Neuer Blitzer im Kreis Gütersloh - und er ist ziemlich gut getarnt

Kreis Gütersloh. Die Dämmerung fällt, ganz allmählich, als Bernhard Riepe am frühen Abend zusammen mit einem Mitarbeiter die Blitzanlage aufbaut. ES 8.0 heißt die. Einen so schönen Namen wie ihre in die Jahre gekommenen Kollegen Guntram, Moneypenny oder Bernd hat sie jetzt nicht. Doch dafür kann sie eine Menge mehr. Schräg gegenüber des Gartencenters Brockmeyer an der ehemaligen Bundesstraße haben die beiden in einer Hofeinfahrt für die folgenden Stunden Quartier bezogen. Kalt ist es, und die Fahrzeuge rauschen laut an ihnen vorbei, während sie noch im Straßengraben stehen und hantieren und die Fotoeinrichtung schließlich postieren. Gefühlt sind sie alle zu schnell und mit deutlich erhöhter Geschwindigkeit unterwegs, zumindest deutlich über den erlaubten 70 Stundenkilometern. Doch Riepe, Sachgebietsleiter Verkehrslenkung des Kreises Gütersloh, winkt ab. &bdquo;Das täuscht." Sein Kollege nickt. &bdquo;Ist so. Erfahrungswerte ... Das werden wir gleich noch sehen." Lesen Sie auch: Blitzer "Moneypenny" hat neuen Standort in Gütersloh bezogen Hier haben schon Menschen ihr Leben verloren Bernhard Riepe kontrolliert das Stativ mit der Sensoreinheit. Dann sagt er: &bdquo;Wir sind nicht das erste Mal vor Ort." Natürlich nicht. Schließlich handelt es sich um einen unfallauffälligen Bereich. Zuletzt ereignete sich hier am 25. Oktober ein Auffahrunfall, am 19. September kam es zu einer Kollision mit drei Schwerverletzten. Und Menschen haben hier auch schon ihr Leben verloren. Detlef Worm ist einer von ihnen. Er wurde hier vor acht Jahren von einem Pkw überfahren, während er auf seinem Motorrad unterwegs war und tödliche Verletzungen erlitt. &bdquo;Und genau deshalb waren wir schon immer mal wieder hier", unterstreicht Bernhard Riepe. &bdquo;Aber eben noch nie mit der ES 8.0." Sechs Sensoren und zwei Blitze- oder Fotoeinheiten Hinweise und Bitten, diesen Abschnitt der Straße öfter zu kontrollieren, hat der Kreis bereits von vielen Seiten bekommen. Beispielsweise von der Haller CDU oder von Angehörigen der Unfallopfer und von Anwohnern ebenso. Zuletzt hatte ein Hauseigentümer nahe der Kreuzung mit Bernhard Riepe Kontakt aufgenommen und darum gebeten, eine weitere Geschwindigkeitsmessung durchzuführen. Gerne stellte er dem Team der Kreisverwaltung dazu sein Grundstück zur Verfügung. &bdquo;Diese Sensoreinheit wird nur an einer Straßenseite aufgebaut", erklärt Bernhard Riepe dann, &bdquo;nicht mehr wie früher auf beiden." Dabei besteht die ES 8.0 aus einem Sensorkopf mit sechs Sensoren sowie zwei Blitz- oder Fotoeinheiten. &bdquo;Die Sensoren registrieren Helligkeitsunterschiede und erkennen, wenn ein Fahrzeug die Lichtschranken passiert. Drei Sensoren dienen zur Geschwindigkeitsmessung, die beiden anderen zur Abstandsmessung und ein weiterer für den Hintergrund." Der ermittelte Seitenabstandswert sei notwendig, um die Messwerte von nebeneinander fahrenden Fahrzeugen korrekt zuzuordnen, ergänzt sein Kollege. Er hat im Kofferraum seines Fahrzeugs einen Laptop aufgebaut und behält die Werte und Fotos im Auge, welche die Anlage aufzeichnet. Lesen Sie auch: Verkehrssünden werden teurer - das sagen Polizei, ADAC und ADFC in Gütersloh Anlage kann sömliche Fahrzeugklassen erkennen Während die alten Blitzanlagen im Kreis ihrem Ablaufdatum entgegensteuern und deren Hersteller bald schon keinen technischen Support mehr liefert, zeigt die neue Generation, was sie zu leisten imstande ist. Das Messsystem ES 8.0 überwacht den ankommenden und den abfließenden Verkehr bei Bedarf auf bis zu vier Fahrspuren gleichzeitig. Das Gerät kann sämtliche Fahrzeugklassen – darunter Pkw, Lkw oder Motorräder – erkennen und diesen sogar verschiedene Tempolimits zuordnen. Und: Der Einsatz ist sowohl tagsüber als auch in der Dunkelheit möglich. &bdquo;Diese neuen Einseiten-Sensorenmessgeräte, von denen wir übrigens noch ein weiteres bestellt haben, eignen sich für Messungen an Landstraßen, Autobahnen und in Kurven", berichtet Bernhard Riepe. &bdquo;Selbst Gefälle und Steigungen einer Straße können erfasst werden", fährt er in der Beschreibung des Leistungsverzeichnisses fort. Porsche-Fahrer wird gleich zweimal an einem Tag geblitzt An diesem Abend gibt es nur einige Verstöße, die geahndet werden. Tatsächlich: Viele Fahrzeuge, die schon aus der Ferne zu hören sind und laut und gefühlt viel zu rasant an der Anlage vorbeirauschen, sind kaum schneller als 70. Eine gute Nachricht, aber angesichts der Uhrzeit und der Verkehrslage nicht so außergewöhnlich. Zu anderen Uhrzeiten – spät abends, nachts oder morgens in der Früh – sind auch schon Menschen mit Tempo über 100 erfasst worden. Und dann gibt es da noch den Porsche-Fahrer, der kürzlich im Kreisgebiet geblitzt wurde - auch mit der ES 8.0: Das erste Mal am frühen Mittag, als er bei erlaubtem Tempo 70 mit 148 Stundenkilometern unterwegs war. Und das zweite Mal 30 Minuten später. &bdquo;Da haben wir ihn bei erlaubtem Tempo 70 mit 146 Stundenkilometern geblitzt", sagt Bernhard Riepe. Und schüttelt den Kopf. &bdquo;Das wird als Vorsatz gewertet." Mindestens 2.500 Euro und ein halbes Jahr Führerscheinentzug könnten da auf den Mann zukommen. Dabei hatte er sogar noch Glück, weil sein Vergehen wenige Tage vor Einführung des neuen Bußgeldkatalogs geschah. Ein Messgerät wie ES 8.0 kostet in der Anschaffung etwa 250.000 Euro. &bdquo;Einerseits viel Geld", sagt Riepe. &bdquo;Aber eben auch eine gute Investition in die Sicherheit auf unseren Straßen. Und nur darum geht’s."

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