Vorwürfe an Jägerschaft in Gütersloh: "Kann fühlende Menschen nicht unberührt lassen"

Gütersloh. Die Kreisjägerschaft hat jetzt nahe der Ems, an der Grenze von Herzebrock-Clarholz zu Gütersloh, einen See angelegt, um ihre Jagdhunde zu trainieren und ihnen die Prüfung abzunehmen. 1,46 Hektar umfasst die Fläche, die die Jäger vom Bauern Hubertus Berhorn zunächst für 20 Jahre (plus Verlängerungsoption) gepachtet haben. Ein gutes Drittel, das sind 4.370 Quadratmeter, nimmt die Wasserfläche ein. In den drei Monaten außerhalb der Brut- und Setzzeit sollen Jagdhunde darin künftig lernen, wie sie dem Jäger eine sauber geschossene Ente bringen. Den Rest der Zeit bleibt der See sich überlassen. Ausgebildet wird dabei mit Stockenten, die die Jägerschaft von zertifizierten, durch das Veterinäramt kontrollierten Aufzuchtbetrieben bezieht. Trainiert wird an der sogenannten "geflügelten Ente", Müller-Methode genannt. Dabei handelt es sich um eine Praktik, bei der lebenden Enten die Flügel mit Papiermanschetten so fixiert werden, dass sie für etwa dreißig Minuten flugunfähig sind. Lesen Sie auch:"Ihr ballert doch nur rum": Junge Jägerinnen trotzen verstaubtem Image Diese Praxis, Teil der offiziellen Jagdhundprüfung und gesetzlich nicht verboten, stößt gleichwohl auf deutliche Kritik. Das geht aus mehreren Zuschriften hervor, die die "NW" erreicht haben und die wir an dieser Stelle veröffentlichen. Christiane Lamprecht, Gütersloh: Aus Tierschutzsicht ist die Sachlage klar: Ein Rechtsgutachten der Deutschen Juristischen Gesellschaft für Tierschutz kommt zu dem Schluss, dass diese Praktik aus tierschutzrechtlichen Gründen untersagt werden kann. Die Enten werden zum Sterben gezüchtet; da sie flugunfähig gemacht werden, stehen sie Todesängste aus. Hinzu kommt das &bdquo;Rumgeballere“ auf das Gewässer. Wie können Menschen Tieren so etwas antun? Übrigens werden auch die Jagdhunde oft durch Schmerzzufügung zum Gehorsam gezwungen. Zahlreiche Hunde werden bei der Jagd verletzt, viele verbringen ihr Leben im Zwinger. In Frankreich, Luxemburg, der Schweiz, Hessen und Rheinland-Pfalz ist die Schulung von Tieren an anderen Tieren übrigens verboten. Manfred Bartsch, Gütersloh: Alte Männer quälen ihre Hunde, von den armen Enten ganz zu schweigen. So was dann auch noch unter dem Deckmantel des Naturschutzes zu verkaufen, ist an Dreistigkeit kaum zu überbieten. Ich finde, dass Menschen, die so mit Tieren umgehen, eingesperrt gehören. Es kann doch nicht sein, hierfür auch nur irgendeine Form von Verständnis aufzubringen. Monika Deppe, Lage: Jäger legen einen See für ihre Hunde an, der auf einem ehemaligen Acker dann auch die Grundlage für ein Biotop ist. Und ja, die Naturschützer freuen sich auch, gibt es endlich einen kleinen Flecken Erde mit hohem ökologischen Mehrwert, der gefährdeten und schutzwürdigen Vögeln, Insekten, Amphibien Unterschlupf und Lebensraum bietet. Nur drei Monate außerhalb der Brut-und Setzzeit müssen diese Bewohner dann Stress, Lärm, Abgase ertragen, evtl. werden sie aus Versehen erschossen, zertreten, überfahren. Denn die Jäger lassen es dann so richtig krachen und bringen ihren Hunden unter größtem Stress bei, Enten an Land zu bringen. (. . .) Die Enten werden vorher flugunfähig gemacht, die Flugfedern gestutzt oder mit Papier zusammen gebunden. Den Enten ist die Methode egal, sie haben trotzdem Panik, Stress, Todesangst und kämpfen um ihr kleines Leben. Da frage ich mich, warum können die Jäger nicht endlich die Tiere an Land, in der Luft, im Wasser in Ruhe lassen? Die Jagd gehört abgeschafft. Margrit Dorn, Gütersloh: Tatsächlich handelt es sich um eine tierschutzwidrige Handlung, die in vielen Ländern Europas, auch in einigen Bundesländern verboten ist. Mit der CDU-Landesregierung wurde das ökologische Jagdgesetz 2018 außer Kraft und wieder in ihre mittelalterlich anmutende Fassung zurückversetzt, weil die Jagdverbände nicht auf diese Art der Hundeausbildung und weitere besondere Grausamkeiten wie die Bau- und Fallenjagd verzichten wollten. Es kann einen fühlenden Menschen doch nicht unberührt lassen, was dort abgeschirmt geschieht. Die mit zusammengebundenen Flügeln vom Hund aufgestöberte Ente versucht verzweifelt zu fliehen, hat aber durch das Handicap keine Chance. Bei ihren panischen Fluchtversuchen erleidet sie Todesängste. Aber auch der auf Jagd abgerichtete Hund verdient unser Mitgefühl, schließlich wird er zu einem Beiß- und Tötungswerkzeug gedrillt, das andere Lebewesen zerreißen soll. Seit 2002 ist Tierschutz in Deutschland ein Staatsziel und laut Tierschutzgesetz darf keinem Tier ohne vernünftigen Grund Leid zugefügt werden. Im Rahmen der Jagd ist jedoch fast jede Barbarei unter dem Deckmantel der Waidgerechtigkeit erlaubt.

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