Gütersloher Schauspielerin Vivien Sczesny äußert sich über Debatte um Til Schweiger

Hallo Frau Sczesny, bei welchem Filmprojekt erwischen wir Sie gerade? Vivien Sczesny: Als letztes stand ich in der ZDF-Reihe &bdquo;Ein Fall für Zwei“ für die Folge &bdquo;Showbizz“ unter der Regie von Till Müller-Edenborn als Rapperin Mila Hassel vor der Kamera. Übrigens sind meine rosafarbenen Haare ein Andenken dieser wirklich wunderbaren Zeit. Ich hatte große Freude daran, in Frankfurt zusammen mit Wanja Mues, als Privatdetektiv Leo Oswald, und Antoine Monot Jr., als Rechtsanwalt Benni Hornberg, spielen zu dürfen. Voraussichtlich wird mein nächstes Projekt diesen Sommer ein neuer Film der ARD-Reihe &bdquo;Billy Kuckuck“ sein, in dem ich dann – unglaublich – schon zum sechsten Mal meinen Filmeltern Aglaia Szyszkowitz und Gregor Bloéb als Hannah Kuckuck das Leben verkomplizieren kann. Ansonsten bin ich tatsächlich erst letzte Woche vom Münchener Filmfest zurückgekommen. Mit 22 Jahren haben Sie bereits in mehr als 20 Serien und Kinofilmen mitgewirkt. Wann setzen Sie ausschließlich auf die Karte Film und Fernsehen? Ich habe bereits sehr früh gewusst, dass die Schauspielerei meine Leidenschaft ist und freue mich deshalb umso mehr, dass ich diese Leidenschaft beruflich ausüben kann. Sagen wir es so: Wenn das nicht von Beginn an für mich vorstellbar gewesen wäre, dann hätte ich es auch nicht gemacht. Die Frage nach dem Zeitpunkt stellt sich also insofern gar nicht mehr, weil ich mich schon längst entschieden habe - spätestens nach dem Abitur. Das bedeutet aber nicht, dass ich mich nicht auch für andere Bereiche interessiere. Erst dieses Jahr habe ich meinen Bachelor in Geschichtswissenschaften und Politikwissenschaften gemacht, sozusagen meine zweite Leidenschaft. Also, ich studiere ebenfalls sehr gerne, bilde mich weiter, und arbeite daher auch an der Universität als Tutorin für Alte Geschichte und an der Fakultät für Soziologie im Sonderforschungsbereich für ein spannendes Projekt mit dem Namen ATOWE (A Theory of World Entities). Zuletzt haben Sie beim Kinofilm &bdquo;Manta Manta – Zwoter Teil“ mitgewirkt. Gegen Produzent Til Schweiger hatten danach mehrere Mitarbeiter schwerste Vorwürfe erhoben, in denen es um Schikanen und Gewalt ging. Wie haben Sie die Debatte miterlebt? Also, selbstverständlich habe auch ich die Debatte miterlebt und verfolgt. Es steht außerfrage, dass Machtmissbrauch allgemein in keinem beruflichen Feld zu rechtfertigen ist. Jedes Arbeitsverhältnis ist gleichzeitig ein Vertrauensverhältnis. Es sollte sich stets auf Augenhöhe, mit gegenseitigem Respekt begegnet werden. Das möchte ich vorab gesagt haben. Dennoch spreche ich jetzt hier für mich und das bedeutet, dass ich von positiven Erfahrungen am Set von &bdquo;Manta Manta“ erzählen kann. Abgesehen von der absolut traumhaften Location, an der ich gedreht habe, habe ich die Stimmung locker und freundschaftlich wahrgenommen. Jeder und jede hat – egal in welcher Position – versucht, sein oder ihr Bestes zu geben, um das zu erreichen, was unser gemeinsames Ziel war: einen tollen Film zu machen! Mit Til Schweiger zu arbeiten hat mir sehr viel Spaß gemacht. Er hat immer alles im Blick und weiß genau, wie er seine Visionen umsetzen möchte, was ich sehr bewundernswert finde. Und trotzdem bleibt immer noch Zeit für freieres Spiel, für Improvisation, bei der die Kamera einfach weiterhin beobachtet, was für Schauspielende ein großer Spaß ist. Nehmen Sie uns mal mit: Wie geht es generell an Filmsets zu? Wird der Ton auch schon mal rauer, weil viel Geld und wenig Zeit im Spiel ist? Zunächst einmal: Die Frage ist nicht pauschal zu beantworten. Es gibt unterschiedliche Formate, die jeweils andere Sets und Arbeitsweisen mit sich bringen. Bei Kinofilmen hat man mehr Zeit zur Verfügung und bei wöchentlich oder täglich ausgestrahlten Serien eben weniger. Und wie wir alle wissen: Zeit ist Geld. Generell ist es aber so, dass das gesamte Team immer zusammenarbeitet, um das beste Ergebnis herauszubekommen. Unterschiedliche Menschen, Situationen und Umstände - das sind alles Faktoren, die die Stimmung beeinflussen. Generell sind an einem Filmset einige Stationen für Schauspielende oft gleich: Nach der terminierten Abholung wird man an die Basis gebracht, wo man seinen Trailer, oft eine Art Wohnwagen, bezieht. Dann folgt Maske und Kostüm, ein wenig Warten und bald heißt es auch schon: &bdquo;Und bitte!“ Berlin, Köln, Leipzig – als Schauspielerin sind Sie viel unterwegs. Wie oft sind Sie tatsächlich noch in Ihrer Heimat und wo und wie leben Sie? Ich bin zwar viel unterwegs, aber tatsächlich lebe ich noch in Gütersloh bei meinen Eltern. Berlin ist aber schon ein Träumchen und ich stelle mir gut vor, eine Zeit hier zu wohnen. Durch viele Eindrücke, die man unterwegs sammelt, ist es aber auf jeden Fall schön, eine Art Anker zu haben, zu dem ich immer wieder zurückkehren kann. Das ist natürlich mein Zuhause, aber vor allem auch meine Eltern, die mich immer unterstützt haben und es auch weiterhin tun. Sie engagieren sich noch im SPD-Ortsverein Isselhorst, studieren Politik und Geschichte in Bielefeld – eine Perspektive für die Zukunft? Was haben Sie vor? All die von Ihnen genannten Bereiche spielen eine große Rolle in meinem Leben, weil sie mir persönlich wichtig sind und am Herzen liegen. Das ist ja das Schöne und das muss ich an dieser Stelle noch einmal sagen: Ich darf mich momentan wirklich mit all den Dingen beschäftigen, die mir unglaublich viel Freude bereiten. Und so möchte ich meinen Weg auch weiter gehen und schauen, wohin er mich führen wird. Welche Richtung ich dann jeweils einschlage, lasse ich offen, denn wir wissen auch: Es kommt meist anders, als man denkt! Mal selbstbewusste Teenie-Tochter in Billy Kuckuck, dann die freche Göre im Kinohit &bdquo;Manta Manta“ oder Darstellerin in Krimi-Serien wie Soko, WaPo oder der ARD-Serie &bdquo;In aller Freundschaft“. Was ist ihre absolute Lieblingsrolle? Wie gut, dass Sie nach einer Rolle fragen, denn da muss ich gar nicht lange nachdenken: Das ist auf jeden Fall Jemma in &bdquo;Ein starkes Team – Jemma“. Ein ZDF-Film, der noch in diesem Jahr ausgestrahlt wird. Im letzten Frühjahr durfte ich dafür rund dreieinhalb Wochen im schönen Kreuzberg in Berlin wohnen und drehen. Jemma ist für mich eine ganz besondere Rolle und der Film ein Herzensprojekt, da ich unglaublich viel gelernt habe in der Zeit und mich spielerisch und persönlich weiterentwickeln konnte. Übrigens war es natürlich auch sehr cool, das muss ich zugeben, dass ich für diesen Film Tanzstunden bekommen habe: Jemma kann nämlich Heels Dance tanzen, was zu Beginn ziemlich herausfordernd war. Und wen oder was würden Sie niemals darstellen wollen? Da sag ich doch: Sag niemals nie! Ich weiß es nicht und würde grundsätzlich auch erst einmal nichts ausschließen wollen. Das ist so schön an der Schauspielerei, das wünscht sich eigentlich jeder und jede, dass man in unterschiedliche Rollen schlüpft und sich ausprobiert. Was ist für Sie untrennbar mit dem Kreis Gütersloh verbunden? Das ist die schwierigste Frage, das gebe ich zu! Vielleicht, weil es so naheliegend ist, ich hier geboren bin. Aber ist die einfachste Antwort darauf dann nicht einfach Heimat? Das ist und wird untrennbar für mich sein und bleiben. Ansonsten bin ich überaus zufrieden mit dem Kulturangebot und -engagement der Stadt. Ich liebe das Theater und habe mir bereits für die kommende Saison einige Karten gesichert.

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