Gütersloher will Nachbarn warnen: "Die wollten mir einen Vertrag andrehen"

Gütersloh. Auch fast eine Woche nach der dubiosen Begegnung ist der Gütersloher Dieter Heimann überzeugt: "Die wollten mir einen Vertrag andrehen." Die Rede ist von zwei jungen Männern, die an seiner Haustür für einen Glasfaser-Vertrag werben wollten, obwohl der Ausbau dafür an Heimanns Wohnort längst noch nicht in Aussicht ist. Der 63-Jährige informierte daraufhin die Polizei und will mit seiner Geschichte seine Nachbarn warnen. Die beiden junge Männer in "geschäftsmäßigem Grau" hätten sich am frühen Mittwochnachmittag, 14. Juni, bei ihm an der Haustür vorgestellt, schildert Heimann. "Sie sagten mir, sie kämen von der Telekom", berichtet der 63-Jährige, der seit 1999 an der Annenstraße in Gütersloh wohnt. Heimann, selbst als Fachmann für IT-Sicherheit bei der Telekom tätig, ließ sich umgehend die Ausweise der beiden Männer zeigen. Wie ein Blick auf die Dokumente verriet, war das Duo im Auftrag der Ranger Marketing & Vertriebs GmbH an den Haustüren unterwegs. Dabei handelt es sich um einen autorisierten Vertriebspartner der Telekom. In anderen Städten in Deutschland wächst bereits die Kritik an deren Mitarbeitern. Beschwerden über Mitarbeiter des Unternehmens häufen sich So schreibt etwa die Verbraucherzentrale Hamburg auf ihrer Webseite, dass Verbraucherinnen und Verbraucher aktuell vermehrt zu Vertragsabschlüssen an der Haustür überredet werden; als Vorwand dient der Ausbau des Glasfasernetzes in der Elbmetropole. "Vor allem über sogenannte Haustür-Ranger der Telekom haben sich in letzter Zeit Betroffene bei uns beschwert", heißt es in dem Beitrag von Ende Mai weiter. Lesen Sie auch:Polizei Gütersloh warnt vor gefährlicher Betrugs-SMS Heimann jedenfalls hatte bis zu jenem Mittwoch noch nie von dem Unternehmen gehört. Die beiden Mitarbeiter berichteten ihm vom bevorstehenden Glasfaserausbau und erkundigten sich nach technischen Dingen. Anschluss, Router, so etwas. Glasfaserausbau in der Annenstraße? Der 63-Jährige wird stutzig. Weil Heimann vom Fach ist, weiß er, dass Glasfaser an seinem Wohnort frühestens 2026 oder 2027 ein Thema werden könnte. Er verweigerte den beiden Mitarbeitern jegliche Auskunft und benachrichtigte die Polizei, nachdem die Männer von dannen gezogen sind. 63-Jähriger appelliert an Nachbarn, ihre Verträge zu kontrollieren Heimann vermutet, dass es dem Unternehmen darum geht, an den Haustüren Verträge zu verkaufen, die auch dann greifen, wenn bei der Übertragungsgeschwindigkeit "glasfaserähnliche Bedingungen geschaffen werden" - unabhängig davon, ob der eigentliche Ausbau überhaupt schon stattgefunden hat. "Darin liegt der Nutzen für das Unternehmen - es kostet den Betroffenen jedoch viel Geld." Er rät etwaigen weiteren Betroffenen in der Nachbarschaft deshalb dazu, unbedingt in kürzlich geschlossene Verträge zu schauen, falls es darin um Glasfaser geht. Zugleich erinnert der 63-Jährige an das 14-tägige Kündigungsrecht, das im Zusammenhang mit Haustürgeschäften gilt. Polizeisprecherin Katharina Felsch erklärt auf Nachfrage der "NW", dass ihre Kollegen nach dem Anruf von Dieter Heimann vor Ort gewesen seien, im Zusammenhang mit den betreffenden Mitarbeitern jedoch keine "ungewöhnlichen Feststellungen" gemacht hätten. Das sagt die Telekom zu den Vorkommnissen in Gütersloh Die Sprecherin rät grundsätzlich dazu, keinen Vertrag an der Haustür einzugehen und sich im Zweifelsfall die Unterlagen geben zu lassen. "Fühlt man sich bedrängt, sollte man die Polizei verständigen", sagt Felsch. Im Allgemeinen beobachten die Beamten in den vergangenen Jahren, dass die Zahl der Haustürgeschäft vor Ort allerdings rückläufig ist. Eine Sprecherin der Telekom bestätigt, dass Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Vertriebspartners Ranger Marketing & Vertriebs GmbH in Gütersloh vor Ort sind, um Anwohnerinnen und Anwohner auch zuhause zu beraten. "Sie informieren zu den derzeit in unserem Netz verfügbaren Bandbreiten", sagt die Sprecherin. Wie es in dem Statement weiter heißt, habe man für die Beratung mit den Vertriebspartnern klare Spielregeln vereinbart. Demnach können "Anwohnerinnen und Anwohner jederzeit überprüfen, ob der oder die Beraterin an der Haustür im Auftrag der Telekom unterwegs ist". Man stehe für faire, transparente Beratung mit höchsten Qualitätsstandards, betont die Telekom.

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