Bis zu 1.000 Menschen Mansergh-Quartier als Flüchtlingsunterkunft? Gütersloh befürchtet Überforderung

Gütersloh. Auf die Stadt Gütersloh könnte eine große Anstrengung für das Betreuen von Flüchtlingen zukommen. Wie sie am Donnerstag in einem kurzfristig anberaumten Pressegespräch mitteilte, erwäge das Land, bis zu 1.000 Menschen in der Mansergh-Kaserne unterzubringen, sowohl aus der Ukraine als auch aus anderen Ländern. Weitere 500 sollen in der Siedlung Englische Straße am Stadtpark unterkommen. Die Stadt beurteilt das Vorhaben kritisch. Die Aufnahme derart vieler Flüchtlinge könnte die Stadt überfordern, so Bürgermeister Norbert Morkes und Sozialdezernent Henning Matthes. &bdquo;Wir haben keine freie Kapazitäten mehr, weder personell noch finanziell“, sagte Morkes. Die Stadt sei am Limit, das habe er der Regierungspräsidentin Anna Katharina Bölling auch schriftlich mitgeteilt. Schwierig, so Morkes, sei vor allem die notwendige soziale Begleitung. Ein erheblicher Teil der Schutzsuchenden sei minderjährig, aber die Gütersloher Schulen und Kitas seien schon jetzt voll. &bdquo;Wir stoßen bei der sozialen Infrastruktur an unsere Grenzen“, sagte Matthes. Die Bezirksregierung und das Land müssten das bei ihrer Entscheidung berücksichtigen. Ob Gütersloher Sorgen berechtigt sind, ist fraglich Laut der Stadt spielt das Land mit dem Gedanken, auf dem ehemaligen Kasernengelände eine zentrale Unterbringungs-Einrichtung (ZUE) zu schaffen. Anders als in den Notunterkünften, die nur für ein erstes Obdach ausgelegt sind, halten sich die Schutzsuchenden in solchen Einrichtungen wesentlich länger auf, laut Morkes bis zu anderthalb Jahre. Eine solche Dauer stelle die Kommune in punkto Integrationsbedarf vor erhebliche Herausforderungen. &bdquo;Es ist ja nicht damit getan, den Menschen einfach nur ein Quartier zur Verfügung zu stellen.“ Ob die Gütersloher Sorgen berechtigt sind, ist nach einer knappen Mitteilung der Bezirksregierung, die diese am Abend verschickte, allerdings fraglich. Darin heißt es, das Ministerium habe Detmold gebeten, Teile der Kaserne auf ihre Eignung als Unterkunft für Ukraine-Flüchtlinge zu begutachten. &bdquo;Diese Begutachtung hat noch nicht begonnen. Eine Entscheidung über die mögliche Nutzung kann erst erfolgen, wenn die Prüfung abgeschlossen ist.“ Die Bezirksregierung werde sich mit der Stadt Gütersloh über den weiteren Verlauf austauschen. Konkrete Zahlen zur Kaserne nennt Detmold nicht. Auch ist in der Mitteilung nirgends von einer ZUE die Rede. Bestätigt wird lediglich, dass in Ostwestfalen-Lippe wegen der steigenden Flüchtlingszahlen &bdquo;zunächst etwa 600 zusätzliche Plätze“ bereitgestellt werden sollen, und zwar in schon bestehenden Einrichtungen; 500 davon sollen in Gütersloh in der Siedlung Englische Straße entstehen, die Bestandteil der landesweiten Kapazitätsplanung sei und dafür nun &bdquo;reaktiviert“ werde. Nach aktuellem Planungsstand werde der Betrieb dort noch im Laufe des Monats aufgenommen. Bürgermeister Morkes kann nur appellieren Mitspracherecht hat die Stadt nicht, weder am Stadtpark noch an der Verler Straße. Melden Bund oder Land Bedarf an, ist die BimA, Eigentümerin der Immobilien, verpflichtet, diese zur Verfügung zu stellen, ob die Stadt das gutheißt oder nicht – diese unliebsame Erfahrung hatte Gütersloh schon bei dem kurzzeitig wiedererwachten Interesse der Briten an der Princess-Royal-Kaserne machen müssen. Morkes und Matthes setzen daher auf Argumente. Zu berücksichtigen sei etwa die Tatsache, dass Gütersloh seit März seine Aufnahmequote übererfülle – vor ein paar Wochen lag sie bei 137 Prozent, jetzt noch bei 112 Prozent. Aktuell leben 1.287 Geflüchtete in den städtischen Unterkünften. Zu bedenken sei auch, dass die Kaserne kurzfristig gar nicht zu nutzen sei; Strom, Gas, Wasser, das alles sei abgeklemmt. Als die Kaserne schon mal im Frühjahr als Unterkunft im Gespräch war, haben Untersuchungen der städtischen Immobilienabteilung laut Morkes ergeben, dass es mindestens ein Dreivierteljahr dauere, sie als Unterkunft zu ertüchtigen. Unklar ist, inwieweit eine Nutzung des Areals als ZUE dessen künftige Nutzung als Wohnquartier und Fachhochschulstandort gefährdet; Morkes sagte zunächst, die Planungen seien davon unberührt, revidierte sich aber später. In einer am Abend verschickten Mitteilung heißt es, die städtischen Planungen zur Umwandlung des Geländes kämen in einem solchen Fall &bdquo;weitgehend zum Erliegen“.

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