Kreis Gütersloh kommt mit der Integration nicht hinterher

Gütersloh. &bdquo;Arbeitnehmerfreizügigkeit" heißt das Stichwort. Staatsangehörige der EU-Mitgliedstaaten haben das Recht, ihren Arbeitsplatz innerhalb der EU frei zu wählen – ohne Arbeitserlaubnis. Für polnische Staatsbürger gilt sie seit zehn Jahren, für Bulgaren und Rumänen seit Januar 2014. Und seither ist der Zuzug aus Südosteuropa in den Kreis Gütersloh ungebrochen. Grund ist &bdquo;die besondere Wirtschaftsstruktur", wie der Gütersloher Sozialdezernent Henning Matthes sagt. Der Fleischkonzern Tönnies hat über viele Jahre hinweg Arbeiter aus den genannten Ländern angelockt und zwar mit &bdquo;Staubsaugermentalität" wie der Caritasverband Kreis Gütersloh schon früh monierte. &bdquo;Die Ansiedlung neuer großer Dienstleistungsunternehmen in der Region trägt dazu bei, dass ein weiterhin anhaltender Zuzug zu erwarten ist", erklärt die Stadtverwaltung in einer Vorlage für den Sozialausschuss. Der Blick richtet sich also wieder Richtung Rheda-Wiedenbrück und auf den Logistikriesen Amazon. &bdquo;Nicht selten holen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer aus Südosteuropa nach einer gewissen Zeit der Beschäftigung hier in der Region ihre Familien nach, so dass sich für die Kommunen im Rahmen der Integration Herausforderungen ergeben." Stadt Gütersloh hält einen Sprachlotsen-Pool vor Um die Gesamtlage in den Griff zu bekommen, setzt die Stadt Gütersloh an verschiedenen Punkten an. Um die besondere Situation der Kinder und Jugendlichen aus Südosteuropa zu erfassen – insbesondere im Hinblick auf ihre Beschulung – beteiligt sich Gütersloh an einer Arbeitsgruppe des Deutschen Städtetags. Unter Federführung der Stadt Dortmund besprechen sich Mitgliedsstädte, die in besonderer Weise von Zuwanderung aus Ländern Südosteuropas betroffen sind. Der Kreis Gütersloh will zudem ein Integrationskonzept für Zuwanderer aus Mittel- und Südosteuropa erstellen. Gütersloh beteiligt sich daran. Auch auf OWL-Ebene sind Gespräche erfolgt. Im Sommer wurde eine Unternehmensumfrage in Auftrag gegeben, bei der Betriebe mit mehr als 100 Mitarbeitern über die Beschäftigung von Menschen aus Südosteuropa berichteten. Ergebnis: &bdquo;Politik und Verwaltung sehen übereinstimmend erhebliche Integrationsdefizite und einen akuten und dringenden Handlungsbedarf, der nur in einer gemeinsamen Kraftanstrengung bewältigt werden kann." Die Stadt Gütersloh hält einen Sprachlotsen-Pool vor (2x rumänisch, 1 x bulgarisch und 1 x polnisch). Es wird als &bdquo;unabdingbar angesehen, von kommunaler Seite diesen Pool vorzuhalten, auf den – idealerweise auch spontan und kostenlos – zugegriffen werden kann." Auf mehr Geld kann der Offene Ganztag künftig hoffen, um die Betreuung der Kinder aus Südosteuropa besser finanzieren zu können. Der erhöhte Förderbedarf, der zweifelsfrei nötig ist, um den Kindern gerecht zu werden, wurde den OGS-Trägern bislang nicht finanziell erstattet. Dies soll sich künftig ändern. Beim Thema Wohnraumkontrolle tauscht sich Gütersloh mit der Nachbarkommune Rheda-Wiedenbrück aus. &bdquo;Wenn im Bürgerbüro der begründete Verdacht einer Überbelegung vorliegt, werden Überprüfungen durchgeführt", heißt es seitens der Stadt. Caritas plant neue Beratungsstelle für Gütersloher Innenstadt Es wird vorgeschlagen, dass sich Gütersloh weiter finanziell an der allgemeinen Sozialberatung für Werkvertragsarbeiter der Caritas beteiligt. Die Kosten belaufen sich dabei auf jährlich 20.000 Euro für die Sonderfinanzierung und 50.000 Euro für die Ausweitung des Projekts. Die Caritas bietet an, das psychosoziale Beratungsangebot für Arbeitsmigranten aus Südosteuropa mit einer halben Stelle auf den Innenstadtbereich in Gütersloh auszuweiten. Bislang war das Projekt auf den ländlichen Raum wie etwa Langenberg oder Herzebrock-Clarholz begrenzt. Das Projekt soll zunächst auf zwei Jahre befristet und erprobt werden. Die Caritas reagiert mit diesem Angebot auf Gespräche, die mit der Stadtverwaltung geführt wurden. Im Blick dürften beide die Entwicklung auf dem Wohnungsmarkt haben. Tönnies plant aktuell an mehreren Stellen in der City die Unterbringung seiner Belegschaft. Die Verwaltung empfiehlt der Politik, das Angebot der Caritas anzunehmen. Die Politikerinnen und Politiker aus dem Sozialausschuss werden am Dienstag, 23. November, ab 17 Uhr darüber beraten. Die Sitzung ist öffentlich und wird per Videostream übertragen.

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