Breitere Brücke über A2 in Gütersloh? Bund setzt Politiker unter Druck

Es ist so verlockend. Wer mag sich schon eine Chance entgehen lassen, die die nächsten 50 bis 100 Jahre nicht wiederkommt? Und wer möchte sich dereinst vorhalten lassen, er habe davon gewusst, sie aber nicht ergriffen? Der Rechtfertigungsdruck, unter den die Autobahn GmbH die örtliche Politik gesetzt hat, ist immens, der Zeitdruck auch. Wollt ihr die Brücke breiter haben? Dann sagt uns Bescheid, aber bitte bis Ende April! Für die Politiker, die wegen der knappen Haushaltskasse seit Monaten bedacht sind, jeden Cent zweimal umzudrehen, ist das eine heikle, beinah unmögliche Situation. Sie wissen ja nicht mal, was eine breitere Brücke kosten würde. Eine Million? Oder gar mehr? Wer sieht, welche Beträge in die Verkehrsinfrastruktur fließen, sei es für Brücken, Straßen oder Radwege, dem wird schnell schwindelig. Eine Sozialeinrichtung ist von solchen Zahlen weit entfernt. Bittet sie die Stadt um einen Förderzuschuss, weil sie sich sonst außerstande sieht, ein bestimmtes Angebot aufrecht zu erhalten, nimmt sich das vergleichsweise bescheiden aus. Sonderwünsche gehen auf den Deckel der Stadt Gütersloh Die Autobahn GmbH jedenfalls hat deutlich gemacht: Der Bund bezahlt bei der A 2-Brücke In der Worth nur einen 1:1-Ersatz, mehr nicht. Sonderwünsche, etwa die Verbreiterung um einen Radweg, gehen auf den Deckel der Stadt. Der Bund macht sich damit (mal wieder) einen schlanken Fuß. Man könnte auch sagen, er lässt die Stadt allein. Soll die doch sehen, wie sie mit dieser heiklen Frage umgeht. Ihr wollt den Radverkehr fördern? Dann bezahlt es gefälligst selbst. Es ist ein klassischer Fall von Sich-nicht-zuständig-erklären, von Verantwortungsschieberei. Die Autobahn GmbH kümmert sich um die Autobahnen und passt allenfalls noch auf, dass die Brücken, die darüber führen, nicht irgendwann auf die Fahrbahn krachen. Mit anderen Aspekten des Verkehrs will sie nichts zu tun haben, schon gar nicht mit Fahrrädern. Gütersloh kann Investitionen nicht mal eben als Sondervermögen deklarieren Dass eine Kommune, anders als der Bund, nicht mal eben einen weiteren Schuldentopf eröffnen und ihn augenwischend als Sondervermögen deklarieren kann, interessiert sie nicht. Dass die Politiker einer Kommune nah am Bürger leben, dass sie es sind, die den Familien erklären müssen, warum für eine Straße Geld da ist, für eine bessere Ausstattung der Kitas und das Vereinsheim der Fußballer jedoch nicht, muss die Autobahn GmbH, findet sie, nicht interessieren. 2018, zu einem Zeitpunkt, als die Gütersloher Haushaltslage noch rosig war, rangen die Ratsfraktionen lange darum, ob sie innerhalb des &bdquo;Masterplans klimafreundliche Mobilität“ einen Budgetposten ausweisen, der 2,5 Millionen Euro speziell für die Förderung des Radverkehrs enthält. Die CDU ließ sich von den Grünen letztlich überreden, aber man verständigte sich darauf, den Betrag über fünf Jahre zu verteilen. Das Budget ist inzwischen aufgezehrt, aber es macht deutlich, welche Größenordnung die aktuelle Entscheidung hat. Darum dürfen es sich unsere Ortspolitiker nicht leicht damit machen. Vieles ist zu bedenken: Ist die Brücke ein Unfallschwerpunkt? Ist sie für Radfahrer tatsächlich so gefährlich, wie manche behaupten? Ist es womöglich Unsinn, nur auf der Brücke einen Radweg anzulegen, im weiteren Straßenverlauf jedoch nicht? Und wer bezahlte das wiederum? Wäre bei gleichbleibender Brückenbreite nicht eine simple Neuaufteilung der Fahrbahn machbar, dergestalt, dass Radfahrer mehr Platz bekommen? Wäre es möglich, richtungswechselnd eine Bevorrechtigung einzuführen, so wie es bei schmalen Bahntunneln ja auch der Fall ist? Wäre eine Komplettausweisung als Fahrradstraße hilfreich? Fragen sind kaum bis Ende April zu klären Bis Ende April wird man kaum eine dieser Fragen geklärt bekommen. Was für die Politiker bedeutet, dass sie über viel Geld entscheiden sollen, ohne alle Fakten und die Alternativoptionen zu kennen. Sieht man, wie schwer sich die Stadt damit tut, es den Radfahrern leichter zu machen – siehe die ewig dauernden Prüfungen zu weiteren Fahrradstraßen, siehe bei der Dalkestraße das Pochen auf ein Verbot der Überbeschilderung bei gleichzeitigem Verkennen der tatsächlichen Gefährdung, siehe die anhaltende Untätigkeit beim Abschalten der vielen nervigen Anforderungs- (&bdquo;Bettel“-)ampeln –, registriert man zugleich, wie billig und einfach solche Lösungen zu haben wären, will wohlüberlegt sein, ob es richtig wäre, an nur einer bestimmten Stelle eine Million Euro rauszuhauen. Ja, die Chance ist einmalig. Aber man muss sich auch fragen: Ändert sich an der örtlichen Situation in Zukunft etwas? Die Determeyer-Siedlung, die dort, ein planungspolitischer Sündenfall, nie hätte entstehen dürfen, wird die nächsten 50 bis 100 Jahre nicht wachsen, der Verkehr nicht zunehmen. Eine perspektivische Entscheidung zu treffen, legt die Annahme zugrunde, dass sich an der Perspektive, den Gegebenheiten etwas ändert. Das ist hier unwahrscheinlich.

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