Stockende Verhandlungen bei Ankauf des ehemaligen Karstadt-Hauses in Gütersloh

Gütersloh. Die Verhandlungen über den geplanten Ankauf des ehemaligen Karstadt-Gebäudes durch die Stadt sind offenbar ins Stocken geraten. Mehrfache Anfragen in den vergangenen Monaten ließ der Bürgermeister stets mit knappen Worten beantworten: &bdquo;Dazu gibt es nichts Neues“, so Norbert Morkes. Es seien noch juristische Fragen zu klären. Das sollte eigentlich bis nach den Sommerferien geschehen. Auch ein Nutzungskonzept wurde bislang nicht vorgelegt. Wo hakt es also? Die Politiker haben darauf keine Antworten. Sowohl CDU-Fraktionschef Heiner Kollmeyer (CDU) als auch der planungspolitische Sprecher der SPD, Thomas Krümpelmann, erklärten, das Thema Karstadt habe im Fachausschuss schon lange keine Rolle mehr gespielt - auch nicht im Ältestenrat, der immer dann einberufen wird, wenn es um heikle und besonders bedeutende Fragen geht. &bdquo;Dabei sind wir Anfang dieses Jahres geradezu unter Druck gesetzt worden, zu entscheiden, ob die Stadt mehrere Millionen Euro in die Hand nehmen sollte, um die Immobilie zu erwerben“, sagte Kollmeyer der &bdquo;NW“. Und Krümpelmann meinte allgemein: &bdquo;Es wäre wünschenswert, wenn es an dieser zentralen Stelle der Stadt vorangeht und das Haus wieder in größerem Umfang genutzt wird.“ Der Stadt Gütersloh liegt ein Wertgutachten vor Derzeit gehört die Immobilie einem Frankfurter Anlagefonds namens Lapithus mit Hauptsitz in Luxemburg. Dem Vernehmen nach hat die Gesellschaft rund 12 Millionen Euro als Kaufpreis aufgerufen. Das von der Stadt in Auftrag gegebene Wertgutachten kommt zu einem anderen Ergebnis: Knapp 10 Millionen Euro wären angemessen. Ob beide Seiten bereit sind, beim Preis aufeinander zuzugehen, ist nicht bekannt. Feststeht, dass die Stadt die Summe nicht komplett selbst bereitstellen müsste. Sie hat, wie zu erfahren war, inzwischen einen nicht genannten heimischen Investor und Projektentwickler an ihrer Seite, der sich auch beim Ankauf finanziell engagieren würde. Lesen Sie auch: So reagierte der Gütersloher Einzelhandel auf den Sinn-Einzug ins ehemalige Karstadt-Haus In den vergangenen Jahren sind vor allem zwei lokale Player in Sachen Stadtentwicklung aufgetreten. Zum einen das Investoren-Duo Geno (Volksbank) und G-eins (Hauer + Partner), beispielsweise beim Kaiserquartier und beim Kolbeplatz; zum anderen die Gütersloher Unternehmensgruppe Hagedorn, die mit ihrem Partner Borchard (Bielefeld) das Vorzeige-Projekt &bdquo;Gleis 13“ am Langen Weg umsetzt und auch auf dem alten Postareal mitmischen will. Modehaus Sinn: Ziel ist ein langfristiger Vertrag Unterdessen hat der einzige Mieter im früheren Karstadt-Haus seine Absicht bekundet, auch künftig dort bleiben zu wollen. Wie der Expansionsmanager der Hagener Modekette Sinn, Thorsten Schlüter, auf Anfrage mitteilte, strebt das Unternehmen einen langfristigen Mietvertrag an. Dann wäre man auch bereit zu investieren. Derzeit liefen Gespräche mit dem Eigentümer. Auch sei ein Gespräch mit dem Bürgermeister beabsichtigt. Sinn war im Frühjahr vergangenen Jahres in das leergeräumte Haus am Berliner Platz eingezogen und nutzt seither zwei Etagen mit insgesamt rund 4.400 Quadratmetern Verkaufsfläche &bdquo;Mit Finke und Klingenthal in der Nachbarschaft bewegen wir uns in einem weiten textilen Umfeld. Für uns ist die Lage perfekt“, sagte Schlüter. Die Geschäfte liefen gut. Das Unternehmen (34 Filialen, 1.500 Mitarbeiter) befindet sich nach eigenen Angaben auf Erweiterungskurs. Aktuell habe man eine Neueröffnung in Goch am Niederrhein vor der Brust. Anfang nächsten Jahres werde ein neues Geschäft in Hildesheim eröffnet. Feste Verträge gebe es darüber hinaus für Standorte in Hamburg und Monheim. Gütersloher Handelsverband mäßig begeistert Wie beurteilt der Sprecher des örtlichen Handelsverbands die Sinn-Ambitionen am Berliner Platz? &bdquo;Das Schlimmste wäre ein lang anhaltender Leerstand bei Karstadt“, sagte Fotohändler Rainer Schorcht. Vor diesem Hintergrund sei die Nutzung zu begrüßen. Aufgrund der bestehenden Sortimentsüberschneidungen mit Finke und Klingenthal sei das Geschäft aber nur partiell eine Bereicherung für die Innenstadt. Unlängst hatte das Jugendparlament eine Reihe von anderen Nutzungsvorschlägen gemacht. So könnten dort Freizeit- und Lernflächen, kleine Pop-up-Läden, Musik und Kreativzonen entstehen. Auch von Wohnungen und einer Markthalle war die Rede, und das Dach könnte sich für eine Rooftop-Bar oder einen Fußball- oder Basketballplatz eignen. Sinn-Manger Schlüter äußerte sich wenig begeistert: &bdquo;Als ich das las, habe ich kurzzeitig nasse Hände bekommen.“

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