In Gütersloher Apotheke: Automat packt Pillen für Kunden

Gütersloh. Seit einem halben Jahr ist der &bdquo;neue Kollege“ aus den Niederlanden da. Er lernt fast täglich dazu und verrichtet im Obergeschoss der Storchen-Apotheke in Gütersloh dienstbeflissen seine Arbeit – als Pillenpacker. Vollautomatisch, versteht sich. Denn bei &bdquo;ihm“ handelt es sich um die &bdquo;Vandenbrink Blister Maschine“, kurz VBM. &bdquo;Der Automat ermöglicht es uns, für jeden Kunden seinen ganz persönlichen Medikamenten-Mix zusammenzustellen und in Verpackungen mit Tagesdosen zu verschweißen“, erklärt Olaf Elsner (58), Inhaber der Apotheke an der Annenstraße. Die sogenannte Verblisterung wurde bislang meist von Pflegediensten und Seniorenheimen genutzt, um Personal zu entlasten oder die Abgabesicherheit von Medikamenten zu erhöhen. Doch jetzt können auch einzelne Patienten von dem maschinellen Service profitieren. Unter den 71 Apotheken im Kreis Gütersloh ist die Storchen-Apotheke der Vorreiter bei dieser Form des maßgeschneiderten Medikations-Managements. Der &bdquo;Pillenpacker“ füllt Medikamentendosen nach individuellen Bedürfnissen der Kunden in Plastikkarten mit kleinen Fächern ab, die farblich unterteilt für jeden Wochentag und jede Tages- und Nachtzeit die passende Dosierung bereithalten. &bdquo;Man muss die Medikamente nicht mehr selber zusammenstellen, spart Zeit. Außerdem gewinnt man an Sicherheit, denn das Risiko falscher oder vergessener Medikamente oder unbeabsichtigter Wechselwirkungen wird reduziert“, sagt Olaf Elsner. Notdienste:Diese Ärzte und Apotheken sind am Wochenende im Kreis Gütersloh erreichbar Mehr Zeit und mehr Sicherheit Bislang 350 Menschen nutzen den Service regelmäßig. Das Gros davon seien Heimbewohner oder Pflegedienst-Klienten. Aber zukünftig könnten es auch immer mehr Einzelkunden werden. Elsner weiß: &bdquo;Die Zahl an Menschen, die mehrere Medikamente am Tag nehmen müssen, steigt stetig an.“ Die richtige Tablette in der richtigen Stärke zum richtigen Zeitpunkt parat haben – vor allem Senioren und chronisch kranken Patienten, also die &bdquo;Heavy User“, könnte die personalisierte Dienstleistung ansprechen. &bdquo;Die Patienten können ihre Therapie besser überwachen. Es erhöht die Sicherheit“, ist auch Kreis-Apothekensprecher Sven Buttler von einem Effekt überzeugt. In seiner Isselhorster Apotheke verzichtet Buttler aus personellen Gründen auf die Verblisterung, denn mit der Prozedur ist ein nicht unerheblicher Aufwand verbunden. &bdquo;Außerdem muss man das Ganze im Rahmen von Qualitätsmanagement dokumentieren. Das ist nicht ohne“, weiß Buttler zu berichten. Die Maschine fotografiert und vermisst jede einzelne Pille In der Storchen-Apotheke kümmert sich speziell geschultes Personal um die maschinelle Verblisterung. Denn die Prozessabläufe sowie die Arbeits- und Hygieneanweisungen unterliegen strengen Regelungen. Und ganz ohne Menschenhand funktioniert auch der Automat trotz Anschaffungskosten im sechsstelligen Bereich nicht. Ricarda Setter oder Antonia Grien etwa sind zwei Mitarbeiterinnen, die sich etwa um das Bestücken der 200 Magazine der Maschine kümmern. Die kleinen Kästchen sind in einem ringförmigen System angelegt und sichern über einen RFID-Chip, dass ihr Inhalt auch korrekt platziert wird. &bdquo;Bei einer Verblisterung sind immer zwei Personen dabei“, sagt Olaf Elsner. Ihr Arbeitsplatz ist in diesen Fällen der sogenannte Reinraum. Der Name ist Programm. Steril geht es zu, das Fenster lässt sich nicht öffnen. Denn die Gefahr, dass sich Keime auf die Kapseln oder Pillen heften, wird konsequent ausgeschlossen. Gearbeitet wird nach dem Vier-Augen-Prinzip Spezielle Abluftsysteme sorgen zudem dafür, dass weder Abrieb noch Stäube beim Herausdrücken aus der Packung aufkommen und zu einer Kreuzkontamination führen könnten. Gearbeitet wird nach dem Vier-Augen-Prinzip. Doch auch die Maschine wirft einen Blick auf das, was sie letztlich in die individuellen Vorrats-Karten verteilt. Die &bdquo;VBM“ hat ein fotografisches Gedächtnis. &bdquo;Der Automat vermisst jedes einzelne Präparat. Zudem wird von jeder Sorte ein Bild angefertigt. Dadurch wird streng kontrolliert, welche Pille wo landet“, schildert Olaf Elsner. Sind die Magazine befüllt, werden über den Computer die Daten des jeweiligen Patienten aufgerufen. Dann fallen die Tabletten in einem vollautomatisierten Verfahren in einen Trichter, über den sie den in die Fächer der Blisterkarte gelangen und verschweißt werden. &bdquo;Die fotografische Dokumentation nebst Zeit und Ort der Ausführung wird in jedem einzelnen Fall gespeichert.“ Was der Service in Gütersloh pro Woche kostet und was er beinhaltet Das Abpacken der Medikamente in personalisierte Karten kostet die Kunden in der Storchen-Apotheke einen wöchentlichen Beitrag von 4,95 Euro. Darin ist ein vollumfängliches Management enthalten. &bdquo;Wir kümmern uns um die Rezepte und Folgerezepte, lagern die Medikamente, verpacken diese personalisiert und liefern die Blisterkarten auf Wunsch auch bis an die Haustür“, erklärt Olaf Elsner. Ein weiterer Nebeneffekt: Das individuelle Neu-Verblistern könnte auch einen Beitrag im Kampf gegen Medikamentenverschwendung leisten. Im personalisierten Blister landen schließlich nur die Pillen, die auch wirklich benötigt und konsumiert werden – eben Medikation nach Maß. Über seinen neuen Service informiert der Apotheker im Internet auf einer eigenen Homepage.

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