Entsetzen im Kreis Gütersloh: Noch mehr schutzlose Tiere entdeckt

Kreis Gütersloh/Verl. Schafe, die ungeschützt in Sturm und Regen stehen. Lämmer, die zu schwach sind, in einer morastigen Wiese aufzustehen - das Tierleid, das die Rietberger Tierärztin Astrid Reinke angeprangert hat, bewegt die NW-Leser. Die Vorsitzende des Vereins "Achtung für Tiere" hatte in Verl zwei Herden beobachtet, die auf durchgeweichten Weiden schutzlos dem Wetter aufgesetzt waren. Sie hatte sowohl die Polizei als auch das Veterinäramt informiert und den Schafhalter angezeigt. Inzwischen ist der Wanderschäfer mit seinen Tieren weitergezogen. "Die Schäfer sind so schlau, dass sie ihre Tiere nicht direkt an die Straße stellen, sondern meist auf Äcker in zweiter Reihe", sagt Reinke. Sonst kämen vermutlich noch mehr Beschwerden aus der Bevölkerung. Die Tierärztin hat am Wochenende aber noch zwei weitere Herden entdeckt - in Verl-Sende in der Nähe der Kläranlage. Bei der einen Gruppe handele es sich fast ausschließlich um kleine Lämmer, die wieder ohne Witterungsschutz auf der Weide stünden. "Und das bei diesen Temperaturen!" Bei der zweiten Herde habe ein Schaf mit einem dicken Bauch im Morast gesteckt und habe nicht alleine aufstehen können. Auf Reinkes Beschwerde hin sei der Schäfer gekommen und habe es wieder aufgerichtet. Das komme schon mal vor, habe er gesagt. "Aber wer weiß, wie lange es da schon gelegen hat!", empört sich die Tierärztin. Sachverständiger schließt sich der Kritik an Schützenhilfe bekommt sie von Eckard Wendt, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft für artgerechte Nutztierhaltung. Er ist Inhaber des Sachkundenachweises für Schafhalter und zeigte sich entsetzt, weil die Besitzer der Verler Schafherden gegen die wie er sagt "gute fachliche Praxis" verstoße. "Erstens mangelt es ihm am guten Management, denn durch die Trennung der Böcke von den weiblichen Tieren muss die Lammzeit so gesteuert werden, dass sie nicht in den Winter mit all seinen widrigen Witterungsbedingungen fällt. Oder aber die trächtigen Tiere sind vor dem Ablammen rechtzeitig in den Stall zu holen. Andernfalls ist das Leben der Lämmer stark gefährdet, weil sie nass auf kalten und oft nassen oder gar schneebedeckten Boden zu liegen kommen und dann nicht immer vom Muttertier rechtzeitig trocken geleckt werden können." Haltung der Kreisveterinäre sorgt für Unverständnis Des weiteren hätten auch Wanderschäferei betreibende Personen gemäß Tierschutzgesetz dafür zu sorgen, dass die Tiere, wenn sie durch Zäune daran gehindert werden, einen ausreichenden natürlichen Witterungsschutz aufzusuchen, einen dreiseitig geschlossenen Witterungsschutz mit trockener Liegefläche zur Verfügung haben, betont er. Außerdem sei eine ausreichende Fütterung unabdingbar, das heißt, die Tiere müssen eventuell zugefüttert werden, wenn die Weidefläche nicht ausreicht, wie er anhand der Fotos im NW-Artikel gesehen habe. "Außerdem müssen die Tiere stets Tränke in Trinkwasserqualität erhalten, was bei Temperaturen unter Null allerdings sehr zeitaufwendig ist", gibt er zu bedenken. Er verweist auf das Merkblatt "Hinweise für die Wanderschafhaltung in der kalten Jahreszeit", das von der Tierärztlichen Vereinigung für Tierschutz herausgegeben wurde. "Das wir in Strafverfahren oft als Messlatte zugrunde gelegt wird", weiß der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft für artgerechte Nutztierhaltung mit Sitz im niedersächsischen Stelle am südlichen Rand von Hamburg. Über die Äußerung der Kreisveterinäre, dass sich die Vorstellung einer guten Tierhaltung des Vereins 'Achtung für Tiere' nicht mit den seitens des Kreises gesetzlich zu fordernden und durchzusetzenden Mindestanforderungen decke, schüttelt Wendt jedoch den Kopf."Beschämend ist die Einlassung der Amtsveterinäre, die offensichtlich vergessen haben, was Garantenpflicht bedeutet. Die Rechtsabteilung des Kreises sollte sie unbedingt nachschulen", meint er. Garantenpflicht bedeute, dass ein Tierarzt alles zu unternehmen habe, um das Wohlergehen des Tieres zu gewährleisten.

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