Finanzskandal in Kirchengemeinde: Wurde der Gütersloher Pfarrer Opfer eines Betrugs?

Gütersloh. Ist Pfarrer Elmar Quante einem Betrug aufgesessen? Das zumindest behauptet ein Bekannter des Geistlichen im Gespräch mit der &bdquo;Neuen Westfälischen“. Demnach soll der 64-jährige Priester aus Gütersloh private und kirchliche Gelder an eine Internet-Bekanntschaft ins Ausland überwiesen haben. Nach Informationen dieser Zeitung soll es sich dabei um einen unteren, sechsstelligen Betrag handeln. Quante sei eindeutig reingelegt worden. &bdquo;Zuerst hat er gutgläubig privates Geld eingesetzt. Das reichte anscheinend nicht mehr aus“, sagte der Informant, der gleichzeitig davor warnte, den bekannten Gütersloher Pfarrer vorzuverurteilen. Elmar Quante sei es unerklärlich, was da passiert ist und wie es dazu kommen konnte, kirchliches Vermögen aufzubringen. Es gehe nicht darum, alles schön zu reden: &bdquo;Immerhin hat er sich ja seiner Verantwortung nicht entzogen und eine Selbstanzeige erstattet.“ Auch wolle er den Schaden wieder gut machen. Trotzdem sei es letztendlich ein Vermögensdelikt. Um welche Art von Betrügerei geht es denn? &bdquo;Dazu kann ich keine Angaben machen. Nur so viel: Er hat wohl zuletzt unter enormem Druck gestanden und wusste sich nicht anders zu helfen.“ Quante selbst war bis Redaktionsschluss für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. Nach wie vor ist sein aktueller Aufenthaltsort unbekannt. Polizei und Erzbistum halten sich auf Nachfrage bedeckt Die seit Anfang letzter Woche in dieser Sache ermittelnde Polizei möchte dazu auf Anfrage keine Angaben machen. &bdquo;Die Ermittlungen dauern an“, heißt es aus der Gütersloher Behörde. Auch das Erzbistum Paderborn, mit den Rechercheergebnissen der "NW" konfrontiert, blockt Nachfragen ab. &bdquo;Wir bitten um Verständnis, dass sich das Erzbistum in einem laufenden Ermittlungsverfahren über die erfolgten Erklärungen hinaus nicht weiter äußern wird“, so Sprecherin Heike Meyer. Den staatlichen Behörden obliege die Ermittlung und rechtliche Bewertung des Falls. In einem am Montagabend ausgestrahlten Fernseh-Interview hatte der neue Leiter des Pastoralen Raums Gütersloh, Dechant Thomas Hengstebeck, gesagt: &bdquo;Die Menschen werden sich fragen, warum das Geld veruntreut wurde, wenn ich das so sagen darf. Haben da Kontrollmechanismen versagt? Welche Energien sind da im Spiel?“ Pfarrer Quante sei in finanziellen Dingen immer &bdquo;äußerst akkurat“ gewesen, daher sei die &bdquo;Überraschung“ jetzt umso größer und das Vertrauen wahrscheinlich erschüttert. Nun sei zu klären: &bdquo;Wie verhindern wir zuverlässig, dass sich so etwas wiederholen kann? Müssen wir da strukturell etwas ändern?“ Das müsse mit dem Kirchenvorstand beraten werden. Haftet der Kirchenvorstand in einem Schadensfall? Das Erzbistum teilt mit, dass die kircheninterne Prüfung aktuell noch andauere. &bdquo;Mögliche Maßnahmen werden auf Basis dieser abzuwartenden Ergebnisse abzuleiten sein“, so Bistums-Sprecherin Heike Meyer. &bdquo;Für jede weitere belastbare Aussage ist es zu diesem Zeitpunkt zu früh.“ Auf Nachfrage wollte Hengstebeck sich am Dienstag nicht weiter zum Sachverhalt äußern. Nur so viel: Er leite den Pastoralen Raum Gütersloh mit allen Pflichten und Rechten eines Pfarrers. Und zwar zusätzlich zum Pastoralen Raum Rheda-Herzebrock-Clarholz. Das Amt in Gütersloh übe er solange aus, bis eine Nachfolge gefunden sei. An diesem Mittwoch finde eine Besprechung statt, um organisatorische Angelegenheiten zu klären. Kirchenvorstand verwaltet das Vermögen der Kirchengemeinde Doch wie sieht es nun um die Haftung des Kirchenvorstands in einem Schadensfall aus? Das Erzbistum gibt auf Nachfrage keine Antwort dazu. Unter www.derdom.de äußert sich aktuell Raimund Eilebrecht, Abteilungsleiter Kirchengemeinden/Kitas im Bereich Finanzen des Generalvikariates, zu der Frage, ob Kirchenvorstandsmitglieder tatsächlich mit eigenem Vermögen haften: &bdquo;Theoretisch ja, praktisch ist das noch nicht vorgekommen. Wenn überhaupt, besteht ein Haftungsrisiko nur in Fällen von Vorsatz oder grober Fahrlässigkeit, etwa bei bewusster Schädigung durch Untreue oder Unterschlagung.“ Das Erzbistum Köln hat vorsorglich für jedes Kirchenvorstandsmitglied eine erweiterte Vermögensschadenshaftpflicht abgeschlossen, die auch die Haftung für grobe Fahrlässigkeit absichert. Ob es diese Haftpflicht auch im Erzbistum Paderborn gibt, war nicht zu erfahren. Der Kirchenvorstand ist der Verwalter des Vermögens einer Kirchengemeinde. Laut Eilebrecht wird der Etat beim Gemeindeverband gebucht. Dort gibt es eine professionelle Buchhaltung. Vor Ort verwaltetes Vermögen prüft einmal im Jahr der Kirchenvorstand.

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