Für eine Millionen Euro: Gütersloh kauft Luftfilter für Klassen eins bis sechs

Gütersloh.Die Stadt Gütersloh wird kurzfristig alle Klassenräume der Grundschulen und der Jahrgänge fünf und sechs an weiterführenden Schulen mit mobilen Luftfiltern ausstatten. Das hat der Rat am Freitagabend einstimmig in einer Sondersitzung beschlossen. Weiterhin soll die Verwaltung bis zur nächsten Ratssitzung im September prüfen, ob die Stadt auch die Räume der älteren Jahrgänge mit solchen Geräten bestückt. Überraschend beschloss der Rat, diese Prüfung außerdem auf die Räume der städtischen Kitas zu erstrecken. Geklärt ist mit dem Beschluss, dass die Stadt mobile Luftfilter für alle Klassen- und Fachräume der Schüler bis zu zwölf Jahren kauft - also jene Altersgruppe, der womöglich auf absehbarer Zeit kein Impfstoff zur Verfügung steht. Bürgermeister Norbert Morkes sagte, er sei optimistisch, die ersten Klassen direkt nach den Ferien ausstatten zu können. Die ersten Geräte kommen direkt nach den Ferien Laut Bildungsdezernent Henning Matthes handelt es sich dabei um etwa 500 Räume. Da ein Gerät etwa 200 Euro kostet, ergäbe das eine Million Euro. Gedrückt werden diese Kosten durch Fördergelder von Land und Bund sowie durch 100.000 Euro Spendenmittel, die die Stadtschulpflegschaft bereits in Eigeninitiative gesammelt hat. Dem Beschluss ging eine lebhafte, mehr als zwei Stunden dauernde Debatte inklusive zweier Sitzungsunterbrechungen voraus. Während sich die Fraktionen (bis auf die AfD) einig waren, die Jahrgänge eins bis sechs möglichst rasch mit den mobilen Filtern auszustatten, gingen die Ansichten zu den älteren Jahrgängen auseinander. Während vor allem SPD und Grüne darauf drängten, auch deren Räume zu bestücken, riet die CDU-Fraktion zum Abwarten. CDU sieht die Gefahr geringerer Impfbereitschaft Es gebe immer wieder neue Erkenntnisse und Studien mit unterschiedlichen Aussagen, sagte CDU-Fraktionschef Heiner Kollmeyer. Der beste Schutz, das stehe fest, sei es, geimpft zu sein. Die Gefahr mobiler Luftfilter in den Klassenräumen der älteren Jahrgängen könnte darin liegen, &bdquo;einen Anreiz zu schaffen, das Impfen zu vernachlässigen." Das wolle die CDU unbedingt vermeiden. Um auch die Räume der älteren Jahrgänge zu bestücken, müsste die Stadt laut Matthes weitere 600 Geräte kaufen. Der Bildungsdezernent und die CDU rieten davon ab - möglicherweise werde die Ständige Impfkommission (Stiko) schon bald eine Impfempfehlung für Kinder ab zwölf Jahren aussprechen und das Problem damit weniger drängend. Einige Fraktionen sehen mobile Filter nur als Zwischenlösung SPD-Sprecher Volker Richter und Grünen-Sprecherin Birgit Niemann-Hollatz plädierten indes schon jetzt für die Vollausstattung aller Schule und rieten zugleich zur Eile; möglicherweise würden auch andere Städten bald mobile Filter bestellen, dann drohe ein Engpass. Niemann-Hollatz betonte, dass die Grünen (wie auch SPD und BfGT) die mobilen Filter ohnehin nur als "Zwischenschritt" ansähen; sinnvoller seien feste, eingebäubte Anlagen, und zwar an allen Schulen - ein Projekt, das Baudezernentin Nina Herrling als "Herkulesaufgabe" bezeichnete: Der bauliche Eingriff mit Lüftungsanlagen, Schächten und Kanälen sei derart gravierend, "dass die Schulen auf links gedreht würden". Auch die Kitas in die Prüfung einzubeziehen, dieser Vorstoß kam von der BfGT. Der Schutz der Kleinsten sei wichtig, sagte Sprecherin Christiane Ziegele. Eine völlig andere Position vertrat AfD-Sprecher Torsten Drescher. Er bezeichnete die mobilen Filter als "Klimbim, der für die Schüler keine Erleichterung bringt." Die Gefahr von erneutem Distanzunterricht werde auf diese Weise nicht abgewendet.

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