Mehr Blitzer im Kreis Gütersloh: Woher kommt der Sinneswandel beim Landrat?

Gütersloh. Wo wird im besten Kreis der Welt heute geblitzt? Die Antwort kennt niemand besser als die Autofahrer selbst. Radio-Zuhörer werden aufgefordert, Radarfallen auf der kostenfreien Hotline zu melden, damit die Moderatoren ihre Zuhörer darüber informieren können. Und die fühlen sich offensichtlich sogar gut dabei – nach dem Motto &bdquo;Den Bullen werden wir es zeigen – alles Abzocker!“ Nun: was ist die Folge? Autofahrer bremsen kurz vor der Radarkontrolle ab, um dann nicht selten anschließend noch mehr aufs Gaspedal zu treten. Eine weitere Radarkontrolle ist auf den nächsten Kilometern nicht zu erwarten. So viel Personal hat die Behörde gar nicht. Die Unfallzahlen im Kreis Gütersloh steigen Dummerweise steigen die Unfallzahlen im Kreis Gütersloh. Die Entwicklung ist so deutlich, dass sie Anlass zur Sorge gibt. Rund 8.000 Unfälle ereignen sich im Jahr im gesamten Kreis. &bdquo;Überhöhte Geschwindigkeit ist eine der Hauptunfallursachen“, betont Landrat Sven-Georg Adenauer. Außerdem werden regelmäßig drastische Verstöße mit Geschwindigkeitsüberschreitungen von 50 km/h und mehr festgestellt. Was für die einen der Nervenkitzel ist, wird für die anderen zur Todesgefahr. Wir alle kennen die Schlagzeilen von Raser-Unfällen mit oft verheerenden Auswirkungen. Landrat will das Tempo im Kreis Gütersloh senken &bdquo;Eine flächendeckende Überwachung halten Fachkreise daher für unausweichlich.“ Adenauer will das Geschwindigkeitsniveau im gesamten Kreis senken. Die Kreisverwaltung will künftig auf den Straßen, auf denen sie zuständig ist, zusammen mit der Polizei mehr blitzen und für Ordnung sorgen. Kann man sich derzeit recht sicher sein, dass am Wochenende keine mobile Verkehrskontrolle stattfindet, soll damit bald Schluss sein. Der Kreis fordert mehr Personal für mehr Blitz-Einsätze. Woher kommt der Sinneswandel beim Landrat? Woher kommt nun der Sinneswandel beim Landrat? Wir erinnern uns: Mit seinem Wahlkampfslogan &bdquo;Voller Power, Adenauer“ zog er einst in den Kreis Gütersloh ein. Starenkästen waren ihm ein Dorn im Auge. Im Wahlkampf hatte er versprochen, alle 24 stationären Anlagen auf den Prüfstand zu stellen. Im November 1999 legte Adenauer selbst Hand an und baute in Greffen medienwirksam eine solche Messstation ab. Drei der Anlagen ließ er in knalligem Gelb-Orange streichen, damit sie bereits von Ferne gut zu erkennen sind. Als er im April 2000 selbst mal mit Tempo 66 bei vorgeschriebenen 50 km/h geblitzt wurde, zahlte er an Ort und Stelle 75 Mark Strafe. Das passiert halt mal. Adenauer bezahlte voller Elan sein Blitzerfoto Allerdings hat er nach der Blitzaktion prüfen lassen, ob es sich an der besagten Stelle in Wiedenbrück wirklich um einen Unfallschwerpunkt handelt. &bdquo;Ich möchte nicht, dass die Polizei da steht, wo keine Unfallschwerpunkte sind. Das ist sonst Abzockerei“, lautete die Äußerung gegenüber der Presse. Voller Elan bezahlte der Landrat also – der zugleich Chef der Kreispolizeibehörde ist – das ihm auferlegte Bußgeld, um im gleichen Atemzug zu unterstellen, dass es sich an der Stelle, an der er einen Verstoß gegen die Straßenverkehrsordnung begangen hat, womöglich um &bdquo;Abzockerei“ durch seine Beamten handelt. Man hat die Zügel schleifen lassen Es mag nur eine Episode gewesen sein, aber sie hat – wie jede Blitzer-Warnung – dazu beigetragen, dass Verkehrsteilnehmer die Sache – oder gar die Polizei – im Kern nicht ernst nehmen. &bdquo;In den letzten Jahren ist eine zunehmende Rücksichtslosigkeit im Straßenverkehr festzustellen“, hatte die Kreisverwaltung bereits im September angemerkt. Über die Ursachen kann man streiten, aber fest steht wohl, man hat bei der Verkehrserziehung die Zügel schleifen lassen. Will man nicht noch mehr Unfälle und Opfer, ist Zeit zu handeln. Deshalb kann es gar nicht genug Kontrollen geben, um allen klarzumachen, dass Verkehrsregeln dazu da sind, eingehalten zu werden. Und wer demnächst einen Blitzer beim Radio melden möchte, möge für einen Moment innehalten und nachdenken, wem er gerade hilft. Lichthupe ist übrigens auch keine gute Idee. Sie darf laut Straßenverkehrsordnung nur zur Gefahrenabwehr genutzt werden – und dazu zählen Radarfallen nicht.

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