Kranke Hunde im Tierheim brauchen dringend eigene Quarantänestation

Gütersloh. Während andere Tierheime in Nordrhein-Westfalen gerade aus allen Nähten platzen und - wie etwa in Gelsenkirchen und Mülheim - mitunter keine neuen Bewohner mehr aufnehmen können, stellt sich die Situation aus Sicht des Gütersloher Tierheims zur Jahresbeginn etwas anders da. &bdquo;Nein“, sagt Leiterin Petra Kulik, ein Aufnahmestopp drohe nicht und die aktuell 21 Hunde, 67 Katzen und 27 Kleintiere, also 115 belegte Plätze, sei &bdquo;ein für Januar üblicher Wert“ bei der Belegung. Eine Abgabewelle von unbedachten &bdquo;tierischen“ Geschenken nach dem Weihnachtsfest hat es hierzulande nicht gegeben. Dafür ist die Aufnahmestation in Spexard in freudiger Erwartung von Zuwachs eher räumlicher Natur. Der Bau eines Quarantänehauses für Hunde soll in diesem Jahr umgesetzt werden. Für die Isolierstation wird mit einer Investition von 170.000 Euro geplant, die bereits im Haushaltsentwurf der Stadt Gütersloh veranschlagt sind. Konzept ist erstellt, Zeichnungen sind eingereicht &bdquo;Nach der Genehmigung des Haushalts und Abstimmung mit der entsprechenden Behörde wollen wir damit starten. Das Konzept ist erstellt, die Zeichnungen sind eingereicht“, erklärt Petra Kulik. Wo auf dem städtischen Grundstück an der Straße In der Worth 116 gegenwärtig drei uralte Außenzwinger ihr Dasein fristen, soll alsbald der etwa 45 bis 50 Quadratmeter große Bau entstehen. Vorgesehen sind nach Auskunft von Ordnungsamtsleiter Thomas Habig drei Boxen und ein Nebenraum. Mit den Arbeiten könne frühestens dann gestartet werden, wenn voraussichtlich Ende Februar der Haushalt verabschiedet werde. Bislang gibt es kein separates Hunde-Quarantänehaus im Tierheim, dabei spielt ein solches Gebäude durchaus eine zentrale Rolle. &bdquo;Dort kommen Neuankömmlinge ein paar Tage bis zur Begutachtung durch den Tierarzt hinein und Hunde, die an einer ansteckenden Krankheit leiden, um das Infektionsrisiko für die anderen Insassen zu dämpfen“, erklärt Petra Kulik. Betriebskosten liegen weiter bei gut 360.000 Euro im Jahr Egal ob Tiere aufgefunden oder sichergestellt werden – sie müssen zunächst einmal in Quarantäne. Und bei einer möglichen Sicherstellung durch das Kreisveterinäramt geht es eben nicht um zwei sondern oft um 20 Tiere. Für solche Fälle fehlen in Gütersloh aktuell aber die Möglichkeiten. &bdquo;Im Moment dürfen wir theoretisch keine Fundwelpen mehr aufnehmen“, erklärt die 59-Jährige. Das habe vor kurzem dazu geführt, dass eine Mitarbeiterin einen &bdquo;Neuankömmling“ zu sich mit nach Hause genommen habe. Derartige Zustände sollen sich alsbald ändern. Gegenüber dem Vorjahr unverändert geblieben sind die Betriebskosten, die nach Angaben von Petra Kulik auch im vergangenen Jahr bei rund 360.000 Euro lagen. Durchschnittlich 30.500 Euro würden monatlich für Pflegepersonal, Tierarzt, Futter und Streu anfallen. Davon würden allein die Tierarztkosten mit 10.000 Euro zu Buche schlagen. Spendenaufkommen wieder wie zu Zeiten vor CoronaDie Spendenbereitschaft ist im vergangenen Jahr wieder etwas zurückgegangen. Während Petra Kulik Beginn der Virus-Pandemie im Jahr 2020 eine überaus großzügige Unterstützung festgestellt hat (&bdquo;Locker 10.000 Euro mehr an Spenden als üblich“), hätte sich das Aufkommen in 2021 &bdquo;den Vor-Corona-Jahren wieder angepasst“. Auch deshalb gelte es 2022 einmal mehr zu versuchen, das Jahr &bdquo;so gut wie möglich zu stemmen und das Futter, die Tierarztkosten sowie die Mitarbeiter finanzieren zu können.“ Fünf Vollzeitkräfte, drei Mitarbeiter in Teilzeit und fünf Auszubildende zählt das Tierheim derzeit zur Belegschaft, die längst nicht nur die Versorgung und Vermittlung der Tiere zu bewerkstelligen hat. Auch Futtermittbeschaffung, Tierarztfahrten, Besuche vermittelter Fälle, das Nachgehen von Tierschutzfällen, Behördenkontakte, Ausbildungsbetreuung oder Veranstaltungsorganisation zählen zum Aufgabengebiet. Plötzlich wieder ins Büro: da bleibt keine Zeit für den HundSo ist es nicht weiter verwunderlich, dass die größten Schwierigkeiten, mit denen Petra Kulik gerade zu kämpfen hat darin bestehen, krankheits- und quarantäne-bedingte Ausfälle von Mitarbeitern und Ehrenamtlichen aufzufangen. &bdquo;Denn die Tiere müssen ja trotzdem versorgt werden.“ Überrollt wurde das Tierheim im vergangenen Herbst von einer großen Corona-Tierrückgabe-Welle. Dafür hat Petra Kulik kein Verständnis, wie sie unmissverständlich klar macht: &bdquo;Das war katastrophal. Eine Weile stand das Telefon nicht still, insbesondere betraf es die Hunde.“ Einige Leuten seien wohl der Annahme gewesen, sie würden die nächsten zehn Jahre im Homeoffice verbringen. &bdquo;Doch plötzlich – oh Schreck – stellt man fest, dass der Chef einen tatsächlich doch wieder drei Tage die Woche im Büro sehen möchte und für einen Hund keine Zeit bleibt.“ Viele erschütternde Fälle in 25 Jahren TierschutzvereinApropos Zeit: Sein 25-jähriges Bestehen hat der Tierschutzverein Gütersloh und Umgebung, Betreiber des Tierheims, am 14. November vergangenen Jahres mit einem kleinen Markt auf dem Parkplatz und unter 3-G-Regeln gefeiert. &bdquo;Das Tierheim selbst blieb geschlossen, aber der Tag war sehr gut besucht und die Gäste freutn sich mit uns, dass wir wenigstens einen Teil von unserer Arbeit zeigen durften“, bilanziert Petra Kulik. Der 1. Vorsitzenden selbst sind aus dem Vierteljahrhundert viele Tierschutzfälle in Erinnerung geblieben, &bdquo;bei denen wir oftmals verzweifelt waren und sind, zu was Menschen fähig sind.“ Sie spricht von isolierten Hunden, verhungernden Katzen und Nagern, deformierten Reptilien. Um solche Schicksale zu verhindern, engagieren sich die Mitarbeitenden die Tierschutzvereins Gütersloh auch im Jahr 2022 nach Leibeskräften.

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