Zu alt für den Spielplatz - Gütersloher Polizist verhängt Bußgeld gegen Jugendliche

Gütersloh. Danilo ist 15 Jahre alt. "Seit März", sagt er. Gemeinsam mit seinen Freunden hat er sich am Montagabend auf dem Spielplatz neben der Turnhalle Grundschule Große Heide in Friedrichsdorf getroffen. Die Kinder - drei Jungs, zwei Mädchen - saßen auf der Tischtennisplatte, erzählten, lachten, alberten herum. "Und plötzlich kam ein Mann, der aussah wie ein Polizist, der uns fragte, wie alt wir sind", erzählt Ruth (14). Die Kinder antworteten wahrheitsgemäß, zeigten ihre Ausweise. Mit dem Hinweis, dass in der Stadt Gütersloh der Aufenthalt auf Spielplätzen nur bis 14 Jahre erlaubt sei, schrieb er dann die Personalien der Kinder auf und sagte, dass die Eltern ein Bußgeld von 50 Euro zu zahlen hätten. "Ich dachte erst, das ist ein schlechter Scherz", erinnert sich Christina Brigitte Buk. Kurz nach 19.30 Uhr sei es gewesen, als ihr Sohn Danilo sie am Montagabend völlig aufgelöst anrief. "Ich habe vermutet, dass das ein falscher Polizist war", erzählt die Mutter, "denn er habe sich nicht ausweisen können". Gütersloher Polizist hinterlässt seine Visitenkarte Christina Brigitte Buk eilte sofort zu den verstörten und weinenden Jugendlichen auf den Spielplatz. Da sei der Beamte aber bereits in seinem Privatwagen weggefahren, er hatte den Kindern jedoch seine Visitenkarte dagelassen - demnach ist er beim Bezirksdienst Wiedenbrück. "Ich habe erstmal die 110 gewählt", erzählt die Mutter. Doch auf der Leitstelle sagte man ihr, dass das alles seine Richtigkeit habe. Der Kollege sei zwar nicht im Dienst, habe aber die Ordnungswidrigkeitsanzeigen gerade übermittelt. Kurze Zeit später rief auch der Beamte, der die Personalien der Kinder aufgenommen hatte, bei der aufgebrachten Mutter an. Die Jugendlichen hätten auf dem Spielplatz nichts zu suchen, habe er ihr erklärt und auf die Verordnung der Stadt Gütersloh verwiesen, wonach der Aufenthalt auf Spielplätzen nur Kindern bis 14 Jahren erlaubt sei . "Der war rotzfrech", beschwert sich Christina Brigitte Buk. Seinen Ausweis habe er inzwischen wiedergefunden, habe er gesagt. Schild weist nicht auf eine Altersbeschränkung hin Christina Brigitte Buk will das Thema nicht auf sich sitzen lassen. "Ich habe bei den Anwohnern gefragt, ob die Kinder laut waren, oder gestört haben, aber da war nichts." Ein Schild, das auf dem Spielplatz steht, weist nicht auf eine Altersbeschränkung hin. Anders auf dem Schulhof der benachbarten Grundschule. Hier steht explizit "Spielplatz für Kinder bis 14 Jahre" und "Benutzungszeit: bis 19 Uhr" auf dem Schild. "Und weil ich das von einer Bekannten wusste, habe ich meinem Sohn noch gesagt, dass sie sich nicht auf dem Schulhof treffen sollten", so Christina Brigitte Buk. Und man könne doch schließlich nicht erwarten, dass die Kinder alle Verordnungen der Stadt Gütersloh kennen. "Er hätte die Kinder doch einfach wegschicken können", wundert sich Danilos Vater Dimitri Buk. Die Familie hat inzwischen eine Dienstaufsichtsbeschwerde gegen den Beamten beim Landrat eingereicht. Die Pressestelle der Polizei bestätigte, dass ein Kollege am Montagabend Ordnungswidrigkeitsanzeigen gegen drei Jugendliche geschrieben hätte. Er sei da gerade in der Nähe gewesen, hieß es. "Die Anzeigen gehen zur Stadt, die schickt dann die Bescheide raus",so Sprecherin Katharina Felsch. Es waren lediglich drei Anzeigen, weil ein Mädchen - Merle - erst 13 ist und Ruth, deren Personalien auch aufgenommen wurden, sich mit 14 Jahre dort noch aufhalten durfte. Pech hatte Henri - "ich hatte am Freitag Geburtstag und bin 15 geworden", erzählt er. Spritzen auf Spielplatz in Gütersloh gefunden Noch am Montagabend schrieb Christina Brigitte Buk eine wütende Email an Bürgermeister Morkes, in dem sie das Geschehen auf dem Spielplatz schildert. "Wieso zeigt man Teenager im Namen der Stadt an?", fragt sie. Und: "Wo sollen sie sich denn aufhalten?" Via Facebook tauscht sie sich mit anderen Eltern aus. Demnach ist ihr Sohn nicht der einzige, der in Friedrichsdorf ein Bußgeld aufgebrummt bekommen hat, weil er zu alt für den Spielplatz ist. Eine Anwohnerin sagte der NW, dass auf dem Spielplatz am Zaunkönigweg schon einmal Spritzen im Sandkasten gefunden worden seien - seitdem käme ein Beamter gelegentlich zu Kontrollen vorbei. Ordnungsamt der Stadt will den Sachverhalt prüfen und bewerten Bei der Stadt Gütersloh bestätigt Sprecherin Annette Blumenstein, dass dem Fachbereich Ordnung am Dienstag durch die Polizei die Personalien von drei Jugendlichen übermittelt worden seien, "die sich laut Feststellung der Polizei am 19.6. unberechtigt auf dem Spielplatz am Zaunkönigweg aufgehalten haben, was einer Ordnungswidrigkeit entspricht". Die angegebenen Sachverhalte würden geprüft und bewertet. Und auch die Stadt Gütersloh verweist noch einmal auf Paragraf fünf der städtischen Verordnung, wonach der Aufenthalt auf Spielplätzen nur Kindern bis einschließlich 14 Jahren und ihren Erziehungsberechtigten beziehungsweise Aufsichtspersonen erlaubt ist. "Dann sagen wir das nächste Mal einfach, dass wir die Aufsichtspersonen von Merle sind", reagiert Danilo nach dem ersten Schreck mit Galgenhumor.

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