Krieg im Klassenzimmer? Kämpfe in Nahost und Ukraine beschäftigen Gütersloher Schüler

Gütersloh. Wenn der Krieg ins Klassenzimmer kommt: Die Konflikte in Nahost und in der Ukraine treiben auch die Schülerinnen und Schüler in Gütersloh um. &bdquo;Sie bekommen mit, dass schlimme Sachen auf der Welt passieren“, sagt Axel Rotthaus, Schulleiter des Städtischen Gymnasiums. &bdquo;Das Interesse an dem Phänomen ist bei ihnen spürbar.“ Freude oder Zustimmung über den Terror der Hamas gegen Israel gibt es im weit entfernten Gütersloh aber nicht. An anderen deutschen Schulen sieht das anders aus. Erst kürzlich waren ein Lehrer sowie ein 15-jähriger Schüler am Ernst-Abbe-Gymnasium in Berlin-Neukölln sogar in eine Schlägerei geraten, weil ein Mitschüler eine Palästina-Flagge umhertrug. Derartige Spannungen und Konflikte finden in Gütersloh nicht statt, das bestätigen auch andere heimische Schulleiter. &bdquo;Das hängt damit zusammen, welche einzelnen Gruppierungen in den Schulen aufeinandertreffen“, sagt Axel Rotthaus. Schüler stellten zwar durchaus Fragen zum Konflikt in Nahost. Mit kernigen Aussprüchen oder gar Demonstrationen von Triumph hielten sie sich derweil zurück. &bdquo;Die Bewertung der Lage in Israel wird, etwa in Philosophie oder in gesellschaftswissenschaftlichen Fächern, durchaus kontrovers diskutiert. Insgesamt herrscht aber der Wunsch nach Sachinformation und Faktenorientierung vor.“ Gütersloher Schule duldet keine extremen politischen und religiösen Äußerungen Destruktive oder gewalttätig ausgetragene Auseinandersetzungen habe der Schulleiter am Städtischen Gymnasium nicht wahrgenommen. &bdquo;Wir bekommen aber natürlich nicht mit, was im stillen Kämmerlein passiert. Unsere Schüler neigen allerdings auch nicht dazu, sich extremistisch zu besinnen“, erzählt Rotthaus im Gespräch. Auch an der Janusz-Korczak-Gesamtschule ist das Kriegstreiben auf der Welt Thema in der Schülerschaft. Extreme Aussagen pro oder contra einer Kriegspartei gibt es aber nicht, versichert Schulleiterin Heidrun Elbracht. &bdquo;Unseren Schülern ist klar, dass wir extreme politische oder religiöse Äußerungen nicht dulden.“ Zwar besuchen auch &bdquo;einige“ Jugendliche mit arabischem Hintergrund die Gütersloher Gesamtschule, &bdquo;von ihnen würde sich aber niemand derartig positionieren“, glaubt Elbracht. Die Lehrerschaft an der Janusz Korczak-Schule ist derweil angehalten mit möglichen Konflikten rund um antisemitische Narrative oder Gewaltverherrlichung sensibel umzugehen. &bdquo;Sie sollen so reagieren, wie sie es in der einzelnen Situation für richtig halten“, äußert Heidrun Elbracht ihr vollstes Vertrauen in die Kolleginnen und Kollegen. Bislang aber sei eine solche Konstellation noch nicht eingetreten. Im Ernstfall werde die Gesamtschule auch die vom Schulministerium zur Verfügung gestellten Hilfestellungen nutzen, beispielsweise in Form von Unterrichtsmaterialien. Gütersloher Schulleiter: Zu Beginn des Ukraine-Kriegs gab es Spannungen Während der Terror der Hamas gegen Israel bislang zu keinerlei Konflikten in der Gütersloher Schülerschaft geführt zu haben scheint, sah dies zumindest zu Beginn des Ukraine-Kriegs anders aus. &bdquo;Als der Konflikt frisch war, gab es durchaus Spannungen“, erzählt Axel Rotthaus vom Städtischen Gymnasium im Gespräch. &bdquo;Es gab spürbare Vorbehalte zwischen Schülern mit russischen Wurzeln und Jugendlichen aus der Ukraine. Es wurde von Sticheleien oder verbalen Unfreundlichkeiten besonders in den Pausen berichtet.“ Bei solchen Vorfällen fordere das Städtische Gymnasium, wie bei allen anderen Konflikten auch, ein Verhalten ein, das gemeinsames Arbeiten in einem angstfreien Klima erlaubt. &bdquo;Das Team der Schulsozialarbeit arbeitet mit einzelnen Schülerinnen und Schülern oder mit Klassen in diesem Sinne. Hilfreich ist außerdem, dass uns Erwachsene unterstützen, die russisch oder ukrainisch sprechen“, gibt Axel Rotthaus einen Einblick. Grundschulkinder in Gütersloh verfolgen das Kriegsgeschehen noch nicht Letztlich habe er zu Beginn des Ukraine-Kriegs aber mit mehr Auseinandersetzungen zwischen ukrainisch- und russischstämmigen Schülern gerechnet. &bdquo;Ich habe wirklich mehr erwartet. Einfach, weil zum Teil junge Männer auf unsere Schule gehen, bei denen ich damit gerechnet habe, dass sie ihre Meinung offensiv vertreten würden. Das war aber eher nicht der Fall.“ So gebe es derzeit auch keine unterschwellig spürbaren Konflikt einzelner Gruppierungen mehr, so Rotthaus im Gespräch. Weil viele ukrainischen Schüler der russischen Sprache mächtig sind, mutmaßt der Schulleiter, dass &bdquo;dies durchaus auch Druck vom Kessel genommen hat und sie Konflikte selbst ausgeräumt haben.“ In Gütersloher Grundschulen sind die Kriege in der Ukraine und in Israel derweil kein Thema. Die Schüler, zwischen sechs und zehn Jahre alt, seien dafür schlichtweg noch zu jung, glaubt Dirk Ködding, Schulleiter der Grundschule Neißeweg. &bdquo;Sie verfolgen die Geschehnisse noch nicht so in den Medien, wie es ältere Schülerinnen und Schüler tun.“

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