Filmreifer Einbruch bei Gütersloher Juwelier: Steckt eine Bande dahinter?

Gütersloh. Einen Tag nach dem filmreifen Blitzeinbruch beim Juwelier &bdquo;Traumwerk“ in der Gütersloher Innenstadt, steckt Inhaberin Tanja Can der Schock über die Tat &bdquo;noch immer in den Knochen“. Mittlerweile hat sie Bilder der Überwachungskamera aus dem Gebäudeinneren an die Kripo zur Auswertung weitergeleitet. Die Auswertung läuft, doch noch immer stellt sich die Frage: Wer steckt hinter den Tätern, die Montagnacht um 2.03 Uhr mit einem geklauten Audi 100 rückwärts ins Schaufenster des Schmuckgeschäftes an der Kökerstraße 1 gefahren sind und Waren aus der Auslage klauten? Für Experte Martin Winckel ist es mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit &bdquo;eine organisierte Bande aus den Niederlanden gewesen. Vieles spricht dafür.“ Fall Nummer 102 in der Jahresbilanz des Warndienst-Netzwerks Der 61-Jährige aus Hagen ist Goldschmied, aber nicht allein. Er betreibt auch den Internationalen Juwelier-Warndienst mit Sitz in Lünen. &bdquo;Dabei handelt es sich um Kriminal-Präventions-Netz für die Schmuck- und Uhrenbranche in Europa“, klärt Winckel auf. Er erfasst Straftaten – vom Raub und Einbruch über Trick-/Diebstahl bis zu EC- und Kreditkarten-Betrug – und führt in Lagebildern penibel genau Statistik über die ihm gemeldeten Fälle und wertet sie aus. Der Blitzeinbruch in Gütersloh ist in der bisherigen Jahresbilanz die Nummer 102. &bdquo;Am gleichen Abend ist fast zur selben Uhrzeit in Gronau ebenfalls ein Blitzeinbruch passiert. Da haben die Täter ein Fahrzeug geklaut, das vor einem Pizzalieferdienst abgestellt war.“ Nummer 101.Gütersloh, Versmold, Paderborn, Münster - 22 Blitzeinbrüche seit Mai 2021 registriert Martin Winckel weiß in der Regel genauestens Bescheid über die Fälle, die ihn erreichen. Was das &bdquo;Traumwerk“ in Gütersloh angehe, habe sich aus seiner Sicht im Prinzip &bdquo;eine typische Tat“ der organisierten Bandenkriminalität abgespielt. &bdquo;Dafür sind in den meisten Fällen reisende Tätergruppen verantwortlich.“ Für die Niederlande spreche die geografische Nähe und die Statistik. Seit Mai vergangenen Jahres hat das Netzwerk 22 sogenannte Blitz-Einbrüche mit Pkw (und Ramme) bei Juwelieren notiert, Fälle in Paderborn, Münster, Versmold und Gütersloh. &bdquo;Es gibt eine extreme Häufung der Taten in Nordrhein-Westfalen und da besonders in der Mitte und im Westen“, sagt Winckel, der aus diesem Grund die Täter in den Niederlanden beheimatet sieht. Experte Winckler: Die Fallzahlen nehmen wieder zu Obendrein hat der Experte festgestellt, dass die Blitzeinbrüche seit Mitte letzten Jahres wieder zunehmen. &bdquo;Während Corona sind die Zahlen etwas zurückgegangen.“ 2020 hatte sein Netzwerk im Kreis Gütersloh keine gemeldete Straftat gegen die Schmuck- und Uhren-Branche verbucht. Ein Jahr später waren es immerhin zwei Fälle in Gütersloh, ein Raub und ein versuchter Schaufenstereinbruch.Zwei Straftraten registrierte das Netzwerk auch im gesamten Jahr 2019, davor waren es fünf Fälle in 2018 – und nun schon zwei Taten in diesem Jahr. Fall Nummer 44 im Lagebild hat sich übrigens in Versmold abgespielt. Dort waren die Täter Ende Februar mit einem Pkw ebenfalls in die Schaufensterscheibe gefahren und hatten Schmuck geklaut.Referent bei Europol und Interpol, TV-Experte bei Pro.Sieben Seine Erfahrung setzt Martin Winckel auch in der Zusammenarbeit mit der Polizei ein oder als Referent bei Europol und Interpol, wie er verrät. Im September sei er als Experte in der Crime-Time zur Prime-Time auf TV-Sender Pro.Sieben zu sehen. Winckels Rat ist gefragt. Er hilft mit Profiling und Beratung dabei, Einbrüche und Diebstähle auf der ganzen Welt zu klären. &bdquo;Ich erfasse die Informationen, die wir bekommen. Was, wo, wann passiert ist. Wie die Täter dabei vorgegangen sind. Und welche Sicherungen sie überwunden haben. Nach der Auswertung gebe ich die Infos, aber auc Hinweise und Tipps weiter an die uns zugehörigen Geschäfte.“ 1.000 Schmuckgeschäfte gehören zum Netzwerk Etwa 1.000 Juweliere und Schmuckgeschäfte sind es, die dem Internationalen Juwelier-Warndienst angeschlossen sind. Sie zahlen einem monatlichen Obolus von 12 Euro. Was die Aufklärung von Straftaten auf solche Läden angehe, müsste die Quote von Fall zu Fall besser werden, schließlich gebe es immer neue Erkenntnisse. &bdquo;Aber ich vermisse eine zentrale Dienststelle oder Ermittlungsgruppe, beispielsweise beim LKA Düsseldorf, wo man sich solcher Fälle annimmt“, sagt Martin Winckel. Bei der Kreispolizeibehörde Gütersloh laufen derweil weiter die Ermittlungen zum &bdquo;Traumwerk“ auf Hochtouren.Kripo wertet Kameraaufnahmen aus &bdquo;Wir haben ein paar Hinweise aus der Bevölkerung bekommen, denen wir jetzt nachgehen“, sagt Polizeisprecher Mark Kohnert. Der geklaute Audi 100, Baujahr 1991, den die Täter für ihre Zwecke missbrauchten, ist aber auch am Dienstag noch nicht wieder aufgetaucht. Derweil wertet die Kripo die Filmaufnahmen der Überwachungskamera aus dem Laden aus, die eine Person beim Einbruch in das Geschäft zeigen sollen und möglicherweise später für eine Öffentlichkeitsfahndung verwendet werden könnten. Im Schmuckgeschäft an der Kökerstraße, das Tanja Can gemeinsam mit ihrem Ehemann Ischo Can führt, versucht das Personal, zu dem drei Festangestellte und vier Aushilfen zählen, derweil dem gewohnten Geschäft nachzugehen. Die Begutachtung des SchadensAm Dienstag hat sich der Sachverständiger der Versicherung vor Ort ein Bild gemacht. Da die Diebe Dummys, also kostengünstige Musterstücke, mitgehen ließen, beläuft sich der Großteil des Schadens auf den Eingangsbereich. Mit Kosten zwischen 30.000 und 50.000 Euro müssten die Cans laut einem Glasbauer allein rechnen, wenn es um die Erneuerung von Glas und Rahmen der Türen und Fenster geht.Hinzu kämen rund 4.500 Euro Schaden, der durch die Beute entstanden ist. Etwa 2.000 Euro würden fällig für die Instandsetzung der Alarmanlage und das Auffüllen der Nebelanlage, rechnet Tanja Can vor. Momentan lässt sich ihr Geschäft am provisorisch mit Holz verkleideten Eingang durch eine Art provisorische Bautür betreten. &bdquo;Auf die neue Tür müssen wir wohl drei bis sechs Monate warten...“

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