Julian Hesse bekennt sich zum FC Gütersloh - trotz höherklassiger Anfragen

Julian Hesse, fünfter Platz mit dem FC Gütersloh in der Oberliga. Zufrieden? Julian Hesse: Ich bin nicht unzufrieden. Man muss die Gesamtentwicklung sehen. Und die stimmt. Trotzdem gehören in der Saison Phasen dazu, in denen wir es klar hätten besser machen können. Kleine Momente entscheiden darüber, ob ein Spiel in die eine Richtung kippt oder in die andere. Und wir hatten eine Menge Spiele, in denen wir ein deutliches Chancenplus hatten, aber nur mit einem Punkt nach Hause gegangen sind. Gerade die beiden Spiele gegen Siegen, die Spiele in Hamm und Schermbeck kurz vor der Winterpause. Da hätten wir sicherlich eine bessere Punkteausbeute rausziehen können. Unterm Strich steht aber die beste Saison in Gütersloh seit 15 Jahren. In der Vorsaison lag der FC Gütersloh souverän auf dem ersten Platz der Tabelle. Dann kam der Abbruch wegen Corona. War die Erwartungshaltung vor dieser Spielzeit eine andere? Ich denke schon, dass viele Menschen aus dem Umfeld damit gerechnet haben, dass wir dieses Jahr ähnlich durchmarschieren. Aber wir haben auch schon nach der abgebrochenen Saison gesagt, dass jedes der neun Spiele bzw. alle 25 Punkte extrem hart erarbeitet und nicht federleicht herausgespielt waren. Die Herausforderung ist trotzdem klar: Eine Mannschaft kann so einen guten Saisonverlauf in der neuen Runde dann nur schwer ausblenden und man vergleicht die Saisons miteinander. Aber wir müssen das akzeptieren und weitermachen. Lesen Sie auch: Julian Hesse bei TV-Format "Die Höhle der Löwen" Mit der neuen Saison kam dann auch der neue Modus. Wie haben Sie diesen wahrgenommen? Wir hatten uns vor der Saison klar gegen den neuen Modus ausgesprochen. Jetzt sieht man, warum. In der Aufstiegsrunde kommen Ergebnisse zustande, die skurril sind. Ich bin aber der Meinung, dass eine Tabelle nie lügt, und wäre gut mit dem alten Modus ausgekommen. Die Saison begann mit viel Verletzungspech. Ein Resultat der Coronapause? Die Coronapause hat uns zu Schaffen gemacht. Mit dem Wissen von heute würden wir noch eher in die Vorbereitung auf die Saison starten. Normalerweise bereiten wir uns etwa fünf Wochen lang vor, dieses Mal waren es zehn. Wir haben die Vorbereitungszeit also verdoppelt. Damals haben wir das aus bestem Wissen und Gewissen heraus so entschieden. Heute würden wir aber wohl noch früher starten. Zudem arbeiten wir mittlerweile mit einer datenorientierten Belastungssteuerung und versuchen, uns dementsprechend auch strukturell immer weiterzuentwickeln. Es prasselte also insgesamt viel auf den FCG ein. Mit welchen Gefühlen blicke Sie jetzt auf die beendete Saison zurück? In der Saison gab es viele Phasen, in der kein richtiges Feeling für die Spielzeit aufgekommen ist. Das liegt einerseits an den Ausfällen aber auch an den vielen Verlegungen wegen Corona. Trotzdem will ich das alles nicht als Ausrede nehmen. Es waren für alle Mannschaften die gleichen Bedingungen. Und ich denke, wenn man so lange mit im Aufstiegsrennen ist, sind auch viele Dinge positiv gewesen, auf denen man in der nächsten Saison aufbauen kann. Auffällig war, dass die Gegner gegen Ihr Team mittlerweile teils sehr tief stehen. Wenn man sich die letzten drei Jahre anschaut, dann finde ich, dass wir einen sehr viel besseren Fußball spielen. Vor drei Jahren waren wir eine reine Kontermannschaft, die von einigen Teams der Liga noch unterschätzt wurde. Mittlerweile ist das anders. Die Gegner verteidigen tief und wir sind gezwungen, spielerische Lösungen zu finden. Wir sind auf einem guten Weg. Wir erspielen uns viele Chance. Der nächste Schritt ist jetzt, diese noch zielstrebiger und ruhiger auszuspielen. Da sind wir derzeit noch zu überhastet. Die Statistik untermauert das. Mit 20 Gegentoren hat der FCG die beste Defensive der Aufstiegsrunde. 40 geschossene Tore zeugen aber auch von der schwächsten Offensive. Was muss sich ändern? Die beste Abwehr hat nicht die Mannschaft mit den besten Verteidigern. Auch unsere Stürmer arbeiten extrem gut in der Defensive mit. Auf der anderen Seite sind nicht allein unsere Stürmer verantwortlich für die Tore, die wir schießen. Das fängt im Aufbauspiel an. Wir müssen fußballerisch besser werden, um noch mehr Chancen zu erhalten. Daran müssen wir arbeiten. Vor dem letzten Heimspiel der Saison wurden einige Spieler verabschiedet. Wird es einen größeren Umbruch im Kader geben? Ein Personalaustausch von fünf bis sechs Spielern ist normal. Aber natürlich versuchen wir, Qualität dazu zu holen, um letztlich auch im Spielaufbau facettenreicher zu werden. Sieh dir diesen Beitrag auf InstagramanEin Beitrag geteilt von FC Gu?terslohe.V. (@fcguetersloh) Zum Beispiel Kevin Freiberger? Zum Beispiel Kevin Freiberger. Er hatte 21 Scorerpunkte bei Chemnitz und hat auch schon bei seinen Stationen vorher seine Torgefahr unter Beweis gestellt. Er spricht außerdem sehr viel auf dem Feld, ist ein positiver Typ und kann eine Mannschaft mitreißen. Mit seiner Erfahrung weiß er auch, was wichtig ist, um erfolgreich zu sein. Welche Positionen würden Sie noch gerne neu besetzt sehen? Wir würden gerne einen weiteren Innen- sowie Außenverteidiger haben. Auch gucken wir nach einem zentralen Mittelfeld. Im Sturm müssen wir schauen, was uns noch über den Weg läuft. Letztlich ist die Mischung zwischen Erfahrung und junger Dynamik für uns wichtig. In den letzten Jahren haben wir fast ausschließlich versucht, junge Spieler ins Team zu holen. Aber nach der letzten Saison haben wir klar gesagt, dass wir zwei bis drei erfahrene Spieler mehr brauchen. In manchen Spielen und Momenten müssen wir einfach resistenter als Mannschaft werden. Glauben Sie, dass die kommende Oberliga-Saison noch schwieriger wird? Mit Bövinghausen kommt zum Beispiel ein sehr starker Aufsteiger hoch. Dort spielt Weltmeister Kevin Großkreutz. Für mich ist Bövinghausen sicherlich ein Aufstiegsfavorit. Sie haben einen Stammspieler von Alemannia Aachen aus der Regionalliga geholt. Sie sind aus finanzieller Sicht sehr potent. Sie haben jetzt schon einen top Kader. Aus der luxemburgischen Liga ist auch ein Spieler dazu gekommen. Das ist eine super Truppe. Einfacher wird es deswegen für uns sicherlich nicht. Aber unabhängig davon, was die anderen machen, ist es unser Anspruch, immer besser zu werden. Wir wollen in der nächsten Saison auf jeden Fall wieder angreifen. Erfolg macht begehrlich. Beim VfB Fichte, bei Verl II und jetzt beim FCG haben Sie gute Arbeit geleistet. Wie lange bleiben Sie noch in Gütersloh? Es gab schon die eine oder andere höherklassige Anfrage. Aber ich sehe meine Zukunft möglichst lange in Gütersloh und habe den Vertrag auch ganz bewusst langfristig verlängert. Für mich ist das ein besonderer Fußballverein. Für mich ist es wichtig, dass der Verein viel dafür tut, um von Jahr zu Jahr besser zu werden. Das klappt zwar nicht jedes Jahr in Bezug auf die Tabelle, aber strukturell und von der Arbeitsweise ist hier definitiv immer eine Lösungsorientierung gegeben. Früher habe ich da anders gedacht. Ich wollte immer so schnell wie möglich nach oben. Mittlerweile weiß ich ein gutes Umfeld zu schätzen. Ich fahre mit dem Fahrrad zum Training. Von Rob Reekers kann ich sehr viel lernen. Und auch Thomas Hagedorn ist ein absolut Fußballverrückter im positiven Sinne. Das sind perfekte Rahmenbedingungen, um sich bestmöglich als Trainer zu entwickeln und eine Menge Spaß bei der Arbeit zu haben.

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