So geht die Polizei im Kreis Gütersloh bei einer Verfolgungsjagd vor

Gütersloh.Der bewaffnete Überfall auf eine 26-jährige Frau aus Marienfeld und Raub ihres Porsche Cayenne gipfelte in der vergangenen Woche in einer wilden Verfolgungsjagd. Die Polizei stellte die vermeintlichen Täter in Bad Oeynhausen, prallte mit dem Einsatzfahrzeug gegen den hochmotorisierten Sportwagen, der zuvor bei der Flucht über die Autobahn A2 gerast war. Derart brisante Einsatzfahrten sind auch im Kreis Gütersloh keine Seltenheit: Zehn Verfolgungsfahrten, die hierzulande ihren Ausgangspunkt hatten, verzeichnete die hiesige Polizeibehörde binnen eines Jahres seit dem 1. Oktober 2020. In weitere solcher Fahrten, die durch die Region führten, waren die Beamten miteingebunden. Doch wie verfährt die Polizei eigentlich im Fall einer motorisierten Verfolgung? Ab wann wird sie als solche klassifiziert und kommen dabei Personen zu Schaden? Verfolgungsfahrt: Wenn deutliche Anhaltezeichen missachtet werden &bdquo;Im optimalen Fall werden gar keine Personen verletzt. Der Schutz von unbeteiligten Dritten, der Polizeikräfte und auch von den Flüchtenden hat oberste Priorität", erklärt Katharina Felsch. Die Pressesprecherin der Kreispolizeibehörde Gütersloh räumt auch gleich noch mit einem gängigen Klischee hinsichtlich halsbrecherischer Manöver auf: &bdquo;Ein 'Rammen', wie man es im Fernsehen häufig sieht, ist im echten Polizeialltag die absolute Ausnahme." Auch nicht jede Art von motorisiertem Fluchtversuch stufen die Polizisten per se als Verfolgungsfahrt ein. Davon sei intern erst die Rede, wenn &bdquo;deutliche Anhaltezeichen", also optisch wie akustisch, nicht beachtet würden. &bdquo;Zu unterscheiden ist eine wirkliche Verfolgungsfahrt zum Beispiel von einem kurzen Zögern eines Autofahrers", klärt Katharina Felsch auf. Verhältnismäßigkeit wird permanent geprüft Wie geht die Polizei bei einer Verfolgungsfahrt vor? Auf den Punkt gebracht: mit äußerster Acht- und Wachsamkeit. &bdquo;Denn mit der Verfolgung eines Kraftfahrzeugs geht immer mit eine erhebliche Gefahr für Leib und Leben aller Beteiligter und eben unbeteiligter Dritter einher." Demzufolge sei aus Gründen der Verhältnismäßigkeit während der gesamten Verfolgung permanent zu prüfen, so die Polizeisprecherin, ob die beteiligten Personen nicht auch durch andere polizeiliche Maßnahmen ermittelt werden können. Eine mögliche Alternative: Das Kennzeichen wird notiert und mit dieser Information weiter ermittelt. Generell läuft im Hintergrund einer Verfolgungsfahrt eine intensive Ermittlungsarbeit an. &bdquo;Um Informationen zu Fahrzeuginsassen, Motiven und anderen Dingen zu erlangen." Klassische Gründe: Kein Führerschein, gesuchte Straftäter oder Drogenmissbrauch Die Ursachen für eine Verfolgungsfahrt sind in der akuten Lage nicht direkt ersichtlich. Meist werden die Täter von einer Verdeckungsabsicht getrieben. Bei den Gründen gibt es absolute Klassiker wie das Fahren ohne Führerschein, gesuchte Straftäter, psychologische Ursachen, Drogen- und Alkoholmissbrauch. &bdquo;Manchmal sind die Gründe aber auch deutlich nichtiger", weiß Katharina Felsch. Und welche Strafe droht bei der motorisierten Flucht vor der Polizei? &bdquo;Die Strafbarkeit ergibt sich aus den Verkehrsdelikten während der Fahrt und der anzunehmenden vorausgegangenen Straftat oder Ordnungswidrigkeit, also dem Motiv", klärt Felsch auf. Seit dem Jahr 2017 sei diesbezüglich auch der Paragraf 315d des Strafgesetzbuches (StGB) zu &bdquo;Verbotenen Kraftfahrzeugrennen" zu prüfen. Sicherheit geht vor: Bei zu hohem Risiko wird abgebrochen Geschwindigkeiten von 200 km/h und mehr sind bei Verfolgungsfahrten keine Seltenheit. Dabei nehmen die Täter keine Rücksicht auf die Sicherheit anderer Menschen. &bdquo;Ist die Verhältnismäßigkeit nicht mehr gegeben, wird eine Verfolgungsfahrt eingestellt", stellt Katharina Felsch klar. Dazu würden unter anderem die damit verbundenen Gefahren für Beteiligte und Unbeteiligte, das Tempo, die Verkehrsdichte und die generellen Ortsverhältnisse betrachtet. Aber auch das anzunehmende Grunddelikt (&bdquo;Manchmal ergibt sich schon während der Fahrt ein Verdacht aufgrund polizeilicher Ermittlungen") spielt eine Rolle bei der Einstufung. Der &bdquo;Stop-Stick": Beim Reifenkiller ist der Name Programm Entscheiden sich Polizisten dazu, die Verfolgung aufzunehmen, so können sie auf die Unterstützung ihrer Kollegen hoffen. Zuständig ist jedoch immer die Behörde, in der eine Verfolgunsfahrt beginnt. &bdquo;Eine Fahrt in ein anderes Zuständigkeitsgebiet führt nicht zum Abbruch der Maßnahmen und eine Führungsübernahme ist aufgrund der hohen Dynamik nicht zielführend", erklärt Katharina Felsch von der Gütersloher Kreispolizeibehörde hintergründig. Nicht immer enden Verfolgungsfahrten durch die Aufgabe des Täters, auch Hindernisse und Sperren seien denkbar. Dazu gehört auch der &bdquo;Stop-Stick", also ein Nagelgurt oder umgangssprachlich auch Reifenkiller genannt. &bdquo;Da diese Maßnahmen eine gewisse Vorbereitung bedürfen, kommen sie nicht häufig zum Einsatz", klärt Katharina Felsch auf. Da Polizeiarbeit aber immer Gemeinschaftsarbeit sei, müsse der Flüchtende auch immer damit rechnen, dass man einer Verfolgungsjagd mit solch einer Methode ein Ende setze.

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