Stiftung Gütersloher Schlaganfall-Hilfe von Liz Mohn kämpft seit 30 Jahren gegen die Krankheit

Gütersloh. Wohin ein Zeckenbiss führen kann. Als ihr jüngster Sohn im Alter von 15 Jahren eine halbseitige Lähmung erlitt und die spätere Diagnose noch nicht feststand, hörte Liz Mohn das erste Mal vom Schlaganfall. Neurologen berichteten ihr, Schlaganfall sei verbreitet, werde aber in der Gesundheitsversorgung wie ein Stiefkind behandelt. &bdquo;Da habe ich mir gedacht, dagegen müsste man was tun. Es war eine der besten Entscheidungen meines Lebens.“ Liz Mohn erzählte die Geschichte am Wochenende vor geladenen Gästen. Sie hatten Platz genommen am Sitz der Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe an der Schulstraße in Gütersloh. Anlass ihrer Zusammenkunft: das 30-jährige Bestehen der Stiftung – eine Einrichtung, die in diesen drei Jahrzehnten das Stiefkind an die Hand nahm und mit beachtlichem Erfolg den Kampf gegen den Schlaganfall und dessen Nachwirkungen aufgenommen hat. Mit dem Schlaganfall, so Mohn, sei es damals wie mit dem Krebs gewesen: &bdquo;Man sprach nicht viel darüber.“ Während Mildred Scheel zur Leitfigur der Deutschen Krebshilfe wurde, nahm sich Liz Mohn des Schlaganfalls an. &bdquo;Ich wollte es alleine machen ohne Bertelsmann.“ Frühmorgens sei sie aufgestanden, habe Spenden gesammelt, Kontakte aufgebaut. Es sei eine schwierige Anfangszeit gewesen, ohne Internet und mit wenig Hilfe für die Patienten. &bdquo;Doch wir haben es geschafft.“ 32 Mitarbeiter an dem Sitz in der Gütersloher Schulstraße Die Stiftung leiste eine tolle Arbeit, die 32 Mitarbeiter seien mit Herzblut dabei. Bewirkt habe sie, dass heute doppelt so viele Menschen den Schlaganfall überleben wie noch vor 30 Jahren. &bdquo;Darauf können wir stolz sein.“ Es sei großartig, was Liz Mohn auf den Weg gebracht habe, bestätigte Vorstandsvorsitzender Michael Brinkmeier. In Anwesenheit von Regierungspräsidentin Anna Katharina Bölling sagte Brinkmeier, &bdquo;Ostwestfalen-Lippe ist zu einer Modellregion für eine gute Versorgung geworden, was den Schlaganfall betrifft.“ Als bedeutend werten Brinkmeier und Mohn vor allem den Aufbau der zertifizierten Schlaganfall-Einheiten in den Krankenhäusern, Stroke Units genannt. 342 gibt es inzwischen bundesweit. Auf ihnen beruhe das Erfolgsrezept der Behandlung, sagte Christoph Reddecker, Chefarzt am Klinikum Lippe. Durch ihr interdisziplinäres Wirken gelinge es die Sterblichkeit zu senken und die Folgeschäden zu minimieren. Gleichwohl: Noch immer stürben jedes Jahr 27.000 Menschen in Deutschland am Schlaganfall, noch immer mache das 6,6 Prozent der Todesfälle aus. Überaus wertvoll, so Reddecker, seien die Schlaganfall-Lotsen. Sie seien &bdquo;Fürsprecher der Patienten in einer komplexen Versorgungslandschaft“. Sie hülfen, stünden bei und machten es möglich, die Patienten nach der Akutversorgung früher als sonst in ihre gewohnte Umgebung zu entlassen. Lotsen könnten auch bei Rheuma und Parkinson sinnvoll sein Liz Mohn sagte, mit dem Lotsen-Projekt sei es der Stiftung gelungen, &bdquo;einen neuen Meilenstein zu setzen“. Mit 7,1 Millionen Euro aus dem Innovationsfonds des Bundes hatte sie 2018 das Modellprojekt aufgebaut, kürzlich folgte die Nachricht, dass der Bund weiteres Geld zur Verfügung stellt, damit die Stiftung in den kommenden vier Jahren &bdquo;Lex Lotsen OWL“ umsetzen kann. &bdquo;Das Lotsenprojekt breitet sich aus“, sagt Reddecker. Vielleicht werde sich schon bald zeigen, dass Lotsen auch bei Krankheiten wie Rheuma, Parkinson oder multipler Sklerose sinnvoll seien, antwortete er auf Nachfrage von Mohn. 30 Jahre nach ihrer Gründung versteht sich die Stiftung als treibende Kraft bei Aufklärung und Prävention und als erster Ansprechpartner für Betroffene und Angehörige. Unterstützt wird die Schlaganfall-Hilfe von 200 Regionalbeauftragten, Ärzten aus Kliniken und Rehabilitationseinrichtungen, die ehrenamtlich für die Stiftung tätig sind. 35 Regionalbüros bieten bundesweit eine Anlaufstelle, 350 Schlaganfall-Selbsthilfegruppen sind entstanden. Besonders gut ist die Versorgung in der Region. In der Nachsorge werden Gütersloher Patienten von zwei Lotsinnen am St.-Elisabeth-Hospital ein Jahr lang begleitet. Ihr Einsatz wird auch nach Abschluss des Modellprojekts von den Krankenkassen finanziert. In Kooperation mit der Diakonie Gütersloh hat die Stiftung ferner ehrenamtliche Schlaganfall-Helfer ausgebildet. Sie begleiten Betroffene im Alltag, vermitteln regionale Hilfe und entlasten Angehörige; derzeit sind zwölf solcher Helfer in Gütersloh aktiv. Zudem existieren drei Schlaganfall-Selbsthilfegruppen, eine davon speziell für jüngere Betroffene (&bdquo;Young Strokers“). Sportvereine aus dem Kreis Gütersloh sind eingebunden Auch vier Sportvereine sind eingebunden. Sie nehmen am landesweiten Programm der Stiftung &bdquo;SPORTnachSCHLAG“ teil und erhalten Fördermittel, um speziellen Rehasport aufzubauen und Übungseiter auszubilden: SV Spexard, Gesundheits- und Rehabilitationssportverein Gütersloh (ehemals BehindertenSportgemeinschaft), Wiedenbrücker TV und TV Werther machen mit. Statistisch ereignet sich in Gütersloh täglich ein Schlaganfall. Im Kreis sind es etwa 1.200 pro Jahr. Die akute Versorgung im Kreisgebiet geschieht vorrangig auf den Stroke Units im Elisabeth-Hospital und im Evangelischen Klinikum Bethel in Bielefeld.

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