Gütersloher hamstert im Ausland und verkauft Öl und Mehl teurer weiter

Gütersloh. "Mehl und Rapsöl aus einem tschechischen Lidl. Wer noch etwas braucht, kann sich gerne melden. Abzuholen in Gütersloh." So liest sich die Verkaufs-Anzeige eines Güterslohers auf dem sozialen Netzwerk Facebook, in der herkömmliche Flaschen Rapsöl sowie mehrere Pakete Mehl für drei Euro das Stück angeboten werden. Veröffentlicht wurde der Post in der geschlossenen Facebook-Gruppe "Schwarzmarkt Bielefeld". In dieser Gruppe unterbreiten Nutzer des Portals einander Verkaufsangebote von privat. Auch auf der Verkaufsplattform Ebay ist der Beitrag platziert worden. 170 negative Kommentare und 70 Likes 170 zumeist negative Kommentare sowie rund 70 Likes von zahlreichen Personen hat das Verkaufsangebot dem Nutzer eingebracht. Mittlerweile ist die Veröffentlichung gelöscht. Namentlich wird der Gütersloher an dieser Stelle nicht genannt, schließlich ist sein Handeln legal. Wenngleich das Angebot in Zeiten leerer Regale in deutschen Supermärkten moralisch höchst fragwürdig ist, ist dem Mann rechtlich nichts vorzuwerfen. Oder anders gesagt: Ihm einen stetigen Haupt- oder Nebenerwerb nachzuweisen, ist schwer. Das bestätigt auch die Verbraucherzentrale NRW, die nach dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine vermehrt derartige Verkaufsangebote von Menschen im Internet, insbesondere auf Ebay, beobachtet. Lebensmittelexperte Frank Waskow erklärt im Gespräch: "Insbesondere Sonnenblumenöl wird für Preise zwischen drei und 15 Euro angeboten. Das ist bedenklich aber nicht verboten." Und weiter: "Solche Stilblüten tauchen immer nur dann auf, wenn Krisen da sind." Waskow verweist auf die Coronakrise, in der unter anderem Dosentomaten und Toilettenpapier vorübergehend rar wurden. Lesen Sie auch: Leere Regale im Supermarkt - sogar Toilettenpapier fehlt teilweise Öl gibt es online in Mengen zu kaufen Ein aktueller Blick auf das Verkaufsportal Ebay zeigt: Öl gibt es derzeit online in Mengen zu kaufen. Vor wenigen Tagen wurde in Halle sogar eine Flasche Sonnenblumenöl zum Festpreis von 200 Euro angeboten. Auch diese Anzeige ist mittlerweile verschwunden. Inwieweit die Offerte vom privaten Verkäufer ernst gemeint war und ob er sogar einen Abnehmer gefunden hat, ist unklar. Warum aber preiste der Gütersloher seinen Großeinkauf online an? Auf Nachfrage erklärt er im Gespräch, er habe wegen leerer Regale in den Gütersloher Supermärkten im großen Stil in Tschechien eingekauft. Er sei ohnehin in Österreich gewesen und habe für seinen Einkauf eine "vierstündige Spritztour" über die Grenze gemacht. "Ursprünglich wollte ich Mehl und Öl an Freunde und Verwandte in Deutschland weitergeben", sagt der Mann. "Wenn man die Möglichkeit hat, nimmt man natürlich mehr mit und deswegen habe ich noch etwas übrig." Was seine Familienmitglieder nicht haben wollten, stelle er nun zum Verkauf. Die Nachfrage sei übrigens vorhanden. Alle Ölflaschen seien bereits schnell vergriffen gewesen. Den Preis rechtfertigt der Gütersloher mit anfallenden Benzinkosten. Er wolle lediglich seine Ausgaben decken, Profit wolle er aus dem Angebot nicht schlagen. Erklärung erscheint der Verbraucherzentrale dubios Angesprochen auf seine Ausgaben in Tschechien präsentiert der Gütersloher folgende Preise: "Das Rapsöl hat etwa 1,90 Euro gekostet. Beim Mehl müsste ich schauen. Ich glaube, es waren 1,20 Euro." In der Folge schiebt der Gütersloher die Verantwortung an Discounter wie Edeka, Lidl und Co. weiter. Schließlich seien dort die Regale leer. Frank Waskow von der Verbraucherzentrale ordnet ein. Die Erklärung des Güterslohers erscheint dem Lebensmittelexperten dubios und nicht seriös. Zwar räumt er ein, dass das Hamstern in Supermärkten insbesondere "ein deutsches Phänomen" sei und im Ausland weniger exzessiv betrieben wird. Auch seien mancherorts Mehl- und Öl-Regale leer. Nichtsdestotrotz bestehe in Deutschland "kein Grund zur Sorge." Leere Regale seien aller Voraussicht nach eine vorübergehende Erscheinung, die sich in zwei bis vier Wochen erledigt habe. Langanhaltende Engpässe sind nicht zu befürchten Wie die Verbraucherzentrale auch auf ihrer Webseite schreibt, sind die Ukraine und auch Russland zwar wichtige Weizenproduzenten, Deutschland ist aber nach Frankreich der zweitgrößte Getreideproduzent in der Europäischen Union und importiert kein Brotgetreide. "Hamsterkäufe sind also nicht nötig", so Waskow. Die Preise von Mehl, Brot und Backwaren seien gestiegen, weil die deutschen Getreidepreise sich am Weltmarkt orientieren. Gleichzeitig erhöhen deutsche Erzeuger derzeit ihren Anbau. Ein Versorgungsnotstand sei hier also nicht zu befürchten. Gleiches gelte für Öl. Deutschland importiere diese insbesondere aus den USA, aus Kanada sowie aus anderen EU-Staaten. Lediglich das Sonnenblumenöl könne wegen des Krieges in der Ukraine knapp werden. "Hier gibt es aber reichlich Alternativen. Für rund einen Euro mehr kann man zum Beispiel zum Olivenöl greifen", sagt der Lebensmittelexperte. Dass die Regale in vielen Supermärkten trotzdem leer sind, begründet Waskow mit einem psychologischen Effekt. "Wenn der erste zugreift und sich im großen Stil eindeckt, dann greift der Nebenmann automatisch auch zu." Die Verbraucherzentrale warnt Die Verbraucherzentrale warnt derweil vor privaten Verkaufsangeboten im Internet von Lebensmitteln. "Als Käufer kann man nicht sicher sein, ob Waren richtig und hygienisch gelagert wurden", so Waskow. Und weiter: "Auch auf die Mindesthaltbarkeit gibt es keine Gewähr. So trägt der Käufer in der Regel das komplette Risiko." Privaten Verkäufern sei indes schwer nachzuweisen, dass sie online Waren im großen Stil veräußern und daraus für sich ein Geschäftsmodell entwickelt haben. "Die Beweislage für einen Haupt- oder Nebenerwerb ist an dieser Stelle schwer zu führen."

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