40 Tage ohne Industriezucker: Der Alltag wird von Einschränkungen bestimmt

Gütersloh. Der Countdown läuft – noch bis einschließlich Karsamstag (16. April) läuft mein Selbstexperiment. Ich verzichte anlässlich der Fastenzeit in diesem Jahr auf Produkte mit Industriezucker. Auch Süßstoffe habe ich aus meinem Leben gestrichen. Warum? Um mir den süßen Zahn zu ziehen. Dass das massiven Einfluss auf meinen Alltag hat, habe ich im Vorfeld unterschätzt. Denn: Die Geselligkeit geht zum Teil verloren. Dafür bin ich aber einige Kilos leichter. Geburtstage Natürlich musste in die Zeit meines Selbstversuchs ein runder Geburtstag mit Kaffee und Kuchen fallen. Als die Einladung eintrudelte, habe ich deshalb extra schon angekündigt: &bdquo;Für mich bitte keinen Kuchen. Ich verzichte aktuell bis Ostern auf Industriezucker.“ Prompt kam die Antwort: &bdquo;Wie, das fällt dir ausgerechnet jetzt ein, wo wir eine Torte bestellt haben?“ Schlechtes Gewissen machte sich schon breit – aber auch der feste Wille, an meinen Prinzipien festzuhalten und nicht bei der erstbesten Gelegenheit einzuknicken und doch zuzulangen. Ich habe schon befürchtet, dass es auf der Feier dann heißt &bdquo;Komm, nimm dir doch etwas, muss ja keiner wissen“. Solche Kommentare blieben dann zum Glück aus, vielmehr schlug mir Interesse an meinem Experiment entgegen. Die riesige Kuchenauswahl sah zwar auf den ersten Blick verlockend aus, Heißhunger hatte ich darauf aber gar nicht mal. Während alle Gabel für Gabel des süßen Gebäcks in sich reinschaufelten, saß ich mit meinem Glas Wasser daneben. Für mich auch kein Problem.Lesen Sie auch:40 Tage ohne Zucker: Das ungewöhnliche Experiment zeigt Wirkung Mittagspausen Vorbereitung ist das A und O. Das bekomme ich vor allem in der Mittagspause zu spüren. Denn: Stand sonst der Weg zum Bäcker an, um mal eben schnell ein belegtes Brötchen zu kaufen, muss ich mir nun mehr Gedanken machen. Schließlich steckt entweder im Brötchen selbst versteckter Zucker in Form von Gerstenmalzextrakt, Karamellsirup oder Dextrose oder aber lauern Dextrose und Fructose-Glucose-Sirup im Aufschnitt. Also ist der Bäcker auch tabu. Stattdessen bin ich nun damit beschäftigt, am Mittag Gemüse zu schnibbeln und mir einen selbst gemachten Dip zu machen. Oder aber ich brate Minutensteaks und bereite mir Salat zu. Nicht selten landet auch Skyr mit zuckerarmem Obst und Nüssen auf meinem Speiseplan. Wenn ich unterwegs zu einem Termin bin, gibt es das entweder &bdquo;to go“ oder ich weiche einfach nur auf einen Apfel aus, der mir dann die nötige Energie liefert.Snacks unterwegs Auf kleine Snacks unterwegs, die ich mir ab und an gerne mal gegönnt habe, muss ich auch verzichten: der Frozen Yoghurt mit allerlei Süßem und Schoko-Sauce nach einem Shopping-Bummel, ein leckeres Spaghetti-Eis vom Eiscafé um die Ecke, Popcorn im Kino – das alles ist nicht drin. Stört mich das? Teils, teils. Wenn ich andere mit einem Eis durch die Straßen ziehen sehe, denk ich mir schon so: &bdquo;Jetzt wäre so ein Eis echt mega“. Aber dann sehe ich die Erfolge, die mir der Industriezuckerverzicht eingebracht hat. Mittlerweile sind sieben Kilo runter.Restaurant-Besuche und Essen vom Lieferdienst Auf Restaurant-Besuche und Essen vom Lieferdienst habe ich seit dem Start meines Projektes verzichtet. Hier lauern nämlich zu viele potenzielle Zuckerfallen. Die Kellner und Bedienungen sind nicht immer damit vertraut, wo überall tatsächlich Industriezucker drinsteckt oder welche unterschiedlichen Namen es für Zucker überhaupt gibt. Einen Salat mit Essig und Öl im Restaurant zu bestellen, kommt für mich nicht in Frage. Den kann ich mir auch zuhause selbst zubereiten. Natürlich büßt damit auch mein soziales Leben etwas ein. Lesen Sie auch:Gütersloher Ernährungsexpertin erklärt: Dort lauern überall Zuckerfallen &bdquo;Es ist sehr, sehr schwierig, sich im Restaurant komplett zuckerfrei zu ernähren“, hatte mir auch Claudia Anna Böwingloh, promovierte Ernährungswissenschaftlerin und Ernährungsmedizinerin aus Gütersloh, bei meinen Recherchen gesagt. Denn selbst in Dressings, Marinaden und Saucen stecke Zucker. Auch setzten viele Restaurants Convenience-Produkte ein, so Böwingloh. Das sind Lebensmittel, bei denen bestimmte Verarbeitungsstufen schon übernommen worden sind, damit die Zubereitung – beispielsweise in der Gastronomie – deutlich schneller geht. In ihnen steckt oft auch eine große Menge Industriezucker. Wer dennoch im Restaurant mit Freunden oder der Familie essen will, dem rät Böwingloh: &bdquo;Bei Salzkartoffeln, Folien- oder Ofenkartoffeln mit Kräuterbutter kann man in der Regel bedenkenlos zugreifen.“ Beim Fleisch solle man auf ein naturbelassenes Stück Fleisch vom Grill, das mit Salz und Pfeffer gewürzt ist, setzen. Ein Steakhouse könne eine gute Option sein.

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