International im Regal: Gütersloher erfinden auffällige Hygiene-Produkte

Gütersloh. Aus Alt mach' Neu: Upcycling boomt. Bei Kleidung oder Möbeln setzen viele kreative Köpfe schon seit Jahren auf Nachhaltigkeit und zaubern aus alten Teilen neue Hingucker. "Upcycling funktioniert auch in der Kosmetik", versichert das Gütersloher Gründer-Paar Jessie und Sebastian Wölke. Ihre Mission: Sie produzieren aus vorhandenen, übrig gebliebenen Inhaltsstoffen Beautyprodukte wie Haarshampoo, Duschgel und Seife - in nachhaltigen Verpackungen. Eine der führenden Drogerieketten ist von dem Konzept begeistert - und bereits aufgesprungen. Eine Erfolgsgeschichte? Kennen- und lieben gelernt haben sich die Wölkes tatsächlich bei der Arbeit. Vor vielen Jahren waren sowohl Jessie als auch Sebastian Wölke für die Marke Dove beim Konsumgüterhersteller Unilever im Einsatz. Es folgten zahlreiche Jobs bei vielen namhaften Marken und Unternehmen. Unter anderem haben sie noch Dr. Wolf oder Tesco gearbeitet. Fast 20 Jahre Jahre lang sammelten sie Erfahrungen in der Schönheitsbranche. "Aber wenn wir ehrlich sind, haben wir für einige Firmen nicht immer im Sinne unserer Werte gehandelt", sagt Jessie Wölke. Mittlerweile sind die Britin und der gebürtige Bielefelder verheiratet und haben zwei zehn- und zwölfjährige Kinder. Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an Ein Beitrag geteilt von no planet b - Upcycling Beauty Brand (@noplanetbupcycling) Erstes Start-up Ohne fremde Hilfe - ohne Investoren Privat legt die ganze Familie viel Wert auf Nachhaltigkeit. Einen Aspekt, den sie in der Kosmetik- und Schönheitswelt vermisst haben. "Es ging oft darum, immer wieder schnell etwas Neues und Besseres auf den Markt zu bringen", erinnert sich Sebastian Wölke, "nach dem Motto:höher, schneller, weiter. Ressourcen zu schützen stand dabei in den seltensten Fällen im Vordergrund." 2019 kündigen die Wölkes ihre sicheren Jobs und setzen alles auf eine Karte. Ohne fremde Hilfe und mit viel Engagement gründen die beiden ihre erste eigene Naturkosmetik-Marke: "no planet b". Die Besonderheit: Das Konzept setzt auf bereits existierende Inhaltsstoffe wie beispielsweise übrig gebliebenen Mandarinenschalen oder gerettete Baby-Äpfel. Sechs Produkte umfasst die erste Serie: drei Körperpflege-Lotionen und drei Duschgele. "Wir waren damals mutig - vor allem im Hinblick auf das Design", erinnert sich Jessie Wölke. Die Gründer entscheiden sich für braune, kleine Fläschen im urbanen Stil. Rückblickend eine offenbar zu mutige Entscheidung. Das Paar kann zwar die Drogeriekette dm von ihrem Konzept überzeugen, die ersten Produkte schaffen es sogar in die Marktregale. "Wir waren einfach nur überwältig und überglücklich. Das war schon ungewöhnlich, dass eine so große Kette ein so kleines Start-up direkt ins Regal nimmt", sagt Sebastian Wölke, der eine Zeit lang auch für das Drogerieunternehmen gearbeitet hat. "Doch dann folgte die Ernüchterung", ergänzt seine Frau. Themenseite: Gründerszene im Kreis Gütersloh - das steckt hinter den ungewöhnlichen Start-ups Die Gütersloher Gründer starten einen zweiten Versuch Die Produkte verkaufen sich nicht gut genug. Sie fallen kaum auf - haben wenig Chancen gegen die Konkurrenz. "no planet b" kann sich nicht behaupten. Ein Rückschlag, den das Gründer-Paar erstmal verarbeiten muss. "Das war knallhart." Wochenlang wird analysiert. Was lief gut, was hat nicht funktioniert bei der ersten Markteinführung? "Das tat manchmal natürlich weh, aber nur so konnten wir wirklich abschätzen, ob ein zweiter Anlauf Sinn macht." Das Paar wagt einen neuen Versuch mit frischen Ideen und einer fokussierten Strategie. Unter anderem kreiieren die Gründer flüssige und feste Haarshampoos und Duschgele. Jessie und Sebastian Wölke fragen erneut bei dm an. Erneut mit Erfolg. Und es sollte noch besser kommen als beim letzten Mal. Dm nimmt "no planet b" nicht nur nochmal in seine Produktpalette auf - das Unternehmen wird sogar Partner des Start-ups. Die Rezepturen werden gemeinsam angepasst, das Design komplett verändert, die neuen Ideen umgesetzt. "no planet b" ist seit September 2022 offiziell eine dm-exklusive Kooperationsmarke. Eine Besonderheit der Marke: Die Produkte und Kommunikation werden gemeinsam mit dm-Lehrlingen erarbeitet. Die Wölkes sind an den Umsätzen beteiligt, die dm mit den Produkten verkauft. Ein Verkauf in anderen Geschäften ist somit allerdings ausgeschlossen. "Damit sind wir aber ziemlich glücklich. Wir wachsen dadurch nicht rasant schnell, sondern langsamer und vor allem behutsamer. Wir wollen keinen schnellen und kurzfristigen Erfolg, sondern unsere Marke langfristig etablieren." Sogar international steht die Marke im Regal Aktuell stehen die zwölf Produkte von "no planet b" in allen dm-Filialen. "Wir sind in allen 13 Ländern, in denen es dm-Märkte gibt, vertreten - sind sind mehr als 2.000 Märkte", sagt Sebastian Wölke stolz, "das muss man erstmal schaffen." Mit diesem Konzept soll es dieses Mal klappen. Die Wölkes glauben fest an ihren Erfolg. "Wir sind überzeugt, dass Nachhaltigkeit kein Luxus sein darf, sondern defintiv massentauglich ist. Und wir wollen mit unseren Produkten genau dazu beitragen."

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