Schlecht und teuer: Wie der Busverkehr in Gütersloh besser werden soll

Gütersloh. Fragt man die Gemeinschaft für Natur- und Umweltschutz im Kreis Gütersloh (GNU) nach der Qualität des Busangebots in Gütersloh, fällt das Urteil vernichtend aus: &bdquo;Es ist unattraktiv, weil die Taktzeiten zu lang sind und ein Liniennetz fehlt, das auch zwischen den Linien und den Stadtteilen verbindet", sagt GNU-Vorstandsmitglied Angelika Daum. Außerdem seien die Preise für Tickets und Abos zu hoch. Die Fahrgastzahlen geben ihr recht: sie sinken. Laut GNU sind im Jahr 2019 rund 26.000 weniger Fahrgäste gezählt worden als 2014, ein Jahr vor der Umstellung auf das aktuelle Bussystem. Aus der Sicht der GNU muss das nicht sein. Deshalb geht der Verein mit einem neuen Konzept an die Öffentlichkeit und hofft nun, damit Zustimmung in der Politik zu finden. Lesen Sie auch: ZOB in Gütersloh soll verlegt werden - jetzt werden die Pläne konkret Die zeigt sich teilweise schon seit langem unzufrieden mit dem Busverkehr und hat schon vor einiger Zeit Initiative ergriffen. Die lief aber bislang ins Leere. &bdquo;Einfach, kostengünstig, zukunftsfähig, umweltfreundlich und dadurch so attraktiv, dass er eine gut nutzbare, komfortable Alternative zum Autoverkehr darstellt", das soll ein neues Stadtbuskonzept erreichen. Einen entsprechenden Prüfungsantrag auf Initiative der Grünen wurde am 10. Dezember 2019 einstimmig im Planungsausschuss beschlossen. Doch was ist daraus geworden? Detmold hat mit neuem Buskonzept die Zuschüsse verringert Laut Beschlusskontrolle ist der Antrag kürzlich, am 30. September, unerledigt abgelaufen. Zwar wurde im Juli 2020 mitgeteilt, dass ein Fahrplankonzept erstellt wurde und intern abzustimmen sei. Und im Dezember 2020 hieß es: &bdquo;Die Verwaltung nimmt Kontakt mit der Stadtbus GmbH auf." Das ist aber offenbar bis heute nicht geschehen. Auch ein um weitere Punkte ergänzter und Anfang 2020 im Hauptausschuss beschlossener Prüfungsantrag der CDU-Fraktion mit dem Auftrag, eine &bdquo;zukunftsfähige ganzheitliche Mobilitätsstrategie zu entwickeln, die alle Verkehrsarten gemeinsam betrachtet", harrt bis heute seiner Erledigung. Die GNU hat ähnliche Erfahrungen gemacht. Bereits im Jahr 2008 hatte sie der Stadt ihr Nahverkehrskonzept vorgestellt. Das sah die niederländische Stadt Hasselt als Modell vor, die ihr Verkehrsangebot nicht nur verbessert, sondern auch gratis angeboten hat – und innerhalb weniger Jahre die Auslastung um 1.200 Prozent steigern konnte. Im Verkehrsausschuss berichteten Verkehrsplaner der Stadt Detmold damals zudem, wie es gelang, nicht nur das Angebot auszuweiten, sondern auch den städtischen Zuschuss durch eine bessere Auslastung deutlich zu verringern. In der Verwaltung fehlt Fachpersonal Ob Gratis-Verkehr oder Ein-Euro-Ticket – diese Vorschläge stießen bei der Verwaltung auf wenig Gegenliebe. Personalmangel im Fachbereich Verkehrsplanung wird seit Jahren als Grund angeführt, warum es in dieser Sache nicht recht weitergeht. Doch nun hat die GNU ihr damaliges Mobilitätskonzept überarbeitet. Und zwar so, dass das Argument des Fachleutemangels nicht mehr ziehen dürfte. Nach Ansicht der GNU soll das neue Mobilitätskonzept als Klima-Modellprojekt aufgezogen werden, das alle 13 Kommunen des Kreises Gütersloh umfasst. Die Initiative dazu könnte vom Gütersloher Bürgermeister Norbert Morkes ausgehen, der alle Amtskolleginnen und Amtskollegen sowie Landrat Sven-Georg Adenauer mit ins Boot holt. Verkehrsplaner sollen projektbezogen eingekauft werden Am Ende sollte ein kreisweites Gesamtkonzept für Bus, Bahn (TWE) und Rad stehen, das im Kreis geplant, installiert und überwacht wird. Die Mobilitätsbeauftragten der Kommunen würden dazu mit den Stadtwerken Gütersloh, den regionalen Verkehrsverbünden VVOWL und Nahverkehr Westfalen-Lippe (NWL) der noch zu gründenden Arbeitsgruppe zuarbeiten. &bdquo;Auf diese Weise kocht nicht jede Kommune ihr eigenes Süppchen, was teilweise schon geschieht, sondern alle ziehen an einem verkehrspolitischen Strang", ist Angelika Daum überzeugt. Um personelle und finanzielle Ressourcen Kommunen zu schonen, stellt sich die GNU zudem vor, drei Verkehrsplaner für die Dauer projektbezogen und daher zeitlich begrenzt einzustellen. Der Betrag dafür würde von allen Kommunen gemeinsam getragen werden. Auch auf Fördergelder des Landes oder Bundes hofft die GNU. Ohne genaue Zahlen zu nennen, geht die GNU davon aus, dass der Gesamtbetrag für die Personalkosten deutlich unter dem Zuschuss von 800.000 Euro bleibt, den die Stadt Gütersloh allein schon für die drei London-Taxis ausgibt, die in den Ortsteilen Isselhorst und Avenwedde verkehren. Diesen Shuttle-Service hält die GNU für gänzlich ungeeignet, um neue Kunden für den ÖPNV zu gewinnen, &bdquo;da er den Individualverkehr verstärkt und zudem noch den heimischen Taxiunternehmen schadet". Stimmt das Busangebot, können die Menschen aufs Zweit- und Dritt-Auto verzichten Sollte diese interkommunale Zusammenarbeit gelingen, sieht die GNU die Weichen für ein dichtes Buslinien-Netz mit enger Taktung, niedrigem Fahrpreis und guter Anbindung an den Schienenverkehr gestellt. Die Vorteile liegen für die GNU auf der Hand: Stimme das Busangebot, werde der Individualverkehr drastisch verringert, weil die Menschen zumindest auf das Zweit- oder Dritt-Auto verzichten könnten. Das mindere den CO2-Ausstoß und mache den Ausbau von Straßen, etwa der B61 oder der B64n, überflüssig. Außerdem werde so der ländliche Raum besser angebunden, das mache die kleineren Kommunen als Wohnort attraktiver und entlaste den Wohnungsmarkt der Kreisstadt. Und im Gegensatz zu manchen Einzelhändlern glaubt die GNU, dass ohne die ablaufende Parkuhr im Nacken das Einkaufen in der Innenstadt attraktiver werde. Auch die Gastronomie profitiere davon, wenn bis spät abends die Busse fahren, anstatt dass um 20 Uhr die Haltesteige am ZOB hochgeklappt würden. Lesen Sie auch: Welche Haltestellen für die neue S-Bahn im Kreis Gütersloh geplant sind Erste Gespräche hat die GNU bereits geführt und mit ihrem Konzept bei Bürgermeister Norbert Morkes ein offenes Ohr gefunden. Der hat, so sagt er auf Nachfrage der NW, bereits den Kontakt zum Landrat aufgenommen. Ein Treffen mit den entsprechenden Fachleuten sei in Planung.

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