Voting im TV: Gütersloher verpasst Sieg als Deutschlands NFL-Superfan nur knapp

Gütersloh. Wer einen Fuß auf den Boden des Kellers von Stephan Schliemann setzt, der ist dem Touchdown zum Greifen nah. Der Gütersloher ist durch und durch ein Fan von American Football und hat im Untergeschoss seines Einfamilienhauses im Stadtteil Spexard einen der wohl ungewöhnlichsten Hobbykeller der Stadt geschaffen. Auf 38 Quadratmetern Fläche befindet sich ein wahres Paradies für Anhänger des US-Nationalsports – inklusive Heimkino und ganz besonderen Schmuckstücken. Eines davon ist der von Acrylglas umgebene Ball, auf dem Weltstar-Quaterback Patrick Mahomes unterschrieben hat. Allein das Autogramm hat Schliemann 1.500 Dollar gekostet. &bdquo;Natürlich steckt hier eine Menge Geld drin, aber nicht mal im Ansatz so viel, wie ein Amerikaner in so einen Raum investieren würde“, sagt der 44-Jährige über seinen Souterrain, in dem er seinen Traum von einer sogenannten &bdquo;Mancave“, zu deutsch: Männerhöhle, verwirklicht hat. Weil in seinem Keller nun aber wirklich jeder willkommen ist und Stephan Schliemann obendrein mit vier Frauen unter einem Dach lebt, spricht er lieber von seiner Fancave. Und die hat es in sich: Haufenweise Helme, eingerahmte Trikots, handsignierte Figuren und Bälle soweit das Auge reicht – das meiste davon Original-Stücke aus den Vereinigten Staaten. Der Gütersloher selbst ist Anhänger vom Team der Green Bay Packers aus Wisconsin, weshalb die Vereinsfarben Grün, Gelb und Weiß in seinem &bdquo;Spielzimmer“ dominieren. Auf einer Leinwand laufen die Partien der National Football League (NFL), die man aus schweren, schwarzen Kinositzen verfolgen kann. 32 Teams gibt es. Wer auf wen trifft, verrät ein Blick auf das Holzregal mit den Mini-Helmen, die je nach den Ansetzungen des Spieltags in die Fächer einsortiert sind. An den Wänden hängen signierte Trikots. Sie sind &bdquo;matchworn“, also im Spiel von echten NFL-Größen wie Aaron Rodgers getragen. Daneben glänzen Werke von Künstler Spencer Young, der seine Motive regelmäßig auf einen Zaun gegenüber des Packers-Stadions Lambeau Field malt. Im Holzregal liegen 16 große Helme. &bdquo;Ein paar benutzte“, nennt Stephan Schliemann sein eigen. Football gewann sein Herz Gebürtig stammt der junge Mann vom Marine-Stützpunkt Eckernförde an der Ostsee. In jungen Jahren zog die Familie nach Bielefeld. Er begann mit Fußball, schnürte die Stollenschuhe für den VfB Fichte – und war gut. &bdquo;Als 15-Jähriger wollte mich Arminia Bielefeld. Später waren die Knie kaputt“, erzählt Schliemann und lehnt sich an den NFL-“Blitz“-Spielautomaten, der gleich neben der Schaufenster-Puppe in &bdquo;Packers“-Montur und einem Original-Spieltags-Aufsteller steht. Seine feurige Begeisterung für Football entbrannte irgendwann in den 90er-Jahren. &bdquo;Ich hatte ein paar Spiele im Fernsehen gesehen. Die liefen meistens nachts. Ich fand es extrem spannend.“ Doch seinerzeit steckte das Internet noch in den Kinderschuhen und die NFL wurde nur selten gezeigt. Stephan Schliemann blieb am Ball, fand Gefallen – am Sport, aber vor allem am Event-Charakter (&bdquo;Football ist das moderne Lagerfeuer“). Er entwickelte eine Passion, die mit einer Action-Figur aus Kunststoff begann und heute in seiner einzigartigen Fancave ausgelebt wird, zu der auch mehr als 60 Sammelfiguren gehören. &bdquo;Darunter sind wirkliche Sammlerstücke“, sagt der Gütersloher, bevor er ein altes Spieltags-Magazin aus dem Jahr 1959 hervorholt. Um an Raritäten wie diese zu gelangen, ist ihm auch sein Beruf als Einkäufer der US-amerikanischen Kaufhaus-Kette &bdquo;TKMaxx“ behilflich. &bdquo;Mein Job bedingt, dass ich ein guter Netzwerker bin. Über Social Media habe ich Kontakt zu vielen Communitys, auch in die USA. Ich habe viele Leute angeschrieben und gefragt, woher sie ihre Sachen bekommen. Das hat sich dann über Jahre weiterentwickelt“, erzählt Schliemann. Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an Ein Beitrag geteilt von Carsten Spengemann (@carsten_spengemann) Fast 20.000 Euro reingesteckt Die Investitionen in sein Green-Bay-Packers-Zimmer deluxe belaufen sich mittlerweile auf einen fünfstelligen Betrag. &bdquo;Ich würde sagen, sie liegen aber noch unter 20.000 Euro“, schätzt Stephan Schliemann. Die hohen Kosten sind leicht erklärt, denn die begehrten Autogramme kommen nicht einfach so auf Helme, Trikots, Figuren und Bälle (Pigskins). &bdquo;Ich schicke die Sachen nach Amerika zurück zu Signierstunden, die von Firmen veranstaltet werden. Dafür zahle ich dann natürlich“, sagt der Gütersloher. Wie etwa 1.500 Dollar für die Signatur von Mahomes auf dem rosa Ball, den Schliemann irgendwann für einen guten Zweck versteigern möchte. &bdquo;Damit ist er übrigens ein Waisenknabe gegen Tom Brady. Der nimmt 2.500 Dollar.“ Viel Geld. Aber für den Gütersloher macht sich seine Begeisterung sogar bezahlt. Ein Beispiel dafür ist das grün-weiße Jersey von Aaron Jones mit der Nummer 33, das der &bdquo;Packers“-Runningback 2018 in drei Spielen getragen hat. Erworben hat Stephan Schliemann das Shirt vor gut zwei Jahren für rund 2.500 Dollar. &bdquo;Das letzte Angebot dafür habe ich vor ein paar Tagen erhalten. Es lag bei 10.000 Dollar.“ Etwa 20 Trikots besitzt der Gütersloher. &bdquo;Experten vergleichen auf Fotos über Schmutzflecken, Löcher und Risse sowie Stoffbeschaffenheit, ob es sich tatsächlich um das echte Exemplar handelt.“ Doch Stephan Schliemann betont auch, dass es ihm nicht ums Geschäft geht. &bdquo;Ich mag den Sport, den Zugang zu besonderen Leuten, das Drumherum und das gemeinsame Erlebnis. In den USA treffen sich die Leute teilweise fünf Stunden vor den Spielen und zelebrieren es.“ TV-Moderator Carsten Spengemann war auch schon da 2019 zog Stephan Schliemann mit seiner Ehefrau (41), den beiden Töchtern (10 und 8) sowie seiner Schwiegermutter in das Einfamilienhaus in Spexard. Mit Kumpel Marko begann er, die &bdquo;Rumpelkammer“ im Untergeschoss umzubauen zur heutigen Fancave, die – nebst Bar und einem geräumigen Kühlschrank – immer wieder für Aufsehen sorgt. TV-Moderator Carsten Spengemann nannte den Raum vor zwei Jahren in einem Fernsehbeitrag &bdquo;die vielleicht coolste Mancave überhaupt“. &bdquo;Wir haben uns auch mal in London getroffen“, erzählt Stephan Schliemann. Seit einer TV-Reportage im Jahr 2021 hat er regelmäßig Kontakt zu Spengemann, der selber mal Football-Spieler und -Coach war. Live verfolgen konnte der Gütersloher sein heißgeliebten Green Bay Packers, bei denen er via Urkunde sogar Anteilseigner ist, bereits in zehn Spielen. &bdquo;Sieben davon in England, drei in Deutschland“, zählt Stephan Schliemann auf: &bdquo;In Amerika war ich aber tatsächlich noch nie.“ Das soll sich ändern. Schliemann gewinnt das Voting nicht Mit seinem außergewöhnlichen Hobbykeller war der 44-Jährige von RTL unter zehn Kandidaten für die Wahl zum ultimativen NFL-Superfan Deutschlands nominiert worden. Das Voting auf www.sport.de/nfl/nfl-superfan lief bis zum 31. Dezember. Die Entscheidung ist am Sonntag, 7. Januar gefallen. Statt in Gütersloh-Spexard klingelte bei Matthias &bdquo;Matze“ Kraus in Gochsheim im unterfränkischen Landkreis Schweinfurt das Telefon. Der 56-jährige hatte die meisten Stimmen erhalten und somit den Hauptpreis gewonnen, eine Reise zum 58. Super Bowl nach Las Vegas. &bdquo;Die Art und Weise wie RTL es verkündet hat, war für mich natürlich grenzwertig“, sagt Stephan Schliemann, &bdquo;aber ich es gönne es Matze total. Er ist auch ein voll verrückter Fan und hat es verdient.“ Seinem Kontrahenten gratulierte der Gütersloher via Instagram. Stephan Schliemann war mit seinem außergewöhnlichen Hobbykeller nominiert. Auf 38 Quadratmetern hat er für eine fünfstellige Summe ein wahres American-Football-Paradies geschaffen. Zur &bdquo;Fanhöhle“ gehören Leinwand, Kinosessel, Bar,Videowürfel und jede Menge Fanartikel der Green Bay Packers. &bdquo;Damit war er im Voting auch weit vorne dabei“, verriet ein RTL-Sprecher. Gewinner machte seiner Frau den Hochzeitsantrag auf dem Spielfeld Doch die meisten Stimmen entfielen auf Matthias Kraus. Der Versicherungsmakler hatte sich mit einer ungewöhnlichen Foto-Tradition beworben: Er fährt öfter in die Staaten, 15 Mal traf er bereits den Quaterback Aaron Rodgers. Jedes Mal wird ein Foto gemacht, welches der Football-Star dann beim nächsten Treffen erneut signiert. Gemeinsam mit dem vorherigen Bild wird dann für eine neue Aufnahme posiert – so sind über Jahre mehrere &bdquo;Ception-Fotos“ entstanden. Obendrein hat Kraus seiner Ehefrau 2019 einen Heiratsantrag auf dem Spielfeld gemacht. Der Gütersloher Stephan Schliemann durfte sich am späten Sonntagabend dennoch freuen. Sein Lieblingsklub löste dank eines 17:9 gegen die Chicago Bears noch das letzte Ticket für die Playoffs. &bdquo;Die Wahl zum Superfan war halt ein Glücksspiel. Ich ärgere mich eher, wenn ich dienstags und freitags den Eurojackpot verpasse“, sagt Schliemann. Darin liegen derzeit 120 Millionen Euro. &bdquo;Davon könnten wir zehn Mal zum Super Bowl fliegen.“ Statt das Endspiel der amerikanischen Profiliga am 11. Februar hat sicher der Gütersloher mit dem American-Football-Paradies im eigenen Haus nun aber erst einmal ein anderes Ziel gesteckt. &bdquo;Ich möchte in diesem Jahr gerne mal nach Green Bay reisen, um mir ein Heimspiel der Packers anzusehen.“ So oder so, Stephan Schliemann darf sich durchaus als Superfan bezeichnen – auch ohne offiziellen Titel.

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