Dieser Bach in Gütersloh kann bei Hochwasser zur Gefahr für Häuser werden

Gütersloh. Gewiss, der eine oder andere Keller läuft bei Starkregenereignissen schon mal voll. Aber im Gegensatz zu Regionen wie das im Vorjahr geflutete Ahrtal muss im Flachland des Kreises Gütersloh niemand Angst um Leib und Leben haben. Dieser Ansicht ist jedenfalls Alfons Buske, Leiter des städtischen Fachbereichs Tiefbau. Dennoch sollte das Thema Hochwasserschutz auch hier nicht auf die leichte Schulter genommen werden. Es gehe nicht zuletzt um Eigenverantwortung. Was viele nicht wüssten: Die Hauseigentümer seien sogar verpflichtet, Vorkehrungen gegen Schäden zu treffen. Das betrifft demnach in erster Linie die Rückstausicherung gegen Abwasser, das bei überlasteten Kanälen zurück in die Häuser drängt. Hier bieten laut Stadtverwaltung Rückstauklappen einen effektiven Schutz. Einzelheiten dazu sind digitalen Broschüren der Stadt Gütersloh oder der Verbraucherzentrale NRW zu entnehmen. Welche Wohnlagen sind kritisch? Eines der Hauptproblemgewässer in Gütersloh hinsichtlich des Überschwemmungsrisikos stellt nach Angaben von Stefan Fritsch (Abteilung Stadtentwässerung) die harmlos wirkende Lutter da. Besonders das Siedlungsgebiet von Isselhorst sei gefährdet. Das ist gut abzulesen an der Karte zum Hochwasserrisikomanagement der Bezirksregierung Detmold. Darauf sind weite Areale beidseits des Bachs im Falle einer Überflutung bei einem extremen Hochwasser blau markiert. Aber auch schon bei einem Hochwasser der häufigen Wahrscheinlichkeit gibt es in Isselhorst eine &bdquo;hohe Betroffenheit der Schutzgüter in der Ortslage“. Laut Fritsch liegt das daran, dass die Lutter von Ummeln aus reichlich Regenwasser aus den Kanälen der umliegenden Siedlungen aufnimmt und sich in Richtung Gütersloh eine regelrechte Welle aufbaue. Um dieses Problem abzuschwächen, soll baldmöglichst in einem interkommunalen Projekt gemeinsam mit der Stadt Bielefeld eine neue Fläche angelegt werden, die das Wasser im großen Maßstab zurückhält. Die erste Planungsphase habe begonnen. Schwieriger Grunderwerb Wie der Leiter des Fachbereichs Grünflächen, Dirk Buddenberg, erläutert, ist außerdem beabsichtigt, westlich von Isselhorst im Gebiet zwischen Brockhäger Straße/Holler Straße - wie bereits seit 1998 entlang der Dalke praktiziert - sogenannte Retentionsbereiche anzulegen. Allerdings scheitert dies bislang am Grunderwerb. Während bei der Dalke weite Flächen von vornherein städtisch waren, sind sie an der Lutter zu 100 Prozent in privater Hand. Den ansässigen Landwirten gehe es in den Verhandlungen heute nicht mehr allein um den Kaufpreis, sondern vor allem um eine ausreichende Flächenreserve für ihren Betrieb, sagt Buddenberg. Und die Stadt habe für einen akzeptablen Flächentausch wenig anzubieten. &bdquo;Hier stoßen wir an Grenzen.“ Entlastung der Kanäle Neben der Renaturierung von Flüssen geht es bei neuen Bebauungsplänen inzwischen verstärkt darum, Regenwasser an Ort und Stelle zu versickern und die Kanalisation zu entlasten. Zwar würden auch größere Leitungen einen Puffer schaffen, sagt Dirk Buddeberg, aber jeder Regenwasserkanal ende irgendwann in einem Fließgewässer, das dann schnell übers Ufer trete. Beispiele für große Rückhalte- und Grünbereiche seien die Siedlungen Krullsbachaue (Isselhorst), Auf dem Stempel in Pavenstädt und Ahornallee im Norden. Die Leiterin des Fachbereichs Stadtplanung, Inga Linzel, verweist zudem auf das gerade erst beschlossene Baugebiet Orionweg in Kattenstroth mit rund 130 Wohneinheiten samt Kita. Auch dort sind Versickerungsmulden neben den Fahrbahn sowie ein großes Rückhaltebecken geplant. Hinzu kommt die Vorgabe, Flachdächer von Gebäuden, Garagen und Carports grundsätzlich zu begrünen. Auch dies trage dazu bei, die Kanäle zu entlasten und verbessere das Kleinklima. &bdquo;Grün steigert letztlich die Lebensqualität.“ Für Zündstoff sorgt immer wieder das Thema Bauen in Überschwemmungsgebieten. Der Vorsitzende des Klimabeirates, Kurt Gramlich, hat erst kürzlich energisch gefordert, damit müsse endgültig Schluss sein. Tatsächlich sind Neubauten oder deren Erweiterung in solchen Gebieten grundsätzlich untersagt. Es gebe aber durchaus Stellen, an denen Ausnahmen durch die Untere Wasserbehörde beim Kreis Gütersloh möglich seien, sagt Fachbereichsleiterin Linzel. Dann müsse hochwasserangepasst gebaut und für einen Ausgleich der Eingriffe gesorgt werden. Beratung zu Hause Einige Beispiele dafür, was alles bei Hochwasser- und Überschwemmungsgefahr zu beachten ist, zählt Kreissprecherin Beate Behlert auf: Technische Infrastruktur wie Stromkästen oder Gastanks nicht im Keller platzieren Das gleiche gilt für Lüftungsanlagen und Wäschetrockner Auf dichte Kellertüren und -fenster achten, die Wasserdruck standhalten Auf Kellerlichtschächte, wenn möglich, verzichten Höher gelegte Hauseingänge (was allerdings zu Lasten der Barrierefreiheit geht) Bei alledem auf die Vorgaben des jeweiligen Bebauungsplans achten Es schade auch nicht, sagt Tiefbauamtschef Alfons Buske, gelegentlich die Entwässerungsrinnen am Haus zu säubern; nicht selten wachse Gras daraus. Annika Peitzmeier vom städtischen Fachbereich Stadtentwässerung empfiehlt, die städtischen Beratungsangebote anzunehmen. &bdquo;Wir kommen auch zu Ihnen nach Hause und beraten an Ort und Stelle.“

Meistgelesen