Irritation über Auftritt von Güterslohs Bürgermeister Morkes bei Mittelalterfest

Gütersloh. Bürgermeister Norbert Morkes steht wegen seines Engagements für die Firma Anno Events weiter in der Kritik. Grüne und FDP äußern offen ihre Missbilligung, auch in der CDU hält das Stirnrunzeln an. Anlass sind Auftritte von Morkes bei den von Anno ausgerichteten Mittelalterfesten in Detmold und Telgte. Morkes indes sagte am Donnerstag, "ich kann in meiner Freizeit tun und lassen, was ich will. Das ist mein Privatleben. Darüber haben nicht die Grünen und die FDP zu bestimmen." Der Bürgermeister hatte bei der Markteröffnung von Anno 1366 in Detmold gemeinsam mit Stephan Prinz zur Lippe auf der Bühne gestanden: Morkes im Rittergewand, Prinz zur Lippe mit Sakko. Das ist einem YouTube-Video zu entnehmen, das Morkes über seinen Facebook-Account selbst geteilt hat. Zu sehen ist, wie er eine Ansprache hält und mit dem Prinzen das Fest eröffnet. &bdquo;Es ist offensichtlich, dass unser Bürgermeister dort als Vertreter von Anno auftritt“, sagt Grünen-Sprecherin Gitte Trostmann. Seine Kinder Felix und Lara, die offiziell die Geschäfte der Veranstalteragentur führen, seien auf der Bühne nicht zu sehen, stattdessen ihr Vater, der in &bdquo;Wir-Form“ und somit eindeutig für Anno spreche. "Für uns hat das ein Geschmäckle", sagen Gütersloher Politiker &bdquo;Uns geht das zu weit“, sagt Trostmann. Natürlich dürfe ein Bürgermeister seine Freizeit frei gestalten, aber es sei nicht angebracht, sich für seine Privatfirma derart in den Vordergrund zu stellen. "Für uns hat das ein Geschmäckle. Es wäre für unsere Stadt besser, wenn er seine Arbeitskraft voll und ganz in die Tätigkeit als Bürgermeister steckt.“ Morkes steht seit einiger Zeit wegen seines Anno-Engagements unter Beobachtung. Der Bürgermeister erklärte gegenüber den Fraktionen im Juni, Anno-Events sei quasi &bdquo;ein Kind von ihm“, und man entlasse seine Kinder nicht einfach in die Freiheit. Sein Sohn und seine Tochter führten seit mehreren Jahren Anno-Events alleine weiter. Sie führten die Verhandlungen und machten die Verträge selbstständig. Zuhause am Frühstückstisch werde über Vorgehensweisen und Entscheidungen diskutiert. Aus Erfahrungswerten gebe er seine Empfehlungen an seine beiden Kinder. &bdquo;Dass er seinen Kindern beisteht und auch ein Bürgermeister das Recht auf ein Privatleben hat, dagegen ist nichts zu sagen“, sagt FDP-Sprecher Sascha Priebe. &bdquo;Was wir nun aber auf dem Video aus Detmold sehen, hat mit Beratung am Frühstückstisch wenig zu tun.“ Priebe erinnert daran, dass Morkes im März über seine Nebentätigkeiten 2022 geschrieben hatte, &bdquo;meine Tätigkeiten bei der Firma Anno Events und der Anno-Veranstaltungsreihe ruhen nach wie vor“. Diese Äußerung sei mit dem Detmolder Auftritt nur schwer vereinbar. Mittelalter in Telgte statt Pavenstädter Schützenfest Priebe reibt sich auch daran, dass der Bürgermeister unlängst dem offiziellen Termin beim Schützenfest in Pavenstädt samt Kreisschützenfest fernblieb und es vorzog, beim Mittelalterfest Anno 1238 in Telgte zu sein. &bdquo;Ausgerechnet Pavenstädt! Das sind doch seine direkten Nachbarn.“ Stattdessen ließ er sich von der stellvertretenden Bürgermeisterin Ingrid Hollenhorst (CDU) vertreten. So kam es in Pavenstädt zu der Situation, dass Hollenhorst vor der Königsparade auf dem Festplatz als Vertreterin der Stadt ihr Grußwort sprach, der Schützenvereinsvorsitzende Rainer Straube aber kurz darauf sein Handy aus der Tasche zog, es vors Mikrofon hielt und Morkes live aus Telgte zuschaltete. Der Bürgermeister sagte ein paar Worte und wünschte einen guten Festverlauf, während Hollenhorst leicht irritiert daneben stand. Wie es heißt, habe sie davon nichts gewusst. &bdquo;Die Aktion war mir mir abgesprochen“, sagt Straube. Morkes habe ihm etliche Tage vorher mitgeteilt, er sei beim Schützenfest diesmal nicht dabei. &bdquo;Am Freitag vorm Fest meldete er sich erneut und fragte, was ich von einer telefonischen Grußbotschaft hielte. Ich fand die Idee gut, und sie kam auch super bei den Schützen an.“ Er finde es verständlich, dass ein Bürgermeister nicht auf allen Hochzeiten tanzen können. Mehrere Presseauftritte von Morkes im roten Anno-Shirt Morkes sagte sagte am Donnerstag, er sei auf nahezu jedem Gütersloher Schützenfest gewesen. Für die Aktion in Pavenstädt habe er wahnsinnig viel Applaus bekommen. Im vergangenen Jahr hatte er die Schützenkönigin Karin Straube, Gattin des Vorsitzenden, sogar auf eigenen Schultern ins Festzelt getragen. &bdquo;Man kann diese Telefon-Grußbotschaft ja witzig finden“ sagt FDP-Sprecher Priebe, &bdquo;aber es bleibt dabei, dass unser Bürgermeister lieber auf sein Mittelalterfest geht als auf das Fest vor seiner Haustür.“ Priebe hatte selbst in Uniform auf dem Pavenstädter Festplatz gestanden. &bdquo;Ich fand sein Verhalten gegenüber Frau Hollenhorst unfair. Entweder er kommt oder er bleibt weg, meinetwegen. Aber er sollte sich nicht offiziell vertreten lassen und sich dann doch zu Wort melden.“ In Telgte hatte Morkes schon zwei Wochen vorher, am Freitag, 21. Juli, an einem Pressetermin im Vorfeld des Anno-Festes teilgenommen. Ein Foto in den "Westfälischen Nachrichten" zeigt ihn im roten Anno-T-Shirt, gemeinsam mit Festorganisatoren, darunter Sohn Felix und Tochter Lara. Der "WN"-Redakteur schreibt in seinem Bericht über &bdquo;Nobby Morkes und sein Team“. Auch in Detmold hatte Morkes vor dem Fest an einem Pressetermin im roten Anno-Shirt teilgenommen. Der Bürgermeister findet am Auftritt in Detmold nichts Verwerfliches Morkes, Gründer und Gesellschafter von Anno Events, sagte am Donnerstag, er habe in Detmold in der Tat als Anno-Vertreter und als "Ritter Partum Heros" auf der Bühne gestanden. Er finde daran nichts Verwerfliches. Seine Kinder seien auf dem Festgelände beschäftigt gewesen, hätten sich unter anderem um die Taverne gekümmert. Beim Anno 1230 demnächst in Rahden werde Felix wieder auf der Bühne stehen.

Meistgelesen