Salz fließt laut Unternehmen Zimmermann vorerst weiter in Gütersloher Fluss

Gütersloh. Mit dem Einleiten von salzhaltigem Wasser in die Lutter ist weiter zu rechnen. Das hat am Freitag der Gütersloher Sondermüllentsorger Zimmermann erklärt. Man sei an bestehende Verträge gebunden, es gebe Abnahmeverpflichtungen. Zugleich stellte das Unternehmen klar, beim Lagerstättenwasser keine Verstöße begangen zu haben, weder aktuell noch in der Vergangenheit. Sämtliche Rahmenbedingungen und Vorgaben seien eingehalten worden. Die Grenzwerte würden oft sogar deutlich unterschritten. Zimmermann ist in den Fokus der Öffentlichkeit geraten, weil es Lagerstättenwasser aus der Erdgasförderung in Niedersachsen aufnimmt und aufbereitet. In Gütersloh gelangt es vom Betrieb über die Kanalisation und das Klärwerk Obere Lutter in den Fluss, wo es bei niedrigem Wasserstand den Salzgehalt der Lutter derart in die Höhe treibt, dass kaum noch biologisches Leben darin zu finden ist. Naturschützer fordern daher, die Einleitungen umgehend zu stoppen. Auch aus der Politik kommen Fragen. Allerdings haben die Behörden und NRW-Umweltminister Krischer bestätigt, alle Einleitungen seien legal und genehmigt. Den Entsorgern sei kein Vorwurf zu machen. Inzwischen sogar einen Fachmann aus Israel verpflichtet Firmenchef Gerhard Zimmermann berichtete, es sei technisch äußerst schwierig, den Salzgehalt des Lagerstättenwassers zu senken. Sein Unternehmen forsche in Eigeninitiative schon seit Jahren daran. &bdquo;Wir stecken da viel Geld rein“, sagte Zimmermann, bislang einen siebenstelligen Betrag. &bdquo;Wir sehen das Problem mit dem Salz. Dass die Dringlichkeit hoch ist, wissen wir alle.“ Sein Unternehmen sehe sich da im Kontext der Gesellschaft – es sei wichtig, die Umwelt sauber zu halten. Die trockenen Sommer, die dazu führen, dass das Mischungsverhältnis zwischen Fluss- und Klärwasser kippt, verschärfen das Problem. Um den Salzgehalt des Wassers zu senken, habe Zimmermann 2019, 2020 und 2021 Pilotprojekte mit Verdampfern und Verdunstern durchgeführt. In den Jahren davor habe er es mit Filtration und Membrantechnologie versucht. Die Ergebnisse seien gut gewesen, die Verfahren hätten aber einen Nachteil: Sie seien enorm energieintensiv. Gerhard Zimmermann: &bdquo;Um eine Tonne Salz zu eliminieren, produzieren wir 5,5 Tonnen Kohlendioxid.“ Das sei unbefriedigend. Das Unternehmen lasse aber nicht locker. Mittlerweile habe er einen Fachmann aus Israel verpflichtet, dessen Bemühen es sei, die Membrantechnologie fortzuentwickeln, mithin ein Filtersystem zu schaffen, dem es gelingt, dem Wasser das extrem wasserlösliche Salz zu entziehen. Es gebe bislang keinen Betrieb, der eine Antwort auf diese technische Herausforderung gefunden habe, so Zimmermann. Die Entwicklung einer geeigneten Anlage werde noch Jahre dauern, plus Genehmigungsfristen, plus Bauzeit. Sie würde einen Millionenbetrag kosten, hinzu kämen die Betriebskosten, vor allem der Energiebedarf. &bdquo;Es ist aber unser Anspruch, Antworten auf solche Probleme zu finden“, sagt Martin Bischop, leitender Projektingenieur. Eine EU-Richtlinie könnte mittelfristig zum Handeln zwingen Das Unternehmen forsche und entwickle, um frühzeitig auf neue Umweltvorgaben reagieren zu können und marktfähige Lösungen parat zu haben. Dafür, so Bischop, studiere er Referentenentwürfe, lange bevor sie in Gesetzen münden. Das Unternehmen habe dabei auch das &bdquo;Verschlechterungsverbot“ der EU-Wasserrahmenrichtlinie im Blick, dass möglicherweise trotz allen Einhaltens von Grenz- und Orientierungswerten dazu führt, mittelfristig Wege gegen die Versalzung von Flüssen finden zu müssen. Spätestens dann wird die Innovationskraft der Branche gefragt sein - und Zimmermann wäre gerne dabei. Seit Januar 2012, so Zimmermann, nehme er Lagerstättenwasser an. Dabei handelt es sich um Wasser, das bei der Förderung von Erdgas zu Tage tritt. Früher durfte man es zurück in den Untergrund leiten, heute ist das nur noch für das stark salzhaltige Wasser erlaubt. Das weniger salzige Wasser hingegen wird abgefahren und aufbereitet; Unternehmen wie Zimmermann entziehen ihm Schwermetalle und die organische Fracht, bevor sie es in die Kanäle – und damit letztlich in die Flüsse geben. Problem: Das Chlorid bleibt bei der Aufbereitung im Wasser drin, sie führt sogar dazu, dass der Salzgehalt steigt. Bei der Anlieferung in Gütersloh liegt der Wert laut Firmenangaben im Mittel bei 2,3 Prozent. An drei Standorten verarbeitet das Unternehmen die salzige Fracht Zimmermanns einziger Lieferant ist der Konzern Wintershall Dea. An drei Standorten verarbeitet die Gütersloher Unternehmensgruppe deren Lagerstättenwasser: in Gütersloh, Liebenau und Bitterfeld, jeweils dort in den chemisch-physikalischen (CP) Anlagen. Im laufenden Jahr habe er bisher 27.900 Tonnen Lagerstättenwasser behandelt, so Zimmermann. In Gütersloh 2.350 Tonnen, in Liebenau 18.650 Tonnen, in Bitterfeld 6.900 Tonnen. In Gütersloh nahm Zimmermann seit dem Start der Annahme vor fast elf Jahren 29.000 Tonnen dieses Wassers auf. Eine Maximalmenge, Annahmebeschränkung, gibt es für Lagerstättenwasser nicht. Zimmermann sagte, er nehme das Wasser von Wintershall Dea &bdquo;nach Bedarf“ an, im Rahmen der geltenden Verträge. Sein Unternehmen stelle dadurch sicher, dass auch weiterhin in Deutschland Gas gefördert werden könne, was in Zeiten drohender Versorgungsengpässe und explodierender Energiepreise wichtig sei.

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