Kommt der Messerstecher aus Gütersloh dauerhaft in die Psychiatrie?

Gütersloh. Die Messerattacke aus dem Rhedaer Forst in Gütersloh: Es sind die frühen Nachmittagsstunden des 17. November 2020, als Thomas Glich aus Rietberg-Varensell mit seinen drei Hunden einen Herbstspaziergang macht. Aus dem Nichts taucht ein wütend schreiender Mann auf, besprüht die Tiere mit Pfefferspray und greift den Hundetrainer mit einem Messer an. Nach dem Stich mit der 10-Zentimeter-Klinge in den rechten Brustkorb schwebt Glich kurzzeitig in Lebensgefahr. Er überlebt. In dieser Woche nun beginnt die Verhandlung gegen den Täter, einen 57-Jährigen ohne festen Wohnsitz. Vor dem Landgericht Bielefeld geht es ab Freitag dabei auch um die Frage: Wird der Messer-Mann dauerhaft in einer psychiatrischen Anstalt untergebracht? Angreifer ist derzeit vorübergehend untergebracht Derzeit ist Angreifer Andreas G. einstweilig untergebracht worden, nachdem er sich seit dem 18. November, einen Tag nach seiner Festnahme, für einige Zeit in U-Haft befunden hatte. Im Prozess, in dem sich der Angeklagte wegen des Verdachts der gefährlichen Körperverletzung verantworten muss, wird nun ab Freitag auch über die langfristige Unterbringung in einem psychiatrischen Krankenhaus nach Paragraf 63 des Strafgesetzbuches entschieden. &bdquo;Dabei muss geklärt werden, inwieweit sich eine verminderte Schuldfähigkeit auswirkt", sagt Tobias Wiegmann, stellvertretender Pressesprecher am Landgericht Bielefeld. Verhandelt wird in drei Fällen mit mehr als zehn Zeugen, vorläufig sind sieben Verhandlungstage angesetzt worden. Im Fokus steht dabei auch die Tat, die sich am 17. November in dem Waldstück in Gütersloh ereignet hat. Vorwurf: Hunde mit Pfefferspray besprüht, dann zugestochen Rückblick: Es ist ein Dienstag, 13.34 Uhr, im Rhedaer Forst an der Kiebitzstraße. Der Rietberger Thomas Glich, der in Verl eine Hundeschule betreibt, geht mit seinen drei Hunden spazieren. Plötzlich werden die Tiere, ein Rhodesian Ridgeback, ein Cockapoo und ein Labrador, von einem schreienden Mann (&bdquo;Hau ab mit deinen Kötern") attackiert und mit Pfefferspray besprüht, wie das Opfer damals schildert. Es soll zur verbalen Auseinandersetzung gekommen sein, dann zu Körperkontakt. &bdquo;In diesem Moment muss er zugestochen haben." Im Zuge der Auseinandersetzung, so der Vorwurf, soll der Angeklagte Andreas G. mit einem Messer mit einer Klingenlänge von 10 Zentimeter in den rechten Brustkorb seines Opfers gestochen haben. &bdquo;Die Narben werde ich mein Leben lang tragen" Thomas Glich wird im Sankt-Elisabeth-Hospital in Gütersloh notoperiert. Er erleidet den Durchstich einer Rippe sowie eine Verletzung des Zwerchfells – und hat nach damaliger Auskunft der Ärzte großes Glück. &bdquo;Die sagten mir, dass meine Verletzungen zeitweilig lebensgefährlich gewesen seien." Auch acht Monate nach der Messerattacke hat der Hundetrainer nach eigenen Worten mit der Sache noch nicht abgeschlossen. &bdquo;Die Narben werden ich mein Leben lang tragen", sagt er am Montag im Gespräch mit der NW. Zum Verhandlungsauftakt möchte Glich keine Stellung nehmen. Er verweist auf seinen Prozessbevollmächtigten von der Gütersloher Kanzlei Steiner Wecke & Kollegen. Rechtsanwalt Martin Rother (56), der den Geschädigten vertritt, sagt: &bdquo;Mein Mandant ist psychisch immer noch traumatisiert." Hundehalter wird mit Nordic-Walking-Stock traktiert Der Angeklagte muss sich für zwei weitere Taten verantworten: Am 20. Februar 2020 soll er auf dem Gelände einer Klinik in Gütersloh, wo ihm Hausverbot erteilt worden war, den Klinikseelsorger geschlagen und versucht haben, mit seinem Knie gegen dessen Kopf zu stoßen. Ferner ist der 57-Jährige angeklagt, einen weiteren Hundehalter Tierabwehrspray ins Gesicht gesprüht und mit einem Nord-Walking-Stock auf Kopf und Schulter geschlagen haben. Diese Tat soll sich am 8. Oktober 2020 ebenfalls in Gütersloh ereignet haben. Gutachten sieht Voraussetzungen für Unterbringung als gegeben Den Fall der Messerattacke aus dem Rhedaer Forst hat das Amtsgericht Gütersloh, zu dem die Staatsanwaltschaft Bielefeld zunächst Anklage erhoben hatte, an das Bielefelder Landgericht verwiesen, das sich nun mit der Frage der verminderten Schuldunfähigkeit von Andreas G. befassen muss. &bdquo;Das Amtsgericht hat festgestellt, dass das Angeklagte unter einer schizoiden Persönlichkeitsstörung leidet", sagt Richter Tobias Wiegmann, &bdquo;wodurch die Steuerungsfähigkeit des Angeklagten bei der Begehung der Taten erheblich eingeschränkt gewesen sein soll." Aus dem Gütersloher Amtsgericht heißt es dazu: Das Gutachten eines psychiatrischen Sachverständigen sieht die Voraussetzungen für eine Unterbringung in einem psychiatrischen Krankenhaus nach Paragraf 63 (StGB) als gegeben an. &bdquo;Solch eine Maßregel der Besserung und Sicherung kann aber nur von einer großen Strafkammer des Landgerichts angeordnet werden", erklärt Tobias Wiegmann.

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