Finanzskandal bei der Kirche: Gütersloher Pfarrer soll 122.000 Euro veruntreut haben

Gütersloh. Rund drei Monate nach der Selbstanzeige des Pfarrers Elmar Quante, ermittelt nun die Staatsanwaltschaft Bielefeld wegen des Verdachts der Untreue gegen einen 65-jährigen Pfarrer aus Gütersloh. Das bestätigte am Mittwochnachmittag der Pressedezernent der Staatsanwaltschaft, Philipp Kalbertodt, gegenüber der "NW". Den Namen des 65-Jährigen nannte der Staatsanwalt nicht. Es handelt sich nach Informationen dieser Zeitung um Elmar Quante, der insgesamt über 122.000 Euro an die Konten einer Internetbekanntschaft überwiesen haben soll. Über eine Internetplattform soll Quante zu einer nicht näher identifizierten Person ein Vertrauensverhältnis aufgebaut haben. Unter Vorspiegelung falscher Tatsachen habe sich Quante durch die Person veranlasst gefühlt, diverse Geldbeträge zu überweisen. Nach dem derzeitigen Ermittlungsstand seien die Geldtransfers auf unterschiedliche Auslandskonten erfolgt. Dabei gehe die Staatsanwaltschaft von einem Gesamtvolumen von rund 122.000 Euro im Zeitraum von Januar bis Juni 2023 aus, sagt Kalbertodt. &bdquo;Diese Überweisungen sollen von kirchengemeindlichen Konten ausgeführt worden sein“, fügt er hinzu. Darüber hinaus habe der Beschuldigte auch Geld aus seinem Privatvermögen an den mutmaßlichen Betrüger gesendet. Nähere Angaben zu den privaten Überweisungen, könne die Staatsanwaltschaft allerdings nicht machen, so der Pressedezernent. Staatsanwaltschaft kann noch kein Ende der Ermittlungen benennen Des Weiteren habe der Quante jetzt auch Anzeige gegen seine Internetbekanntschaft erstattet. Auch in diesem Fall würde ermittelt, heißt es aus Bielefeld. Wann die Ermittlungen in beiden Fällen abgeschlossen seien, könne Kalbertodt derzeit nicht sagen. Hintergrund: Elmar Quante war zum 1. Juli nach einer Selbstanzeige vom Erzbistum Paderborn in seiner Funktion als leitender Pfarrer des pastoralen Raums Gütersloh auf eigenen Wunsch entbunden und beurlaubt worden. Als Grund wurden &bdquo;Unregelmäßigkeiten in der kirchlichen Vermögensverwaltung in signifikantem Umfang“ angeführt worden. Bereits damals wurde vermutet, dass Quante Opfer eines Betrugs geworden sei und dabei eigenes wie auch Geld der katholischen Kirchengemeinde in niedrigem sechsstelligen Bereich veruntreut habe. Diese Vermutung wurde jetzt durch die Staatsanwaltschaft bestätigt. Das Erzbistum möchte sich "wegen des laufenden Verfahrens" nicht zu den Ermittlungen weiter äußern, bestätigt aber die Aussagen der Staatsanwaltschaft. Auf die Frage, ob die interne Revision mittlerweile abgeschlossen ist, welche Ergebnisse es gibt und ob und wann diese veröffentlicht werden, gibt es seitens Paderborn keine Antwort. Da der Pfarrer Selbstanzeige gestellt habe, wolle das Erzbistum als Geschädigter selbst keine Anzeige stellen. Die Nachfolge Quantes soll im November geklärt sein Auch die Nachfolge ist noch nicht gelöst. "Es ist unser Interesse, die Stelle des leitenden Pfarrers des Pastoralen Raumes Gütersloh so schnell als möglich wieder zu besetzen", sagt Bistumssprecher Thomas Throenle. Im Moment laufe das Stellenbesetzungsverfahren, die Leitungsstelle sei unter den Priestern des Erzbistums Paderborn ausgeschrieben, Interessenten könnten sich bewerben. "Wir wünschen uns, dass wir Anfang November eine Personalentscheidung bekannt geben können, wann dann der Stellenantritt erfolgt, kann noch nicht gesagt werden." Trotz seines Verzichtes auf die Stelle des leitenden Pfarrers des Pastoralen Raumes Gütersloh ist und bleibe Quante Priester des Erzbistums Paderborn. "Als Erzbistum Paderborn sind wir mit ihm im Gespräch", so Throenle. Wo sich Quante derzeit aufhält, könne er aus Gründen des Persönlichkeitsschutzes nicht mitteilen. Quante wurde seit seiner Beurlaubung wiederholt in der Stadt gesehen, zudem soll die bisherige Wohnung Quantes weiter in Nutzung sein. Für eine Stellungnahme war, Thomas Hengstebeck, der den Pastoralen Raum derzeit leitet, nicht zu erreichen.

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