
Gütersloh. Einem Aufruf in den sozialen Medien verdanken streunende Hunde in Rumänien, dass Sarah Borree und ihre Mitstreiterinnen ihnen ein schönes, sicheres Zuhause vermitteln. Denn eher durch Zufall viel die Wahl ausgerechnet auf dieses Land. „Uns war wichtig, dass wir uneingeschränkten Zugang haben, dass wir selbst entscheiden, welche Hunde wir mitnehmen und das man mit der Stadt gut zusammenarbeiten kann“, begründet die Vorsitzende des Gütersloher Tierschutzvereins Hundehilfe ohne Grenzen die Wahl. Auf den Post auf Facebook hätten sich Mitarbeiterinnen aus einem Tierheim in Oravita an der Grenze zu Serbien. „Wir sind dort hingefahren, haben und das Ganze angeschaut und so hat es angefangen“, berichtet die 27-jährige Gütersloherin. Jetzt existiert der Verein seit drei Jahren.
Vor Ort beschäftigten sich die Tierschützer zunächst intensiv mit den Hunden, denn nicht jeder eigne sich für eine Adoption in Deutschland. Viele hätten nicht die Erfahrung mit anderen Hunden und mit Menschen und würden hier nicht glücklich und die Zweibeiner auch nicht. Denn manche Hundefreunde überschätzten sich bei aller Tierliebe mit der Haltung schwieriger Fälle. Und damit die Vierbeiner nicht schon wieder irgendwo landen, würden diese nach bestimmten Kriterien ausgesucht. „Welche die freundlich sind, von sich aus Lust auf den Menschen haben, sich anfassen und auf den Arm nehmen lassen“, so Borree. „Wenn die Hunde das alles mit sich machen lassen ohne einen fressen zu wollen“, kämen sie auf Pflegestellen in OWL. Die seien alle recht nah beieinander um den Verein in Avenwedde-Bahnhof. Von den Pflegestellen würden sie dann weiter vermittelt.
Vermittlung von 40 bis 50 Hunden im Jahr

Die Hunde würden von den Tierschützern selbst transportiert und diese seien dann ein bis zwei Wochen vor Ort. In der Zeit reparierten sie Hundehütten oder organisierten Kastrationsaktionen. Das würde gut nachgefragt, denn häufig fehle den Leuten in Rumänien schlicht das Geld, ihre Haustiere kastrieren zu lassen. Hier in Deutschland seien sie ziemlich verwöhnt mit 20 Tierärzten, in Rumänien gäbe es im Vergleich einen und der könne noch nicht mal Kastrationen vornehmen. „Wir lassen dann extra ein Ärzteteam aus der Großstadt kommen“, erzählt Borree. Privatleute würden dabei auf streunende Hunde aufmerksam machen, die Vierbeiner kämen dann kastriert und mit Ohrmarke versehen wieder auf die Straße zurück. Meistens seien es teils so viele Anfragen, dass es Absagen oder Verschiebungen gebe. Denn sie könnten maximal 75 Tiere am Tag kastrieren. Die Aktionen zeigten Wirkung: „Wir merken schon, dass es in den letzten drei Jahren weniger Welpen gibt und sich die Leute mehr Gedanken machen“, bilanziert die Tierschützerin aus Gütersloh.
Viele der Tiere seien Gebrauchshunde, abgegebene Jagdhunde oder Herdenschutzhunde, die sich als "untauglich" erwiesen hätten. „Wir vermitteln so 40 bis 50 Hunde im Jahr, da wir Wert auf Klasse statt Masse legen, das heißt wir sind für unsere Adoptanten immer erreichbar und halten es überschaubar, damit wir jederzeit helfen können.“ Die ältesten Hunde seien bis zehn Jahre, die ihr Gnadenplätzchen häufig bei Rentnerpärchen fänden. Im Schnitt seien die Hunde zwischen drei und neun Jahre alt.
Nächster Flohmarkt im Mai
Ein regelmäßiger Flohmarkt in Avenwedde-Bahnhof bringt neben Spenden und den Beiträgen der insgesamt 26 Mitglieder für den nach Paragraf elf des Tierschutzgesetzes geprüften Tierschutzverein weitere Einnahmen. Jetzt mit den Corona-Lockerungen nehme die Veranstaltung wieder Fahrt auf, der nächste Flohmarkt sei für den 15. Mai geplant. Von nun an soll dieser wieder alle zwei Monate stattfinden. Hier gäbe es eine große Auswahl an Artikeln rund um den Hund.
Willkommen seien beim Verein jederzeit weitere Pflegestellen. Wer einen Hund vorübergehend bis zur Vermittlung bei sich aufnehmen möchte, brauche Geduld und Zeit, viel Hundeerfahrung sei nicht vonnöten, da der Verein immer mit Rat und Tat zur Seite stünde. „Man muss sich darauf einstellen, dass die Hunde keine Kommandos können und es nicht gewöhnt sind, an der Leine zu gehen. In der Regel leben die sich aber sehr schnell ein“, sagt Sarah Borree. Besucher seien immer erstaunt, wir entspannt die Hunde seien, die es genießen würden, endlich mal auf einem Sofa oder in einem warmen Körbchen liegen zu dürfen.
Initiative zum Verein aus eigenen weniger guten Erfahrungen
Sarah Borree sei es wichtig, dass alles passt und vernünftig ablaufe, das sei auch der Grund für die Initiative für den Verein gewesen: „Ich war früher selber Pflegestelle und habe gemerkt, dass das alles nicht so toll läuft.“ Das übliche Bild sei, dass der Verein in München sitzt, während die Pflegestelle hier in OWL weit weg sei, „dann holt man an der Autobahn den Hund ab und oft kennen die Leute die Hunde nur von Fotos und dementsprechend geht halt viel schief.“ Bei Hundehilfe ohne Grenzen seien die Hunde höchstens wochenweise auf der Pflegestelle und der Gütersloher Verein hätte bisher keine Rückläufer zu verzeichnen.
Kontakt und zur Vermittlung stehende Hunde auf: www.hundehilfeohnegrenzen.de