Gütersloh

Fiebersäfte für Kinder in Gütersloher Apotheken zeitweise knapp

Apotheken in Westfalen-Lippe haben einen neuen Lieferengpass verzeichnet. Nachbestellungen von Paracetamol-Säften waren zuletzt schwierig.

In den Apotheken vor Ort sollen nun "individuelle Lösungen" gefunden werden. | © Symbolfoto/ picture alliance

31.05.2022 | 31.05.2022, 14:30

Gütersloh. Fiebersäfte für Kinder sind zeitweise knapp. „Wir sind in den Apotheken vor Ort zwar gut bevorratet, Nachbestellungen von Paracetamol-Säften sind zuletzt allerdings schwierig gewesen“, sagt Sven Buttler, Vorsitzender der Bezirksgruppe Gütersloh im Apothekerverband Westfalen-Lippe (AVWL).

Solche Lieferengpässe zu bewältigen, gehört in den Apotheken vor Ort längst zum Arbeitsalltag. „Grund dafür ist der zunehmende Kostendruck im Gesundheitswesen“, ergänzt Thomas Rochell, AVWL-Vorstandsvorsitzender. „Dieser Kostendruck führt zu Konzentrationsprozessen.“ So hätten im Falle des Paracetamol-Saftes Medienberichten zufolge mittlerweile die meisten Hersteller die Produktion eingestellt.

Probleme in den Lieferketten führen zu Engpässen

Der Kostendruck soll auch mit eine Ursache für den Engpass beim Krebs-Medikament Tamoxifen gewesen sein: Einige Wirkstoff-Zulieferer hatten die Produktion eingestellt, weil diese für sie offenbar nicht mehr wirtschaftlich war. Häufig gibt es aufgrund des Preisdrucks weltweit nur noch wenige Produzenten für Arzneimittelwirkstoffe.

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Wenn dann bei einem der Wirkstoffhersteller Produktionsprobleme entstehen, können die wenigen verbleibenden Produzenten die Nachfrage nicht decken. Da die Wirkstoffe meist kostengünstig im Ausland, vielfach in Asien produziert werden, können auch Probleme in den Lieferketten zu Engpässen führen.

„In den Apotheken vor Ort finden wir aber in aller Regel für die Patienten individuelle Lösungen im Falle solcher Engpässe – so auch, wenn die Fiebersäfte knapp sind“, sagt Sven Buttler.

"Apothekenschließungen wären die Folge"

Zum Beispiel könne nach Rücksprache mit dem Arzt ein anderer Stoff wie Ibuprofen verordnet werden – oder eine andere Arzneiform wie Zäpfchen und Tabletten. Die Apotheken wüssten Rat, wie diese auch kleinen Kindern zu verabreichen seien. Dies zeige, dass die Versorgung der Menschen gerade in schwierigen Situationen nur durch ein wohnortnahes Netz der Apotheken vor Ort möglich sei, betont Sven Buttler. Deshalb dürfe dieses Sicherheitsnetz keinem weiteren Risiko ausgesetzt werden. „Die Feuerwehr muss allzeit rufbereit sein – und kann nicht erst gegründet werden, wenn es schon brennt“, so Rochell.

Pläne der Politik, auf Kosten der Apotheken das Milliardendefizit der Krankenkassen auszugleichen, die jüngst kursierten, seien deshalb riskant. „Weitere Apothekenschließungen wären die Folge. Wenn es aber keine wohnortnahen Apotheken mehr gibt, die Lösungen finden, drohen solche Sparmaßnahmen letztlich, die Auswirkungen der alltäglichen Lieferengpässe für die Patienten zu verschärfen“, warnt Rochell vor Einschnitten.