Warum Gütersloher Entsorger nicht auf Löschschaum mit Schadstoffen verzichten kann

Gütersloh. Schadstoffe im Löschschaum sind die Ursache dafür, dass einige Isselhorster Bürger ihr Grundwasser nicht mehr nutzen dürfen. Die Firma Zimmermann sieht sich gleichwohl nicht in der Lage, auf Schaum mit PFAS-Verbindungen gänzlich zu verzichten. Ohne diese Inhaltsstoffe seien manche Brände nicht zu löschen. PFAS – die Abkürzung für per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen - bezeichnet eine Stoffgruppe von mehr als 10.000 Chemikalien. Weil sie schwer abbaubar sind, sich in Organismen anreichern, machen sie möglicherweise krank. Die Gütersloher Feuerwehr verzichtet schon länger auf PFAS-haltigen Löschschaum. Seit 15 Jahren setze sie auf einen Mehrbereichsschaum, der frei davon sei, so eine Sprecherin der Stadt. Auf dem Gelände von Zimmermann sind die PFAS-Stoffe beim Löschen von Bränden ins Grundwasser gelangt. Sechs Mal habe es dort seit 2016 gebrannt, so die Firma. Fotos von diesen Einsätzen zeigen Schaumdecken von beträchtlichem Ausmaß. Da die Zimmermann-Tochter GVE beabsichtigt zu erweitern, hatte es die Brände und deren mögliche Auswirkungen der Bezirksregierung gemeldet, Aufsichtsbehörde für den Gütersloher Sondermüllentsorger. Gutachter bestätigten die Belastung. Das waren die Gründe für die Brände bei Zimmermann Die Brände hätten unterschiedliche Gründe gehabt, so das Unternehmen. &bdquo;Sie wurden meist durch Abfälle ausgelöst, die von Abfallerzeugern falsch oder unzureichend deklariert waren“, so ein Sprecher. Aus Zeitungsartikeln geht hervor, dass Zimmermann eine automatische Löschanlage hat, die die Brände mit sogenanntem Schwerschaum erstickt. Für die Feuerwehr, bei der in solchen Fällen ebenfalls automatisch der Alarm anschlägt, beschränkt sich der Einsatz meistens auf Nachlöschen, Querlüften und Kontrolle. Im August 2016 etwa konstatierte die Bezirksregierung, dass ein falsch deklarierter Abfallbehälter die wahrscheinliche Ursache für einen Brand war. Fehlwürfe und Falschdeklarationen könnten zu einer Zusammensetzung von Abfällen führen, die entzündlich oder gar explosiv sei. Wenige Tage später, Anfang September 2016, kam es prompt zu einem weiteren Brand, bei dem metallisches Natrium, verpackt in Schlauchbeuteln, Detonationen samt Feuer auslöste. &bdquo;Das hätte da nicht reingehört“, so ein Firmenvertreter damals. Die Mitarbeiter nähmen zwar ständig Proben vom angelieferten Abfall, gleichwohl seien solche Fälle nie gänzlich auszuschließen. Da selbst der Schaumteppich seinerzeit nicht reichte, den Brand komplett zu ersticken, trugen Einsatzkräfte zusätzlich Mutterboden und Sand auf. PFAS, so teilt Zimmermann nun mit, habe die &bdquo;positive Eigenschaft, chemisch und thermisch resistent zu sein. Insofern eignen sich solche Löschschäume für eine effektive Brandbekämpfung und werden von den Feuerwehren bei Bedarf bundesweit eingesetzt.“ Bei der Gütersloher Feuerwehr ist das indes nicht der Fall, so Stadtsprecherin Annette Blumenstein. Feuerwehrchef Hans-Joachim Koch könne sich nicht erinnern, seit seinem Jobantritt in Gütersloh vor mehr als zwei Jahrzehnten jemals PFAS-haltigen Schaum eingesetzt zu haben. Feuerwehr nutzt Schaum zum Löschen eher selten Das gelte sowohl für die Berufsfeuerwehr als auch für die Löschzüge, so Blumenstein. Überwiegend würden Brände ohnehin mit Wasser gelöscht. Schaum verwende die Feuerwehr in der Regel nur dann, wenn es gelte, einen Schwelbrand zu löschen. Der Schaum decke ab und verhindere die Zufuhr von Sauerstoff. Feuerwehrchef Koch vermutet, dass in Deutschland in 99 Prozent der Fälle, in denen sich die Brandbekämpfer für Schaum entscheiden, der PFAS-freie Mehrbereichsschaum verwendet werde. Das sei Standard. Lediglich in Spezialfällen mit Lösungsmitteln oder komplexen chemischen Verbindungen sei das eventuell nicht der Fall. Genau das trifft indes bei Zimmermann zu. Der Sondermüllentsorger, mit 500 Beschäftigten ein Riese in diesem Geschäft, hantiert mit derart vielen Stoffen, dass ein falsches Vermengen Folgen haben kann. Gütersloher Unternehmen entsorgt auch Löschwasser anderer Brände Zimmermann nimmt auch Löschwasser von anderen Bränden an, behandelt und entsorgt es. Enthalte es PFAS, werde es über Aktivkohle gebunden und aus dem Löschwasser entfernt. Auch die Grundwassersanierung, die Zimmermann seit Ende Mai auf dem Gelände der GVE-Tochter vornimmt, arbeitet mit Aktivkohle-Filter. &bdquo;Erste Messergebnisse zeigen, dass im Ablauf der Sanierungsanlage keine PFAS-Verbindungen mehr nachweisbar sind. Ein weiterer Eintrag wird also durch die Grundwassersanierung gekappt.“

Meistgelesen