Neue Rekorde bei Briefwahl: So reagieren Kommunen im Kreis auf den Ansturm

Kreis Gütersloh. Wenn am 26. September im Kreis Gütersloh die Wahllokale öffnen, könnte tagsüber weniger los sein als bei früheren Bundestagswahlen. Grund dafür ist nicht etwa Wahlmüdigkeit, sondern die Tatsache, dass viele Bürger zu diesem Zeitpunkt wohl schon ihr Kreuz gemacht haben werden. Mehrere Kommunen melden nämlich eine Woche vor der Wahl ein außergewöhnlich hohes Interesse an der Briefwahl. So sind mancherorts längst neue Rekordwerte erreicht worden. Kreisweit hatten bis zum Donnerstagabend bereits knapp 98.000 Bürger in den Rathäusern im Kreis Gütersloh die Zusendung von Briefwahlunterlagen beantragt oder gleich direkt dort gewählt. Die Marke von 100.000 Briefwählern wird im Laufe der Woche erreicht, teilt das Wahlamt des Kreises mit. Spitzentreiter ist demnach die Gemeinde Steinhagen. Dort hatten bereits 43 Prozent der Wahlberechtigten Briefwahl beantragt. Ein fast so hoher Spitzenwert kommt aus Gütersloh. 26.079 Wahlscheine sind hier im Zuge der Briefwahl mittlerweile an die insgesamt 71.066 Wahlberechtigten ausgestellt worden (Stand: 15. September). Das entspricht einer Quote von mehr als 36 Prozent. "Das ist bereits jetzt ein Rekordanteil von Briefwählern für die Stadt Gütersloh und alle bisherigen Wahlen", sagt Stadtsprecherin Annette Blumenstein. Geöffnet ist das Direktbüro für die Briefwahl seit dem 19. August. Ganz ähnlich ist die Lage in Rheda-Wiedenbrück. Dort haben seit dem 16. August 11.820 der rund 32.000 Wahlberechtigten (Stand: 15. September) den Wahlschein beantragt. "Bei dieser Quote handelt es sich tatsächlich um einen absoluten Rekord", sagt Stadtsprecher Martin Pollklas und nennt zum Vergleich Zahlen von der Kommunalwahl im vergangenen September, als 8.200 Anträge eingegangen waren. In Verl erkennt man darin die Fortsetzung eines längerfristigen Trends Und auch im Verler Rathaus, bestätigt Sprecherin Elke Hänel, steuert man gegenwärtig auf einen neuen Höchstwert von Briefwählern bei Bundestagswahlen zu. Knapp ein Drittel der Wahlberechtigten in Verl, das entspricht 5.945 Bürgern (Stand: 15. September), haben sich für die Wahl per Brief entschieden, seit 18. August werden die Briefwahlunterlagen ausgestellt. In Verl erkennt man darin die Fortsetzung eines längerfristigen Trends. "In den letzten Jahren konnte man beobachten, dass die Möglichkeit der Briefwahl immer stärker in Anspruch genommen wurde", sagt Hänel. Auch die Corona-Pandemie, so glaubt sie, dürfte nun weitere Briefwähler beschert haben. Blumenstein sagt derweil: "Da wir die Gründe für die Briefwahl im jeweiligen Einzelfall nicht kennen, kann man den Einfluss der Pandemie nicht genau greifen, aber es ist davon auszugehen, dass Corona eine Rolle spielt". Gleichwohl betont auch sie, dass die Briefwahl auch schon vor Corona stärker genutzt wurde als in früheren Jahren. Briefwahlvorstände werden überall deutlich aufgestockt Durch den hohen Anteil an Briefwählern dürfte für Wahlhelfer am Abend des 26. September jedenfalls der zeitliche Aufwand steigen. "Verhältnismäßig dauert es bei der Briefwahl länger – anders als im Wahllokal sind die Stimmzettel stärker gefaltet und in Stimmzettelumschlägen kuvertiert", erklärt Pollklas. Der Mehraufwand für das Auspacken bei jedem einzelnen Stimmzettel verzögere den Beginn des eigentlichen Zählgeschäfts. Die drei Kommunen haben darauf längst reagiert: In Verl wurde die Zahl der Briefwahlvorstände gegenüber der vergangenen Bundestagswahl von vier auf acht verdoppelt, in Rheda-Wiedenbrück hat sich die Zahl im Vergleich zu 2017 mehr als verdreifacht. Nachdem vor vier Jahren noch sechs Briefwahlvorstände genügt hatten, sind jetzt 19 eingerichtet worden. Pollklas sagt außerdem: "Für Briefwahlbezirke mit besonders hohen Antragszahlen berufen wir zusätzliche Wahlhelfer ein". Gütersloh stockt die Zahl seiner Briefwahlvorstände unterdessen von 16 (2017) auf nun 22 auf. Kreisweit sind 102 Briefwahlvorstände eingerichtet, 76 waren es noch bei der Kommunalwahl im vergangenen Jahr. Unterlagen können weiterhin beantragt werden In allen Kommunen können auch weiterhin Briefwahlunterlagen beantragt werden. In Gütersloh, Verl und Rheda-Wiedenbrück ist das noch grundsätzlich bis zum Freitag vor der Wahl, 24. September, um 18 Uhr möglich. Für den elektronischen Antrag gilt eine frühere Frist. In Gütersloh endet sie am Dienstag, 21. September, in Verl tags darauf. "Alle roten Briefwahlumschläge müssen spätestens am Wahlsonntag um 18 Uhr im Rathaus sein", sagt Hänel. Gleiches gilt in Gütersloh und Rheda-Wiedenbrück.

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