Britenhäuser zu Mega-Preisen: Exklusive Einblicke in die Villen

Gütersloh. Zugegeben - unter einer Villa verstehen viele vermutlich heute etwas anderes. Doch die vier ehemaligen Offiziershäuser an der Gütersloher Hochstraße, für die die Bundesanstalt für Immobilien (BImA) derzeit Käufer sucht, waren zu damaligen Briten-Zeiten purer Luxus. Zumindest Größe und Lage des Grundstücks sind es heute noch. Und entsprechend ist auch der Preis.Am Rand des Stadtparks, umgeben von zahlreichen hochklassigen Häusern und weitläufigen, gepflegten Gärten stadtbekannter Persönlichkeiten, sind aktuell vier Immobilien im Angebot. Vier echte Filetstücke sozusagen. Über ein Bieterverfahren sollen die Villen verkauft werden. Kaufpreisvorstellung der BImA: Zwischen 810.000 und 900.000 Euro. Fast überall liegt Teppichboden Die Villa mit der Hausnummer 41 steht auf einem der zwei größten Grundstücke. Obwohl die Briten ihre Häuser damals "besenrein" verlassen mussten und Möbel, Einrichtung und Co. mitnehmen mussten, kommt schon kurz nach Betreten der Haustür britisches Flair auf. Fast überall liegt Teppichboden - mal dunkelrot, mal blau. Nicht nur in den Zimmern oder im Flur, auch auf der großen Treppe, die in die oberen Stockwerke führt. Typisch britisch eben."Es wird gleich noch britischer", verspricht Holger Schwarz vom Verkaufsteam der BImA Bielefeld und lotst ins Wohnzimmer. Schwarz führt Interessierte in diesen Wochen durch die jeweiligen Häuser und steht für Fragen bereit.Lesen Sie auch: Britenhäuser werden verkauft - und die Mittelschicht schaut hilflos zu Gemusterte Gardinen und eine Kinderhose "Fast alle britischen Offiziershäuser hatten früher einen Kamin", sagt er und zeigt auf die offene Feuerstelle im hinteren Wohnbereich, "das gehörte quasi zur Grundausstattung." Genauso wie eine große Küche mit separatem Eingang von draußen. "Der war häufig für die Dienstmädchen vorgesehen, beispielsweise, um die Einkäufe von der Garage direkt ins Haus tragen zu können."Zwei, drei Teile erinnern heute tatsächlich noch daran, dass in den Villen wirklich mal jemand gelebt hat. So hängen in einigen Räumen noch große, schwere Gardinen. Natürlich farbig und gerne auch gemustert. Am Balkon wurde ein Windspiel vergessen, in einem der - ebenfalls typisch britischen Einbauschränke, die in den Schlafzimmern verbaut sind - liegt noch eine beige Kinderhose mit Gürtel. Das war's.Jeder kann ein Angebot abgeben Ein Angebot für eines der Ex-Offiziershäuser kann erstmal jeder abgeben. Die BImA behält sich allerdings die Entscheidung vor, ob, wann, an wen und zu welchen Bedingungen verkauft wird. Das gilt ebenso für die Option, mit den Interessenten nachzuverhandeln."So lassen sich einerseits unlautere oder bedingte Angebote ausschließen", erklärt Sprecher Thorsten Grützner, "andererseits ermöglicht dies bei gleichwerten Angeboten den Bietern die Möglichkeit, ihr Angebot zu bestätigen oder anzupassen." Einen Wunsch-Käufer gebe es seitens der BImA nicht, betont Grützner auf Nachfrage. Alle Angebote würden grundsätzlich gleich behandelt. Es würden bereits eine Vielzahl von Anfragen vorliegen - wie viele genau, verrät der Sprecher nicht. Die Frist zur Abgabe eines Angebots läuft noch bis zum 15. März 2022. Auch das Dachgeschoss ist ausgebaut Alle vier Villen sind komplett baugleich. 155 Quadratmeter sind als Wohnfläche ausgewiesen - hinzukommen allerdings noch knapp 20 Quadratmeter im voll ausgebauten Dachgeschoss. "Im Prinzip gibt es dort nochmal eine komplette Etage mit zwei Zimmern, einem Badezimmer mit Badewanne und zwei Abstellkammern", erläutert Felix Nolte, Leiter des Verkaufsteams, "da die Decken aber zu niedrig sind, weisen wir die Fläche dort nicht als Wohn- sondern als Nutzfläche aus." Lediglich die Größe der Grundstücke unterscheidet sich. Wenn auch nur minimal. Zwei Häuser mit 1.104 Quadratmetern im vorderen Bereich der Hochstraße und zwei mit 1.243 Quadratmetern im hinteren Bereich sind im Angebot."An solche Grundstücke kommt man in Gütersloh nur ganz selten" Die BImA habe in der Vergangenheit bereits ähnliche Briten-Immobilien in anderen Städten wie Münster oder Bielefeld über Bieterverfahren verkauft - zu ähnlichen Preisen. "Letztlich ist die Kaufpreisvorstellung nur eine Orientierungshilfe für die Interessenten und kein festgelegter Preis", betont Nolte. Sie setze sich zusammen aus dem Wert für das Grundstück, der sich regelmäßig aus den aktuellen Bodenrichtwerten ableite, und dem von der BImA geschätzten Wert für die aufstehenden Gebäude. Alle Vier Briten-Villen würden sich in Top-Lagen befinden. Nolte: "An solche Grundstücke kommt man in Gütersloh nur ganz selten dran." Wenig Spielraum für Veränderungen Was die Käufer letztlich mit den Immobilien vorhaben, bleibt abzuwarten. &bdquo;Wir haben aber auch die Erfahrung gemacht, dass einige Käufer solcher hochwertigen Grundstücke die Häuser letztlich doch abreißen und komplett neu bauen." Die Bausubstanz und der allgemeine Zustand der Häuser sind laut Holger Schwarz allerdings so gut, dass ein Abriss nicht zwingend nötig wäre. Viel Spielraum für Veränderungen bestehe aufgrund des aktuellen Bebauungsplans für den Bereich ohnehin nicht. Nolte: "Die Stadt hat uns hilfreicherweise die entsprechenden Gestaltungsrichtlinien mit an die Hand gegeben, weil natürlich auch uns immer wieder Fragen erreichen, was man dort überhaupt machen darf."

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