Neue Fotos bald in der Innenstadt: Diese Menschen halten Gütersloh sauber

Gütersloh. Jeden Tag produzieren wir haufenweise Müll. Fragt man die Stadtreinigung nach den konkreten Mengen, kommen Zahlen, die man kaum glauben mag. Doch wer entfernt unseren Müll eigentlich? Wer hält die Stadt sauber? In einer Fotoausstellung in den Schaufenstern der Innenstadt sind demnächst die Gesichter dazu zu sehen. Sie heißen zum Beispiel Abdelaziz Moukhtari, Torsten Klaphecke und Dogan Siddik. &bdquo;Ich mag meine Arbeit“, sagt Moukhtari. "Man sieht, was man leistet, und Anerkennung von den Bürgern kommt auch. Danke, dass Sie für uns sauber machen, so einen Satz höre ich schon mal. Dann freue ich mich.“ Außerdem: Die Stimmung im Team sei klasse. Seit 1989 steht Moukhtari in Diensten der Stadt und damit von uns allen. Schon sein Vater, 1977 aus Marokko eingewandert und inzwischen 90 Jahre alt, habe bei der städtischen Müllabfuhr gearbeitet. Auch Dogan Siddik und Torsten Klapphecke sind seit etlichen Jahren dabei. Dass sie frühmorgens raus müssen, dass sie Sondereinsätze wie bei Gütersloh International oder DJs in Town schieben, dass sie in der Spätschicht bis 21 Uhr arbeiten, dass sie bei Schnee und Eis nachts aus den Betten geklingelt werden und ohnehin oft ein Bereitschaftstelefon bei sich tragen: Das sei schon okay, gehöre zum Job. Fotos der Müllwerker sollen in Gütersloher Schaufenstern hängen &bdquo;Bekommen diese Leute genügend Lob und Wertschätzung? Erkennen wir wirklich, wie wichtig es ist, was sie da für uns tun? Nehmen wir sie genügend wahr?“ Das waren die Fragen, die sich Elisabeth Meier und Gerhard Schreier stellten. Im Rahmen der Gütersloher Klimawoche Mitte September – Motto: Respekt vor der Erde – planen sie nun eine Fotoausstellung. Sie begleiten die Stadtreiniger bei ihrer Arbeit, fotografieren sie und bringen die Bilder in die Öffentlichkeit. Die Ausstellung trägt den schönen Titel "Die Kehr-Seite". Rund 15 Motive sind geplant. Sie zeigen die Müllwerker, wie sie die Tonnen leeren und die Zigarettenkippen aufpicken, wie sie die Containerstandorte säubern, den Sperrmüll abholen. Elisabeth Meier: &bdquo;Oft registrieren wir die Arbeit dieser Menschen trotz der orangen Signalkleidung nur im Augenwinkel, im Hintergrund. Doch ohne sie sähe unsere Stadt anders aus, wahrscheinlich wie eine, in der man nicht leben möchte.“ Die Fotos, sie sollen in den den Schaufenstern hängen. &bdquo;Wir hoffen, dass möglichst viele Geschäfte dazu bereit sind“, sagt Gerhard Schreier. Rainer Schorcht, Sprecher der heimischen Kaufleute, habe erklärt, die Aktion unterstützen zu wollen, in seinen Kreisen dafür zu werben. Schreier sagt, er werde seine Bilder auf DIN-A-3-Format ziehen, Plakatgröße. Pro Motiv zehn bis fünfzehn Abzüge, das reiche. Seit ein paar Jahren gehört auch eine Frau zum Team Schreier ist Rentner, Hobbyfotograf. Doch er hängt sich ordentlich rein. Morgens um sechs Uhr, Schichtbeginn der Stadtreiniger, ist er ebenfalls dort. Er geht mit, setzt sich in den Müllwagen mit auf den Bock, lässt sich was erzählen. &bdquo;Man bekommt ziemlich viel Dreck zu sehen“, berichtet er. &bdquo;Was die Leute alles wegwerfen! Fische, Möbel, Fernseher, da draußen liegt so vieles wild herum.“ Sein Respekt vor der Arbeit der Stadtreinigung und Müllabfuhr sei gehörig gewachsen. &bdquo;Ich sage: Das sind unsere Heinzelmänner“. Wobei unter den 30 Mitarbeitern seit 2010 auch eine Frau ist, eine Heinzelfrau. Sie ist bei der Stadtreinigung beschäftigt und lenkt Müllfahrzeuge. Meier und Schreiber sind über den Arbeitskreis Asyl und den Weltladen in dem Projekt engagiert. Sie hoffen, die Fotos nicht nur während der Klimawoche, sondern etwas länger zeigen zu können. Die Ausstellung sei aufwendig, und die Müllwerker hätten es verdient. Die Klimawoche läuft vom 16. bis 22. September, rund 30 Partner machen mit: Stadt, Verbraucherzentrale, Schulen, Umweltverbände, Bürgerstiftung, Förderkreis Stadtpark/Botanischer Garten, Dorf- und Heimatverein Isselhorst, Arbeitslosenselbsthilfe, etc.. Der semi-offizielle Auftakt ist schon für Freitag, 15. September, 13.30 Uhr, angesetzt: Parents for Future organisiert einen Kinderwagen-Korso durch die Stadt. Mehr als 450 Kilogramm Müll produziert jeder Gütersloher pro Jahr Die Präsentation von Menschen, die unseren Planeten reinigen, passe ideal in diese Woche, finden Elisabeth Meier und Gerhard Schreiber. Auch Abdelaziz Moukthari findet das Projekt toll. &bdquo;Es ist schön, dass man unsere Arbeit mal in den Fokus rückt", sagt er. Vielleicht trügen die Fotos ja dazu bei, dass die Bürger etwas sorgsamer mit der Umwelt umgingen, achtsamer. Weniger Müll wäre in der Tat nicht schlecht - aktuell produziert jeder Gütersloher 456 Kilogramm pro Jahr. 155 davon sind Restabfall, 301 sind Wertstoffe wie Gartenabfälle, Kompost, Holz oder Altpapier. Zu glauben, diese Menge sei in letzter Zeit weniger geworden, ist ein Irrtum. Das Gegenteil ist der Fall. Vor zwanzig Jahren waren es noch weniger als 400 Kilo.

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