Gütersloh Angst um Erreichbarkeit der Innenstadt: Bündnis macht sich für Auto stark

Gütersloh. In Gütersloh hat sich ein Bündnis formiert, das sich um die Erreichbarkeit der Innenstadt für Autofahrer sorgt. Ihm gehören Einzelhandel, Gastronomie, Autohändler und die Kreishandwerkerschaft an. Gemeinsam sprechen sie sich dafür aus, den Autoverkehr nicht weiter zurück zu drängen. In einer Eingabe fordern sie die Stadt auf, die Zahl der Parkplätze zu erhalten und keine weiteren Straßen zu sperren. &bdquo;Es ist an der Zeit, unsere Stimmen zu erheben“, sagt Rainer Schorcht, Vorsitzender der Gütersloher Einzelhändler. Mittlerweile hätten viele den Eindruck, dass das Auto geradezu verteufelt und nur noch der Radverkehr gefördert werde. Die Gütersloher Innenstadt lebe aber davon, auch von Autofahrern gut erreichbar zu sein. "Schiefes Bild in der Öffentlichkeit" In ihrer Eingabe schreiben die Beteiligten, dass Interessengruppen wie der ADFC die Innenstadt offenbar komplett autofrei halten wollten. &bdquo;Die Möglichkeit, in der Innenstadt zu parken, soll deutlich oder ganz abgeschafft werden“, heißt es. &bdquo;Die aus solchen Maßnahmen resultierenden Nachteile für den Einzelhandel und die Gastronomie sind katastrophal.“ In Gütersloh gebe es eine starke Lobby für Fahrräder, sagt Hermann Kattenstroth, Obermeister der Kfz-Innung. In der Öffentlichkeit sei dadurch ein schiefes, verzerrtes Bild entstanden. Die Interessen der Autofahrer und die Bedürfnisse vieler Bürger träten dadurch in den Hintergrund. "Überbetonung nur einer Käuferschicht mit uns nicht zu machen" &bdquo;Wir finden es wichtig, gegenzusteuern“, sagt Kattenstroth. &bdquo;Es wäre gefährlich und falsch, allen Forderungen der Fahrradlobby zu folgen. Tatsächlich ist es vielen Menschen wichtig, auch mit dem Auto ins Zentrum fahren zu können. Sie finden nur leider viel zu wenig Gehör.“ Unterzeichnet ist die Eingabe von heimischen Autohändlern, unter anderem von Mense, Markötter, Brinker, Aschentrup. Die Innenstadt lebe von Menschen, &bdquo;die kurzfristig und schnell vor Ort einkaufen oder verweilen möchten“, heißt es in der Eingabe weiter. Sie müsse für alle Gesellschaftsschichten attraktiver werden, &bdquo;es muss Spaß machen und reizvoll sein, nach Gütersloh zu kommen.“ Natürlich freue sich der Einzelhandel auch über Kunden, die mit dem Fahrrad kommen, sagt Schorcht, &bdquo;aber eine Überbetonung nur einer Käuferschicht ist mit uns nicht zu machen. Das wäre ein Desaster. Der Kreis Gütersloh ist und bleibt ländlich geprägt, wir müssen es auch unseren autofahrenden Kunden aus Harsewinkel und Herzebrock-Clarholz möglich machen, uns vernünftig ansteuern zu können.“ "Unsere Gastronomie ist auch für Auswärtige reizvoll" Letzten Endes bringe jeder Gast Kaufkraft mit, aber man dürfe nicht vergessen, dass viele Läden und Gastronomen auch auf Auswärtige angewiesen seien, sagt Andreas Kerkhoff, Vorsitzender des Kreisverbandes der Dehoga (Hotel- und Gaststättenverband). Das Zurückdrängen von Autos sei kontraproduktiv. Gastronomen wie Ralf Schubert (Bankery, Alex, Moto 59, Museumscafé) beispielsweise böten mit ihren Lokalen derart Außergewöhnliches, dass es auch für Gäste aus Bielefeld oder anderen Orten reizvoll sei, nach Gütersloh zu kommen. Vielschichtige Gastronomie finde sich auch an anderen Stellen in der City. In der Eickhoffstraße mit dem Pastis, dem Middle East, dem Alex und dem Moto 59 habe er mitunter sogar den Eindruck, dass Gäste dort gerne verweilten, eben weil es Autoverkehr und einen Schauwert gebe, so Kerkhoff. &bdquo;Letztlich macht es die Mischung. Die einseitige Bevorzugung nur eines Verkehrsmittels kann nicht richtig sein.“ Wichtig sei auch, in der Innenstadt mehr Grünflächen zum Verweilen zu schaffen, mehr Spielplätze anzulegen und höhere Aufenthaltsqualität zu bieten – auch das ist Teil der Forderungen. Derzeit präsentiere sich die Innenstadt an manchen Stellen wie eine &bdquo;Betonwüste“. "In Bielefeld gesehen, wie verheerend das ist" Für die zentral gelegenen Handwerksbetriebe wie Bäcker oder Fleischer sei die Anbindung an den Autoverkehr ebenfalls bedeutsam, sagt Alexander Kostka, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft. Insgesamt sei das Handwerk innerstädtisch zwar weniger betroffen als Einzelhändler oder Gastronomen, gleichwohl trage man das Anliegen mit. Wie verheerend die Verteufelung des Autos sei, habe man jüngst bei dem Verkehrsversuch in Bielefeld beobachten können, sagt Einzelhandelssprecher Schorcht. Mehrere Monate hatte die Nachbarstadt ihr Zentrum für Autos gesperrt. &bdquo;Das war ein gigantischer, furchtbarer Feldversuch“, so Schorcht, dem Image Bielefelds habe das massiv geschadet. Auch er selber habe darunter gelitten. Seinen Fotoladen in der Altstadt hat er nach mehr als 50 Jahren schließen müssen, &bdquo;eine direkte Folge dieser unterirdischen Politik von Oberbürgermeister Pit Clausen.“ "Nicht dasselbe Fiasko wie auf dem Rathausplatz erleben" In Gütersloh gebe es schon jetzt die Sorge, dass bei der Umgestaltung von Post- und Bahnhofsareal eine Menge oberirdische Parkplätze verloren gingen. "Wir müssen aufpassen, dass wir dort nicht dasselbe Fiasko wie beim Umbau des Konrad-Adenauer-Platzes erleben", so Schorcht. Bereits im März hat die Auto-Allianz ihren Antrag ins Rathaus geschickt. Besprochen wird er nach den Sommerferien von den Fraktionen im Mobilitätsausschuss.

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