. Doch dann die böse Überraschung. &bdquo;Eben ist der Schienenersatzverkehr mitten im Berufsverkehr ausgefallen. Schlechter geht es ja gar nicht.“ Andreas P. hat Konsequenzen aus dem Vorfall gezogen. Er werde nun dauerhaft auf das Auto umsteigen und das Deutschlandticket wieder abgeben. Seinem Ärger hat er in einer E-Mail an die &bdquo;NW“ Luft gemacht. Auch andere Bürger haben sich beschwert. Etwa über die Schwierigkeit, überhaupt die Haltestellen zu finden oder über den Einsatz von &bdquo;völlig verdreckten und veralteten Bussen auswärtiger Betreiber“. Zehn Gelenkbusse zwischen Bielefeld und Rheda im Einsatz Was ist an den Vorwürfen dran? Warum kommt es beim Ersatzverkehr zu Verspätungen und Ausfällen? Und wie reagieren die Verantwortlichen auf Kritik? Joachim Künzel (53) ist Geschäftsführer beim Zweckverband Nahverkehr Westfalen-Lippe (NWL) und bezieht Stellung. Bei baustellenbedingten Einschränkungen planen der ÖPNV-Aufgabenträger und das für die Durchführung verantwortliche Verkehrsunternehmen, im hiesigen Fall die Eurobahn, die entsprechenden Ersatzkonzepte. Zehn Gelenkbusse sind während der Sperrung des Gütersloher Hauptbahnhofes zwischen Bielefeld und Rheda-Wiedenbrück im Einsatz. &bdquo;Die Busse werden nach Möglichkeit bei in der Region tätigen Verkehrsunternehmen beauftragt“, erläutert Künzel. &bdquo;In Folge der aktuellen, bedeutenden Häufung von Baustellen, sind Busleistungen sehr stark nachgefragt.“ Mitunter brauche es somit auch größere Anstrengungen, um Ersatzkonzepte zu bestücken. Hier sei das aber nicht der Fall. Trotz sorgfältiger Planung lasse sich die Fahrzeit nicht in allen Fällen richtig prognostizieren. Verspätungen sind mitunter quasi unvermeidbar, denn: &bdquo;Die Busse sind selbstverständlich als normale Teilnehmer dem Verkehrstreiben unterworfen. Gerade zu den Stoßzeiten sind Stauungen wahrscheinlich, die sich auch auf die Fahrzeiten auswirken“, so Joachim Künzel. Im schlimmsten Fall würden Verspätungen auch zu Folgeausfällen führen. Die konkreten Gründe für die berichteten Ausfälle am Donnerstag hätten sich für den NWL-Geschäftsführer nicht abschließend klären lassen. Alte und verdreckte Fahrzeuge? Das sagt NWL-Chef Künzel Ein NW-Leser moniert den Einsatz verdreckter und veralteter Fahrzeuge auswärtiger Betreiber. Zudem sei der komplette Fahrrad-Reiseverkehr ab Gütersloh nicht möglich. Obendrein hätten Fahrgäste mit Gepäck, Rollator, Rollstuhl und Kinderwagen große Probleme in den überfüllten Bussen ohne Gepäckfächer. &bdquo;Bei der Fahrzeugwahl wird darauf geachtet, dass diese barrierefrei sind und auch eine Schwankung in der Fahrgastmenge ausgleichen können“, erklärt Joachim Künzel. Im Regelfall würden barrierefreie Gelenkbusse eingesetzt, die grundsätzlich alle gesetzlichen Vorgaben erfüllen müssten. &bdquo;Der Transport von Fahrrädern in den Bussen ist grundsätzlich nicht möglich, da das Mehrzweckabteil der Busse für Fahrgäste mit Rollstuhl, Rollator, Kinderwagen und Gepäck vorgesehen ist.“ Pro Jahr gibt es im Gebiet von Nahverkehr Westfalen-Lippe rund 400 Baumaßnahmen, darunter etliche mit Ersatzverkehren. Angesichts der Vielzahl von Baustellen, sei die Beschaffungen von Ersatzbussen nicht ohne Einschränkungen möglich. &bdquo;Dies wird verschärft, wenn die Baustellen, ebenfalls in zunehmendem Maße, kurzfristig angemeldet werden“, erklärt Joachim Künzel. Probleme sollen überprüft und besprochen werden Daher könne auch der Bus-Einsatz von Unternehmen ohne nahe gelegenen Betriebshof nötig werden. Folge: Die Reinigungsrhythmen der Fahrzeuge sind gegebenenfalls länger. Grundsätzlich gelte, so Künzel, dass man die Qualität des Ersatzverkehrs durch eigenes Prüfpersonal stichprobenartig überwache. Festgestellte Mängel werden dem Verkehrsunternehmen mitgeteilt. Es wird Abhilfe gefordert. Nicht glatt läuft im Fall von Gütersloh auch die digitale Übermittlung der Fahrtzeiten. Häufig wurde erwähnt, dass ein Bus in der DB-App zwar als pünktlich angezeigt wurde, letztlich aber gar nicht fuhr. &bdquo;Sobald Echtzeitinformationen angeboten werden, müssen diese selbstverständlich auch verlässlich sein“, weiß der Künzel. Er räumt ein, dass die Ermittlung des Fehlers &bdquo;ad hoc nicht möglich“ sei. Auch hier werde man die Beteiligten in die Pflicht nehmen. Keine Beschwerde hat den NWL bislang zu nicht ausreichende erkennbaren Beschilderungen der SEV-Haltestellen in Bielefeld und Gütersloh gegeben. Auch hierüber hatten sich Bahnreisende und Pendler beschwert. &bdquo;Wir nehmen das gerne auf und besprechen dies mit den Beteiligten“, versichert Joachim Künzel, &bdquo;die Situation in Gütersloh prüfen wir ebenso.“

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