"Unhaltbare Zustände": Mega-Schlangen bei Impf-Aktionen - Kritik am Kreis Gütersloh

Gütersloh. Die knappen Ressourcen des Kreises Gütersloh beim mobilen wie auch stationären Impfen stoßen auf Kritik. Jetzt bemängelt der Seniorenbeirat der Stadt Gütersloh die aus seiner Sicht "unhaltbaren Zustände" bei mobilen Impfaktionen. Als Beispiel wird die Impfaktion im ehemaligen Karstadt-Café am vergangenen Freitag angeführt. "Bereits 40 Minuten nach Öffnung wurden die Impfwilligen gebeten, sich nicht mehr anzustellen, da die Kapazität von insgesamt 300 Impfungen für die geplante Öffnungszeit von fünf Stunden bereits ausgelastet sei", schreibt Beiratsvorsitzender Jürgen Jentsch in einer Mitteilung. Zudem moniert Jentsch, dass bereits sämtliche Termine im ehemaligen Impfzentrum an der Marienfelder Straße bis zum 23. Dezember vergeben worden seien und keine neuen Termine eingestellt würden. Auch würde die Impfstelle derzeit weit unter den Auslastungsmöglichkeit wie zu Spitzenzeiten des Impfzentrums betrieben. Statt der damals maximal 2.800 Impfungen täglich seien derzeit lediglich 750 möglich. "Gesamtangebot ist nicht mehr ausdehnbar" Angesichts der "steigenden Infektionszahlen, überlasteten Arztpraxen, im Landesvergleich niedriger Impfquote und zunehmend überlasteter Intensivstationen" fordert der Seniorenbeirat, dass Landrat Sven-Goerg Adenauer "den Betrieb des Impfzentrums in der ehemaligen Leistungsstärke umgehend wieder herstellt". Das vom Landrat dargestellte Problem des Personalmangels "sollte durch eine angemesseneBezahlung der Mitarbeiter kurzfristig zu beheben sein". Ambulante Angebote könnten lediglich ein zusätzliches wohnortnahes Angebot darstellen, "das bezüglich Effektivität und Zumutbarkeit bedarfsgerecht geplant und an die Witterungsbedingungen angepasst sein" soll. Lesen Sie auch: Mega-Schlange vor Impfstation in Gütersloh - vier Stunden Warten auf den Piks Der Kreis kontert auf Jentschs Kritik mit dem Hinweis auf die Engpässe bei den Impfstofflieferungen. "Das Gesamtangebot ist im Moment nicht mehr ausdehnbar", teilt Kreissprecher Jan Focken auf Nachfrage mit. "Wir verimpfen, was wir verimpfen können, mehr geht nicht", so Focken, der dabei auch auf Rekordimpfunngszahlen bei niedergelassenen Ärzten verweist. Auch zusätzliches Personal würde da keine Abhilfe schaffen. Bis zu 80 Personen täglich kommen nicht zum Termin, ohne ihn abzusagen Dennoch weitet der Kreis nun sein Impfangebot aus. Ab Mittwoch, 8. Dezember, will die Impfstelle der Koordinierenden COVID-Impfeinheit (KoCI) acht Impfstraßen an der Marienfelder Straße aufmachen. Dort wird ausschließlich mit Termin geimpft, die Termine sind nur über das Buchungsportal unter www.kreis-guetersloh.de zu buchen. "Neue Termine werden nach und nach eingestellt", teilt der Kreis mit. Das Angebot richtet sich an Personen ab 16 Jahren, es sei denn, es werde etwas anderes angekündigt. Lesen Sie auch: Biontech oder Moderna? Welchen Impfstoff Experten fürs Boostern empfehlen Die Impfstelle impft von montags bis samstags von 10 bis 17 Uhr. Plan sei, mit der Ausweitung von derzeit sechs auf acht Impfstraßen auf eine Kapazität von 1.000 Impfungen täglich zu kommen. "Die Bilanz wird derzeit etwas getrübt durch Personen, die nicht zum Termin erscheinen und diesen nichtabgesagt haben. 40 bis 80 Mal passiert das jeden Tag", sagt Jan Focken. Beim Boostern folgt der Kreis der Stiko, nicht dem Land Doch welchen Impfstoff kann ich bei den Booster-Impfungen erhalten? Diese Frage stellen sich derzeit viele Menschen, die ein Anrecht auf eine Auffrischung ihrer Coronaschutzimpfung haben. Doch seit Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) die Ausgabe von Biontech-Impfstoffen aufgrund von Lieferengpässen beschränkt hat den mRNA-Impfstoff von Moderna empfiehlt, ist die Verwirrung groß. Zusätzlich dürfte die Entscheidung des Landes Nordrhein-Westfalen, für Menschen unter 30 Jahren oder Schwangeren unter bestimmten Bedingungen entgegen der Empfehlung der Ständigen Impfkommission (Stiko) den Impfstoff von Moderna zuzulassen, nicht zu mehr Klarheit beigetragen haben. Die Stiko hatte für diesen Personenkreis "ausschließlich" die Impfung mit Biontech befürwortet. Wie geht der Kreis Gütersloh nun vor? Auf Nachfrage teilt der Kreis mit, dass Boosterimpfungen grundsätzlich mit einem der beiden mRNA-Impfstoffe, also Biontech oder Moderna, durchgeführt werden. Aussuchen kann man den Impfstoff indes nicht. Impflinge unter 30 Jahren,Schwangere und Stillende bekommen den Impfstoff von Biontech. Damit folgt der Kreis der Stiko-Empfehlung. "Moderna für U-30-Jährige gibt es nur, wenn ausdrücklich der Wunsch geäußert wird und nach ärztlicher Beratung und Dokumentation", sagt Focken. Auffrischungsimpfung erfolgt je nach Verfügbarkeit des Impfstoffs &bdquo;Bei allen Impflingen ab 30 gelten beide Impfstoffe als gleichwertig", betont Michael Hanraths, ärztlicher Leiter der Impfstelle Kreis Gütersloh. Die Auffrischungsimpfung erfolgt dann je nach Verfügbarkeit des vom Land gelieferten Impfstoffes. Hanraths: &bdquo;Wir bitten daher alle Impflinge um Verständnis, dass die Auswahl zwischen den beiden Impfstoffen nicht nach individuellen Wünschen getroffen werden kann." Ärztliche Atteste, die die Impfung mit ausschließlich einem der beiden mRNA-Impfstoffe bescheinigten, würden in der Impfstelle oder bei den mobilen Impfangeboten nicht berücksichtigt, so der Kreis weiter. Impfwillige, die von ihrem Hausarzt ein entsprechendes Attest bekämen, sollten sich bezüglichder Impfung auch direkt an ihren behandelnden Arzt wenden. Fünf Wochen Pause beim mobilen Impfen Grundsätzlich können sich alle Geimpften ab 18 Jahren boostern lassen, wenn ihre zweite Impfung mindestens fünf Monate zurückliegt. Lediglich beim Impfstoff von Johnson & Johnson beträgt der Mindestabstand vier Wochen. Die Stiko empfiehlt zudem, den Impfstoff zu verwenden, der bei der letzten Impfung angewendet wurde. Das liegt auch daran, dass die beiden Hersteller die Wirksamkeit nur bei ihren eigenen Impfstoffen untersucht hätten. Für Ü-30-Jährige hält die Stiko beide mRNA-Impfstoffe jedoch "als gleichwertig". Und wie verliefen die jüngsten mobilen Impfaktionen im Kreis Gütersloh? Von Freitag bis Sonntag wurden insgesamt 1.209 Personen geimpft: 372 am Freitag in Gütersloh, 400 am Samstag in Borgholzhausen und 437 am Sonntag in Halle, gibt der Kreis bekannt. In Gütersloh gab es 158 Erstimpfungen, 69 Zweitimpfungen und 145 Boosterimpfungen. Auf die Anfrage, warum es zwischen dem 14. Dezember und dem 21. Januar eine Pause beim mobilen Impfen gibt, konnte Jan Focken am Montag noch nichts Konkretes sagen. Nur so viel: "Wir planen ständig neue Termine."

Meistgelesen