Mit Video: Gütersloher verwandeln baufälligen Hof in Schmuckstück

Kreis Gütersloh. Früher galten sie als Spinner, heute als Vorreiter. Wer in Passivhäuser investiert hat, wurde in der Vergangenheit oft genug belächelt. &bdquo;Jetzt tritt ein neues Denken ein“, sagt Thomas Spooren. In Gedanken fügt er ein &bdquo;endlich“ hinzu. Seit Jahren kämpft der 68-jährige Architekt beruflich, privat und politisch für einen bewussteren Umgang mit Ressourcen. &bdquo;Es wird selbstverständlicher, in einem solchen Haus zu wohnen, weil Energie so teuer geworden ist.“ 2.500 Kilowattstunden pro Jahr benötigt sein Haus inklusive Sauna und Werkstattraum. Macht Heizkosten von etwa 70 Euro pro Monat für einen Wohnraum von 160 Quadratmeter. &bdquo;In Dämmung investiert man nur einmal“, lautet das Credo des Gütersloher Architekten. Und nichts anderes als eine gut durchdachte Dämmung verbirgt sich hinter dem Begriff &bdquo;Passivhaus“. Gelüftet wird über eine Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung. &bdquo;Mit einem Kreuz-Wärme-Tauscher liegt die Wärmerückgewinnung hier bei 92 Prozent“, erklärt Spooren. Genutzt werde die Energie der einfallenden Sonnenstrahlen. &bdquo;17 Grad schaffen wir hier in der Regel ohne Zutun.“ Der Energieträger im Passivhaus sei egal, er hat sich gemeinsam mit seiner Ehefrau Christel für einen Holzofen entschieden, der das Erdgeschoss mit dem offenen Wohnbereich beheizt. &bdquo;Wir haben es nämlich gerne warm“, und eine tolle Optik schafft es obendrein. Gebäude wird mit Wärmebildkamera kontrolliert Quer durch die Räume ziehen sich verzinkte Wickelfalzrohre. Hier und da ein Lüftungsventil. &bdquo;Es gibt nichts preiswerteres“, beteuert Spooren. &bdquo;Wir zeigen die Baustoffe, die wir verwenden.“ Billig sieht hier indes nichts aus – auch nicht der Gipsputz, der für die Wände genutzt wird und zusammen mit der Holzdecke für ein gutes Raumklima sorgt. &bdquo;Wir haben in diesem Gebäude viel experimentiert“, die Erfahrung gibt das Ehepaar Spooren gerne weiter. &bdquo;Bei uns gibt es ja keinen Kläger. Wenn wir in unseren eigenen vier Wänden Fehler machen, dann können wir uns höchstens über uns selbst ärgern. Also kann man auch mal etwas ausprobieren.“ Und so hängt die Splitanlage im Jückemöllers Hof Nummer 12 nicht außen am Gebäude, sondern auf dem Dachboden. Warme Luft steigt bekanntlich nach oben, also &bdquo;arbeitet die Anlage viel effektiver, die Leistungszahl ist nachweislich höher.“ Mit der Wärmebildkamera kontrolliert Thomas Spooren schon seit Jahren das Gebäude. &bdquo;Unsere Erfahrungen sind noch nicht ins Regelwerk eingegangen.“ Es fehlt also eine DIN-Norm. &bdquo;Wir können nur sagen, bei uns funktioniert’s!“ Entscheidung für den Kauf des baufälligen Hauses fiel innerhalb eines Tages 2012 haben Christel und Thomas Spooren das Haus in Steinhagen erworben. Damals war es eine einsturzgefährdete Remise, die zur ehemaligen Schnapsbrennerei Jückemöller gehörte. &bdquo;Der Zustand schreckte uns nicht ab“, sagt Christel Spooren. Binnen eines Tages war die Entscheidung getroffen. Die Außenhülle wurde wieder aufgebaut, im Inneren entstand ein eigenständiges, modernes Haus. An drei Tagen in der Woche wird das Gebäude von seinen Besitzern bewohnt. &bdquo;Wir fahren mit dem Fahrrad in unser Ferienhaus“, sagt Thomas Spooren und schmunzelt. Als nächstes soll Photovoltaik aufs Dach kommen. Weil das Gebäude als &bdquo;kulturlandschaftsprägend“ gilt, war das bislang nicht genehmigungsfähig. &bdquo;Und die Gasheizung im Gütersloher Büro werden wir rausschmeißen und durch eine Wärmepumpe ersetzen.“ Ob er Genugtuung empfindet, dass sein umweltbewusstes Bauen nun deutlich mehr Gehör findet? &bdquo;Nein, eher ein bisschen Zorn“, sagt Spooren, &bdquo;denn wir sind spät dran.“

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