Haus am Gütersloher Dreiecksplatz weicht für Neubau mit Wohnungen und Büro

Gütersloh. Nur noch die Woche der kleinen Künste abwarten. Nur noch dieses eine Großfest ungestört und in voller Pracht über die Bühne gehen und ein paar Tage hintendran verstreichen lassen, doch dann gehts los: Dann beginnt die Umsetzung dessen, was Architekt Reinhard Michel schon vor zehn Jahren in seinem Urlaub auf Vlieland schwärmerisch auf Papier gezeichnet hat: der Bau eines schönen neuen Wohn- und Geschäftshauses am Dreiecksplatz. &bdquo;Meine Vorfreude ist riesig“, sagt Michel. Lange sei an dem Projekt getüftelt worden, nun hängen die definitiven Pläne mit allen Grundrissen und Details im Schaufenster des Hauses aus. Entstehen wird ein Bau, der vier Wohnungen und eine Bürofläche umfasst und dank hochwertiger Gestaltung eine Bereicherung für den Platz zu werden verspricht. Der Eigentümer hat 2021 gewechselt Dafür weichen muss ein anderer: das Wohn- und Geschäftshaus Friedrichstraße 5. Es steht leer und gilt als hinfällig. Mitte des 19. Jahrhunderts in der Zeit des Historismus errichtet, wurde es mehrfach umgestaltet und verlor nach und nach Charakter und Gesicht. Stadt, Denkmalbehörden und die Beteiligten sind sich einig, dass es nicht erhaltenswert ist. Die neuen Pläne hingegen finden Zustimmung. Sie haben den Gestaltungsbeirat durchlaufen, die Stadt versichert, dieser Tage die Baugenehmigung zu erteilen. Dass das Haus inzwischen den Eigentümer gewechselt hat, es nun einer gemeinsamen Bauträgergesellschaft der Volksbank-Tochter Geno Immobilien und des Rheda-Wiedenbrücker Bauunternehmers André Gosemärker gehört, ist kein Rückschlag, eher im Gegenteil: "Ich finde dieses Projekt großartig“, sagt Geno-Geschäftsführerin Heike Winter. Der Dreiecksplatz sei ihr Kiez, ihr Gütersloher Lieblingsplatz. Ihn aufzuwerten, ihn als Lebens- und als Begegnungsraum mitgestalten zu dürfen, erfülle sie mit besonderer Freude. Im Erdgeschoss könnte Platz für Co-Working sein Was entsteht? Ein Neubau mit drei Geschossen plus Dachgeschoss. Frühere Pläne, daraus ein Mini-Hotel mit zwölf individuell eingerichteten Zimmern zu machen, wanderten zurück in die Schublade, stattdessen werden nun vier Wohnungen und eine Gewerbefläche gebaut. Wie teilt sich das auf? Im Erdgeschoss ist Platz für ein Großbüro, etwa für Co-Working. &bdquo;Das kann ich mir dort gut vorstellen“, sagt Winter. Auch die Technik und ein Fahrradraum werden ebenerdig zu finden sein; der Keller des Bestandsbaus bleibt zwar drin – aus statischen Gründen, um die Stabilität der Nachbarhäuser nicht zu gefährden – aber er wird mit einer Bodenplatte abgedeckt, abgeflacht und kaum nutzbar sein. Auf Autoparkplätze bewusst verzichtet Im ersten Obergeschoss entstehen zwei kleine Wohnungen, vorne zum Platz mit 68 Quadratmetern, hinten zur Glockengießergasse mit 50. Im zweiten Obergeschoss erstreckt sich eine 120-Quadratmeter-Wohnungen über die gesamte Etage, mit zwei Loggias hinten und vorne. Reizvoll wird auch die Wohnung im Dachgeschoss sein: 104 Quadratmeter groß, mit Galerie, einer Lichtstele im Spitzbogen und Dachterrasse - Anmerkung: Sie ist bereits vergeben. Auf einem Grundstück von nur 200 Quadratmetern derart reizvolles Wohnen zu ermöglichen, sei einer der Herausforderungen dieses Projekts, sagt Winter. Als Geno/Gosemäker im Herbst 2021 einstiegen, übernahmen sie die Pläne von Architekt Michel komplett, 1:1. &bdquo;Wir sahen keine Notwendigkeit, daran etwas zu ändern“, sagt Winter. Einig war man sich auch darin, auf Autostellplätze verzichten zu wollen; &bdquo;dafür ist hier ohnehin kein Platz“, sagt Michel. Erneut Kritik an der neuen Stellplatzordnung der Stadt Zum Glück habe man die Baupläne noch vor Inkrafttreten der neuen städtischen Stellplatzordnung eingereicht, das habe es erleichtert, die Auto- durch Fahrradplätze ablösen zu können. Wie unlängst berichtet, hat die Stadt die Freigabe der Stellplatzordnung dazu genutzt, sie zu verschärfen; wer nun baut, muss oft mehr Autoparkplätze vorweisen als bislang - eine Verschärfung, die die heimische Baubranche als &bdquo;rückständig und falsch“ kritisiert, weil sie Autos in die Städte locke und Fläche verbrauche. In Zeiten der Klimakrise sei genau das Gegenteil gefordert. Beheizt wird der Neubau mit Erdwärme, Geothermie. Der Entwurf von Michel sieht eine stark profilierte rote Klinkerfassade und ein Netz aus vertikalen Pfeilern vor. Die bodentiefen Fenster werden von diesem Klinkernetz gleichsam gerahmt. Das Gebäude werde klar gestaltet und handwerklich hochwertig sein. Da es ein 45-Grad-Satteldach bekommt, passt es in den Bebauungsplan, &bdquo;eine andere Bauform wäre an dieser Stelle sowieso falsch gewesen“, sagt Michel. Das Giebeldreieck lässt er mit Anthra-Zinc verkleiden, einem Zinkblech. Markant in der Mitte: die senkrechte Lichtstele. Schon in einem Jahr soll alles stehen Die Bauzeit veranschlagt Heike Winter mit zwölf Monaten. Sie hofft, nach der Woche der kleinen Künste (8. bis 12. August) bald loslegen zu können, damit im Frühjahr der Rohbau steht und vor der nächsten Dreiecksplatzsaison Druck von der Baustelle weicht. Passierbar werde die Kneipen- und Flaniermeile aber die ganze Zeit bleiben.

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