Vom Geisterhaus zum Traumhaus: Einblicke in Immobilie zwischen Bielefeld und Gütersloh

Bielefeld/Gütersloh. Nein, über akkurate Blumenbeete braucht sich das Paar gar nicht erst Gedanken zu machen. &bdquo;Vielleicht ein Hochbeet für ein paar Kräuter. Mehr wird es nicht geben. Das wissen wir“, sagt Katja Hartmann (41) mit einem Lachen. &bdquo;Die Rehe gucken hier zum Fenster rein. Sie würden alles abknabbern.“ Die Streublumenwiese ist gut angegangen. Mehr braucht es nicht. &bdquo;Mehr wollen wir auch nicht“, ergänzt Bastian Hartmann, &bdquo;eingebettet in diese Form von Natur fühlen wir uns wohl. Es ist wunderschön.“ Die Turmfalken landen im Garten, die Eichhörnchen toben vor der Haustür auf dem 5.700 Quadratmeter großen Grundstück im Landschaftsschutzgebiet Holtkamp im Kirchspiel Isselhorst. Die Hambrinker Heide 41 ist fertig. Im Februar war Einzug. Für die Hartmanns ist ein Traum in Erfüllung gegangen. &bdquo;Ich war sieben Jahre alt, als ich in diesem Haus stand und meiner Tante verkündete: Hier möchte ich später mal wohnen!“ Schaut man auf die alten Bilder, mag sich niemand mehr so recht vorstellen, woher dieser Traum rührt. Auch Katja Hartmann nicht, &bdquo;aber das Haus hat mich nicht mehr losgelassen“. 30 Jahre lang war das Haus zwischen Bielefeld und Gütersloh unbewohnt Als die betagte Bewohnerin in den 90er Jahren stirbt, bleibt der alte Kotten leer und im Besitz des Nachbarhofes. Dornenbüsche umranken das alte Gebäude, das auf 180 Jahre geschätzt wird. So genau weiß man das nicht. Es fehlen Unterlagen. Zigmal wurde um- und angebaut. 30 Jahre bleibt das Haus unbewohnt. Die Nachbarn nennen es nur noch &bdquo;das unheimliche Geisterhaus“. An Kindergeburtstagen führen Schnitzeljagden zum alten Kotten, um den nötigen Gruselfaktor zu erlangen. &bdquo;Die Atmosphäre war wirklich etwas unheimlich“, sagt Bastian Hartmann. Er erinnert sich an seinen ersten Rundgang durchs Gebäude. &bdquo;Das Bett war bezogen. Auf dem Nachttisch lag eine Brille.“ Niemand hatte das Haus in der Zwischenzeit ausgeräumt. An Bewerbern mangelte es hingegen nicht. &bdquo;Mein Onkel konnte sich vor Anfragen nicht retten. Es gab viele Kaufinteressenten“, erzählt Katja Hartmann und ergänzt: &bdquo;Er hat sie alle vom Hof gejagt.“ Nur eine nicht: die Nichte. Als Katja und Bastian Hartmann vor zehn Jahren fragen, ob sie das Haus kaufen dürfen, gab’s grünes Licht. &bdquo;Ich bin froh, dass ich meinen Mann von der Idee begeistern konnte.“ Gütersloher Architekturbüro Spooren eingespannt Das Paar spannt das Architekturbüro Spooren aus Gütersloh ein, will ein Gutachten haben, ob das Haus überhaupt zu retten ist. Katjas Vater – auf dem Nachbarhof aufgewachsen – rät dringend davon ab: Der Keller steht seit Ewigkeiten unter Wasser, die Mauern müssen feucht sein. &bdquo;Lasst die Finger davon.“ Die Hartmanns gehen erstmal in die USA. Der Maschinenbauingenieur wird von seinem Arbeitgeber gebeten, in Michigan ein Jahr tätig zu werden. Daraus werden drei Jahre. Tochter Fiona (8) wird geboren, später auch Nick (4). Die Bauvoranfage wird Jahr für Jahr verlängert. &bdquo;Vor drei Jahren sind wir gestartet“, sagt Bastian Hartmann. &bdquo;Und mit unserem Projekt direkt in die Preisexplosion auf dem Bausektor geraten.“ An den Tatsachen gibt es nichts zu rütteln. &bdquo;Dass die Terrasse noch nicht fertig ist, ist eine finanzielle Frage. Die muss noch ein bisschen warten.“ Beide seien sie in der Vergangenheit stets perfektionisch veranlagt gewesen. &bdquo;Kurz nach dem Einzug hatte immer alles seinen Platz. Inzwischen haben wir eine neue Ruhe entwickelt.“ Und das hat nichts mit Geld zu tun. Katja und Bastian Hartmann sagen, sie sind angekommen, auch wenn noch vieles zu tun ist. &bdquo;Unser Esstisch stammt aus der Ikea-Fundgrube. Na und? Er begleitet uns als Familie schon ewig und irgendwann werden wir ihn ersetzen.“ Draußen ist eine Erdwärmepumpe mit Flächenkollektor installiert Das unheimliche Geisterhaus ist komplett entkernt. &bdquo;Stehengeblieben von der alten Substanz sind drei Außenwände und ein Dachstuhl“, erklärt Ulf Olschewski vom Architekurbüro Spooren. Er begleitet die Hartmanns durch die gesamte Zeit und zählt inzwischen zum Freundeskreis der Hartmanns. &bdquo;Innen ist ein Neubau entstanden. Beides wurde quasi ineinandergeschoben.“ Der Vorteil: &bdquo;Wir können jeden Energiestandard bauen.“ Entstanden ist ein KfW-55-Effizienzhaus, draußen ist eine Erdwärmepumpe mit Flächenkollektor installiert, Photovoltaik soll noch folgen. Architektonisch knifflig: &bdquo;Durch frühere Stallanbauten steht der Dachfirst nicht zentral auf dem Gebäude“, und somit auch nicht mehr vertikal über dem Scheunentor. Außerdem muss Licht ins Haus. Das Bauamt erlaubt eine Dachgaube, die – bewusst modern – als Akzent in entsprechend moderner Form auf der Westseite platziert wird. &bdquo;Natürlich liegen die Nerven irgendwann blank“, sagt Bastian Hartmann (41). Zwischendurch fließen immer wieder Tränen, auch wegen persönlicher Schicksalsschläge. &bdquo;Wir waren mitunter am Ende unserer Kräfte, aber wir haben das Projekt nie in Frage gestellt“, sagt Katja Hartmann. &bdquo;Wir sind stolz, dass wir es geschafft haben.“ Alle fühlen sich wohl. Und ein neuer, fröhlicher Geist zieht durchs Haus. Rundgang:Das Haus von Familie Hartmann kann am Tag der Architektur 2023 besichtigt werden. Alle Infos dazu finden Sie auf unserer großen Übersichtsseite.

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