Gibt es den typischen Raser in Gütersloh? Das sagt die Polizei

Kreis Gütersloh. Zwei Männer (26 und 30 Jahre alt) brettern nachts mit 120 km/h durch Gütersloh, rasen mit einem 5er BMW und einem Audi A7 rücksichtslos über die B 61 Richtung Bielefeld, ehe sie gestoppt werden. Im Ortsteil Spexard wollen Beamte einen 20-jährigen Gütersloher kontrollieren, der mit seinem Audi A 6 deutlich zu schnell unterwegs ist. Der Mann fährt unbeirrt weiter, zwischenzeitlich mit 150 km/h. Doch auch er wird schließlich erwischt. Beide Fälle ereignen sich Ende Januar innerhalb von nur etwas mehr als 50 Stunden. Die Raser werden von der Polizei im Kreis Gütersloh aus dem Verkehr gezogen und ihre Auto beschlagnahmt. Die Vorfälle lassen jedoch die Frage zu, wie häufig es die Polizei mit illegalen Autorennen zu tun bekommt. Ein Blick in die Welt gefährlicher Raser und Rennen – hierzulande, aber auch andernorts in OWL. Ermittlungen der Polizei zum jüngsten Autorennen in Gütersloh laufen noch Die Ermittlungen im Fall der beiden jüngsten Rennen vom 25. und 27. Januar in Gütersloh laufen aktuell noch. &bdquo;Die Autos sind weiterhin beschlagnahmt und die Entscheidungen stehen noch aus“, erklärt Polizeisprecherin Katharina Felsch. Entschieden wird auch darüber, ob die als Tatmittel deklarierten Pkw ihren Eigentümern im drastischsten Fall sogar entzogen werden. Illegale Autorennen gelten seit 2017 als Straftat und nicht mehr als Ordnungswidrigkeit. Dazu zählen auch Einzelrennen. Je nach Fall drohen schwere Strafen – von der Geldstrafe bis zu zehn Jahren Haft, wenn ein Mensch schwer verletzt oder getötet wird. Mit Einführung der aktuellen gesetzlichen Regelung sind die Polizeibeamten in Deutschland noch einmal stärker sensibilisiert worden und gehen konsequenter vor. Im Kreis Gütersloh verzeichnet die Polizeibehörde trotz der jüngsten Vorkommnisse gegenwärtig eine positive Entwicklung. Polizei im Kreis Gütersloh hat 2022 neun Fälle registriert &bdquo;Im vergangenen Jahr wurden neun Verfahren hinsichtlich verbotener Kraftfahrzeugrennen eingeleitet“, sagt Katharina Felsch. Dabei unterscheiden die Beamten zwischen drei Varianten: Dem Ausrichten und Durchführen eines solchen Autorennens, der Teilnahme oder einem klassischen Einzelrennen, geregelt in Paragraf 315d des Strafgesetzbuches (StGB). Hiernach ist auch die statistische Auswertung erfolgt. Konkret zählte die Polizei in 2022 fünf Fälle von Teilnahmen an nicht erlaubten Kfz-Rennen. Vier Mal bewegten sich einzelne Autofahrer grob verkehrswidrig fort, um eine höchstmöglich Geschwindigkeit zu erreichen – das klassische &bdquo;Rennen alleine“. Alter, Geschlecht – gibt es den typischen Raser? Das sagt die Polizei in Gütersloh Der Trend im Kreis Gütersloh ist mit neun statistisch erfassten Fällen (2022) rückläufig. Zum Vergleich: Im Jahr 2021 waren im Kreis 12 Verfahren eingeleitet worden, auch 2020 (11) waren es noch mehr, 2019 (7) dagegen weniger. &bdquo;Es gibt sicher eine Dunkelziffer“, sagt Katharina Felsch. Aber im Vergleich mit anderen Städten, etwa Metropolen in NRW, bezeichnet sie die Lage hier als &bdquo;durchaus im Griff“. Lässt sich der typische Raser charakterisieren? &bdquo;In den allermeisten Fällen sind es Männer. Gerade im Bereich der Raser sind es eher jüngere Autofahrer“, erklärt die Polizeisprecherin. Meistens seien Pkw betroffen, &bdquo;aber auch Motorradfahrer können sich strafbar machen.“ Während die offiziellen Zahlen im Kreis Gütersloh sinken, verbuchten andere Kreispolizeibehörden in den zurückliegenden Jahren dagegen auf den ersten Blick einen Anstieg. In Bielefeld etwa verdoppelte sich die Anzahl von Verfahren hinsichtlich illegaler Autorennen ab 2019 (21 Anzeigen, davon fünf Unfallanzeigen) über 2020 (31,3) bis 2021 auf 43 Anzeigen (davon 3 Unfallanzeigen). Auffällig ist hierbei vor allem eine deutliche Zunahme bei Einzelrennen auf 30 Fälle in 2021. Die Zahlen für das Jahr 2022 konnten noch nicht mitgeteilt werden. Gleichwohl schätzt Kriminalhauptkommissarin Hella Christoph die Lage als nicht alarmierend ein. &bdquo;Im landesweiten Vergleich sind die Fallzahlen des Polizeipräsidiums Bielefeld sehr gering, sodass kein Schwerpunkt in der Fachstrategie Verkehr gelegt wird.“ Verbotene Kfz-Rennen: So sieht die Lage in anderen OWL-Kreisen aus In Paderborn hat die Kreispolizeibehörde das Thema Illegale Autorennen laut Sprecherin Corinna Koptik &bdquo;stark im Auge“. Die frühere Gütersloher Polizeisprecherin liefert damit sogleich die Erklärung dafür, weshalb die Zahlen in der Domstadt rückläufig sind. Nach einem rasanten Anstieg, beginnend mit dem Jahr 2019 (28 Verfahren, 2 Verkehrsunfälle, Vu) über 2020 (42,7 Vu) bis 2021 (50,9 Vu), weisen die Zahlen aus dem vergangenen Jahr mit 33 Verfahren (davon 14 Vu) einen starken Rückgang auf. Zwar gebe es in Paderborn eine Tuning-Szene, diese würde sich aber deutlich von Rasern distanzieren. Intensive Kontrolle und dazu begleitende Öffentlichkeitsarbeit würden dafür sorgen, dass hinsichtlich illegaler Autorennen in Paderborn &bdquo;die Welt in Ordnung“ sei. In Herford stellen verbotene Kfz-Rennen laut Polizeisprecher Uwe Maser ebenfalls kein Schwerpunktproblem dar. Auch dort ist die Anzahl an Verfahren nach 2019 (5), 2020 (10) und 2022 (27) in 2022 mit 20 erst mal wieder rückläufig. Verantwortlich dafür sei unter anderem ein Maßnahmenpaket zur Bekämpfung. Die gleiche Tendenz vermutet der Regierungsbeschäftigte Nils Schröder im Bereich der Polizei im Kreis Minden-Lübbecke. Belastbare Zahlen für 2022 könne man zwar nicht beziffern. Nach 38 Verfahren in 2020 und 36 in 2021 &bdquo;dürfte sich der Wert jedoch unter den Werten der beiden genannten Jahre bewegen.“ Sensibilität ist gestiegen – bei Bürgern wie auch bei der Polizei in Gütersloh In Lippe verzeichnet die Polizei nur selten typische Kfz-Rennen. 23 waren es 2022, mit 24 erreichte die Statistik in diesem Bereich 2021 ihren Höchststand, davor – 2020 (12) und 2019 (9) – waren es deutlich weniger. Die Regierungsbeschäftigte Nina Ehm spricht von einem konstant &bdquo;ähnlich niedrigen Niveau“. Genau wie sie sieht auch Jörg Niggemann von der Kreispolizeibehörde Höxter die Gründe für überschaubare Fallzahlen in verstärkter Sensibilisierung und zunehmend konsequentem Vorgehen der Beamten seit Einführung des Straftatbestandes vor sechs Jahren. 16 Verfahren gab es im Kreis Höxter im vergangenen Jahr, davon 14 Einzelrennen. Ganze drei Fälle insgesamt waren es noch 2019. Auch bei den Gütersloher Nachbarn aus dem Kreis Warendorf stellt sich die Lage nach Polizeisprecherin Susanne Dirkorte-Kukuk &bdquo;durchaus unauffällig“ dar. Im vergangenen Jahr registrierte man drei Fälle, 2019 war es einer, 2020 zwei. Im Corona-Jahr 2021 verzeichnete man einen Anstieg auf acht Verfahren. In vielen Fällen gab es da auch Anrufe von Bürgern (&bdquo;Hier sind zwei zu schnell gefahren, es könnte ein Rennen sein.“). Eines steht für Susanne Dirkorte-Kukuk wie auch ihre anderen Polizeikollegen im Hinblick auf illegale Autorennen fest: &bdquo;Durch die gesetzliche Änderung sowie die mediale Berichterstattung ist die Sensibilität gestiegen, sowohl in der Bevölkerung als auch innerhalb der Polizei.“

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