Wegen Ischgl und Tönnies? Viele Corona-Patienten im Kreis Gütersloh über 50

Kreis Gütersloh. 765 Menschen aus dem Kreis Gütersloh sind im vergangenen Jahr wegen oder mit einer Corona-Infektion stationär in Krankenhäusern behandelt worden, die meisten von ihnen (191) waren 80 Jahre oder älter. Das geht aus aktuellen Zahlen hervor, die das Statistische Landesamt nun vorgelegt hat. Demnach waren 2020 in NRW 40.648 Patienten mit oder wegen einer Corona-Infektion in Krankenhäusern untergebracht. Die Zahlen basieren auf der fallpauschalenbezogenen Krankenhausstatistik. Lesen Sie auch: Männer häufiger im Kreis Gütersloh mit Corona infiziert Beim Gütersloher Klinikum decken sich die Zahlen mit den Eindrücken, die man im Laufe des ersten Corona-Jahres gesammelt hat. "Es gab vor allem in Herbst und Winter 2020 ein Überwiegen der alten und sehr alten Patienten mit relativ hoher Letalität", sagt Professor Axel von Bierbrauer. Der Begriff Letalität bezeichnet die Häufigkeit, mit der eine Krankheit tödlich verläuft. Das St.-Elisabeth-Hospital bittet auf Anfrage derweil um Verständnis, "dass wir uns nicht an Spekulationen beteiligen möchten, warum welche Altersgruppe oder welches Geschlecht mehr oder weniger stark betroffen war". Auffällig viele Männer zwischen 50 und 60 im Kreis betroffen Dass bei der Altersgruppe der über 80-Jährigen im Vergleich mehr Frauen (112) als Männer (79) behandelt worden waren, hat für von Bierbrauer einen simplen Grund: "Die Anzahl der Frauen unter den über 80-Jährigen ist generell deutlich höher als die Anzahl der Männer", sagt der Chefarzt der Klinik für Innere Medizin III und verweist damit auf die Grundgesamtheit. Lesen Sie auch: Vor allem Jüngere stecken sich jetzt mit Corona im Kreis Gütersloh an Auffällig ist, dass im heimischen Kreisgebiet nach den älteren Patienten vor allem die Altersgruppe der 50- bis 60-Jährigen in den Krankenhäusern hatte behandelt werden müssen. Dies betraf 151 Menschen, fast zwei Drittel davon waren Männer (95). Die Gesamtzahlen der Betroffenen etwa in Bielefeld (104) oder dem Kreis Warendorf (96) fallen in dieser Altersgruppe deutlich geringer aus. Von Bierbrauer führt dafür zwei Gründe an. Ischgl und Tönnies-Ausbruch hatten offenbar Folgen Einerseits seien während der ersten Welle überwiegend Ischgl-Fahrer, deren Angehörige und Freunde betroffen gewesen. "Dieses waren im Kern häufig 50- bis 60- bzw. 70-jährige Patienten", erklärt von Bierbrauer. Andererseits habe es im Sommer 2020 den Corona-Ausbruch bei Tönnies in Rheda-Wiedenbrück gegeben. "Aus diesem Ausbruch resultierte möglicherweise eine Reihe arbeitsfähiger, etwas über 50-jähriger Patienten, die dann hospitalisiert werden musste", sagt von Bierbrauer. Ältere Patienten über 65 seien von diesem Ausbruch nicht betroffen gewesen, die jüngeren betroffenen Patienten seien nicht hospitalisationspflichtig geworden, schildert von Bierbrauer. Klinikum verzeichnet nur wenige Impfdurchbrüche Im Vergleich zum ersten Corona-Jahr hat sich die pandemische Lage in Deutschland inzwischen weitgehend geändert. Gleich mehrere Impfstoffe stehen zum Schutz vor einer Erkrankung mit dem Coronavirus zur Verfügung. 68,7 Prozent (Stand 14. Oktober) der Deutschen sind mindestens einmal geimpft worden. Wie ist die Situation mittlerweile? "Aktuell werden im Klinikum überwiegend Personen zwischen 40 und 70 Jahren behandelt. Das Geschlechtsverhältnis ist in etwa ausgeglichen. Die Betroffenen sind in über 90 Prozent der Fälle ungeimpft", erklärt von Bierbrauer. Es gebe nur wenige Impfdurchbrüche, diese treten "bei einigen wenigen sehr alten Patienten auf, deren Immunisierung bereits im Januar abgeschlossen war". Auch nach einmaliger Johnson & Johnson-Impfung gebe es vereinzelte Impfdurchbrüche. Das St.-Elisabeth-Hospital teilt unterdessen mit, dass es überwiegend jüngere Patienten zwischen 35 und 60 Jahren behandelt, die aufgrund einer Corona-Infektion mit einer Lungenentzündung und einhergehendem Sauerstoffmangel stationär aufgenommen werden. Es stellten sich fast ausschließlich Patienten vor, die nicht oder nicht vollständig geimpft sind.

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