Welche Gäste Airbnb-Angebote in Gütersloh nutzen - und warum

Gütersloh. Die Wohnungsnot in Berlin ist groß. So groß, dass in der beliebten Hauptstadt nicht mehr einfach so ganze Wohnungen über Portal Airbnb an Touristen vermietet werden dürfen. Anbieter müssen sich registrieren. Auch in Gütersloh herrscht Wohnungsnot. Doch die Angebote bei Airbnb sind mit gut einer Handvoll in der Dalkestadt überschaubar. Bei der Stadtverwaltung oder bei der für den Tourismus zuständige Gütersloh Marketing GmbH war diese Vermietung von privat bisher noch kein Thema, geben sie auf Anfrage an. Die Idee von Airbnb, Übernachtungsmöglichkeiten anzubieten und dabei neue Leute kennenzulernen, findet in der beschaulich kleinen Großstadt Anklang. Die Teilnehmer und Teilnehmerinnen sind direkt per Du im Internet sowie im echten Leben und sprechen sich mit dem Vornamen an. Lesen Sie auch: Paar lebt zehn Monate lang in Luxus-Baumhaus in Gütersloh Bereits seit drei Jahren dabei ist Ulrich. Der 66-Jährige stellt in seiner Wohnung einen ausgebauten Dachboden für die Gäste zur Verfügung und darf sich Superhost nennen. Diesen Status erhalten laut Airbnb erfahrene Gastgeber, die ein gutes Vorbild für andere Gastgeber seien und ihren Gästen ein außergewöhnliches Erlebnis böten. &bdquo;Bei mir sind bis zu 90 Prozent junge Leute zu Gast", berichtet der Gütersloher. Vorwiegend welche, die bei einem der großen Unternehmen im Kreis Gütersloh ein Praktikum machten und vier Wochen bis drei Monate blieben. Durch Corona habe sich aber vor allem die Aufenthaltsdauer verändert. &bdquo;Dadurch, dass die Unternehmen sich in der Krise eingeschränkt haben, sind meine Gäste nur kurzzeitig da", berichtet Ulrich. Vieles würde weiter im Homeoffice gemacht. &bdquo;Der längste Aufenthalt war jetzt zehn Tage", sagt der 66-Jährige. Einladungen nach Frankreich und Ohio Mit seinen Besucherinnen und Besuchern habe er zu 98 Prozent nur gute Erfahrungen gemacht. Er genieße den Kontakt und die Gespräche, wenn die Gäste nach der Arbeit abends wiederkämen. Mit manchen unternähme er auch etwas. Besonders schön: Gäste aus Frankreich und Ohio hätten ihn direkt eingeladen, wenn er mal dort sei. Genau das sei schließlich die Idee von Airbnb, unterstreicht Ulrich. Und auch der Grund, warum er neuerdings keine Arbeiter mehr aufnähme, die eher eine Monteurs-Unterkunft suchten und gar keinen Kontakt wollten. Die Coronakrise schlug im vergangenen Jahr auf ihrem Höhepunkt bei Anbieter Timo voll durch. &bdquo;Nach Start des Lockdowns waren kaum noch Buchungen vorhanden oder die meisten wurden storniert. Im Februar 2020 hatte ich noch normale Buchungsraten, im März dann nur noch zwei Buchungen, im April eine und danach ging es erst im August 2020 wieder los", erzählt er. Seitdem habe sich die Situation normalisiert und sei wieder auf Vor-Corona-Niveau. Auch Timo beherbergt vor allem jene, die für einen beruflichen Aufenthalt ein günstiges Dach über dem Kopf bräuchten. "Keinen zwangsläufigen Kontakt zu den Gästen" Die Gäste, die sein Zimmer mit Bad innerhalb seines Hauses nutzten, kämen aber nicht nur aus den verschiedensten Ländern, sondern hätten zudem teils überraschendste Gründe. &bdquo;Ein US-Amerikaner, der eine gute Woche hier war, um eine CD aufzunehmen. Rentner aus Griechenland, die hier früher gelebt und gearbeitet haben und ihre Freunde besuchen. Ein Handelsvertreter aus Frankreich, der Produkte kleiner französischer Käsereien vertreibt. Eine Künstlerin, die hier eine Ausstellung eröffnet. Und und und, macht einfach Spaß", schwärmt er von seinen fast durchweg guten Erfahrungen. Bei Birthe hätten sich hingegen durch Corona längerfristige Vermietungen ergeben, die beispielsweise ein halbes Jahr aus privaten Gründen die möblierte Wohnung genutzt hätten. Tatsächlich habe es aber bei ihr ebenfalls viele Stornierungen wegen Reiseverbots und dem Ausfall von Veranstaltungen sowie abgesagter Familienfeiern gegeben. &bdquo;Ich habe keinen zwangsläufigen Kontakt zu den Gästen, da ich es automatisiert habe. So sind die Corona-Regelungen gut einzuhalten. Der Kontakt ist trotzdem gut und freundlich", sagt sie. Vermietungen nur ein Nebenverdienst Franco vermietet zwei Appartements am Brookweg im Nebenverdienst, hauptberuflich ist er selbstständiger Unternehmer. Über einen Multi-Channel-Manager seien die Unterkünfte auch auf anderen Plattformen zu mieten, so dass nicht alle Gäste über Airbnb zu ihm fänden. Die Unterkünfte nutzten vor allem Stammkunden aus der Geschäftswelt. In einigen Fällen seien auch mal Urlauber dabei, die Fahrradtouren unternähmen oder Pilger vom Jakobsweg, die Unterschlupf in seiner "GütselLodge" suchten.

Meistgelesen