Nobilia startet bald mit Brücken-Bau über die A2: Vollsperrung nicht vermeidbar

Gütersloh. Noch sind sie getrennt. Auf der einen Seite das Stammwerk I in Sürenheide, auf der anderen das neue Werk III in Spexard. Doch Nobilia, Europas größtem Küchenbauer, wird es schon bald gelungen sein, das Trennende, die Autobahn, zu überwinden und die beiden Firmenschwestern zu vereinen. Wie Unternehmenschef Lars Bopf der NW jetzt mitteilte, soll die geplante Brücke über die A 2 bereits Ende des Jahres fertig sein. Erste Vorarbeiten sind zu sehen. So hat der Bau der Widerlager auf beiden Seiten der Autobahn begonnen. Sie bilden den Unterbau, der den Übergang zwischen Brückenkonstruktion und Erddamm herstellt. Beidseitig der Autobahn stehen Kräne, die Zufahrtsstraßen sind schon angelegt beziehungsweise in Bau. Dass das Fundament solide sein muss, hat seine Bewandtnis: Die Brücke wird einiges zu tragen haben. Sie ist ausgelegt für einen zweispurigen Begegnungsverkehr von Lastwagen mit einem Maximalgewicht von 40 Tonnen. Der Gütersloher Betrieb wird wie eine verlängerte Werkbank sein Dass ein Unternehmen privat und auf eigene Kosten eine Autobahn überspannt, kommt nicht häufig in Deutschland vor. Doch die Verler versprechen sich von dem Bau eine Menge, vor allem: vereinfachte Abläufe. &bdquo;Wir optimieren unsere interne Logistik und verbessern gleichzeitig die Verkehrsinfrastruktur rund um unseren Standort", heißt es bei Nobilia. Tatsächlich ist die neue, Gütersloher Produktionsstätte so konzipiert, dass sie im Grunde das Stammwerk in Sürenheide erweitert. Heißt erstens: Die beiden Werke werden miteinander verzahnt, heißt zweitens: Es wird laufend Material zwischen den Fertigungsstätten hin und her transportiert. Die neuen Spexarder Kollegen fertigen zum Beispiel Teile, die ihre Kollegen gegenüber dann verbauen. Lesen Sie auch: Wachstum in der Krise: Nobilia verkauft mehr Küchenmöbel in Deutschland Zwar existiert ganz in der Nähe eine öffentliche Brücke, doch mit ihr wäre solche Verzahnung nicht machbar. Sie sei in der Nutzlast begrenzt, so Nobilia. Was das Verler Unternehmen nun baut, ist ungleich größer. Die Brücke wird eine Spannweite von 51,5 Metern aufweisen, und sie wird neun Meter breit sein, mit einer Fahrspurbreite von 7,50 Metern. Auf Gütersloher Seite führt sie direkt auf das Betriebsgelände des Mähdrescher-Recyclers zu, um unmittelbar davor nach links zum Küchenwerk abzuzweigen. Was sie kostet, behält Nobilia für sich. Betriebsgeheimnis. Kurzzeitige Vollsperrung der A 2 unumgänglich Früh hatte Nobilia auf die Brücke hingewirkt. Nachdem das Grundstücksgeschäft mit der Stadt Gütersloh besiegelt war, hatte sich das Unternehmen bereits 2018 mit dem Landesbetrieb Straßenbau NRW über den Nutzungsvertrag abgestimmt; später folgte eine Zeit, in denen es mit der Behörde, die zwischenzeitlich zur Autobahn GmbH des Bundes umfirmierte, alle Details klärte. Mittlerweile, so Nobilia, gäben alle Seiten grünes Licht, seit drei Monaten liege auch die Baugenehmigung aus Gütersloh vor. &bdquo;Die Zusammenarbeit zwischen allen Akteuren war sehr zielführend. So können wir das für uns wichtige Projekt zügig realisieren", sagt Firmenchef Bopf. Lesen Sie auch: Warum das Gütersloher Rathaus den Antrag für Nobilias Brücke bearbeitet Der aktuelle Zeitplan sieht vor, Mitte August eine Baustelle auf dem Mittelstreifen der Autobahn einzurichten; dieser Termin sei bewusst so gewählt worden, um den Urlaubsheimkehrern nicht in die Quere zu kommen. Die Baustelle wird es nach Angaben der Autobahn GmbH erforderlich machen, die jeweils drei Fahrspuren nach außen zu verschwenken und das Tempo auf der Autobahn auf 80 km//h zu drosseln. &bdquo;Anschließend", so Nobilia, &bdquo;können wir mit der Konstruktion des Mittelpfeilers beginnen." Um die Brücke schnell und unkompliziert zu montieren, werde sich eine Vollsperrung allerdings nicht vermeiden lassen; voraussichtlich sei das an einem Wochenende im November der Fall. Firmenchef Lars Bopf: "Läuft alles nach Plan, rechnen wir zum Jahresende mit der Fertigstellung. Dabei haben wir immer im Auge, die Einschränkungen für den allgemeinen Verkehr zu gering wie möglich zu halten." Neue Produktionsstätte noch weit von Volllast entfernt Die Brücke sei privat und ausschließlich für die werksinterne Nutzung vorgesehen. Etwas anderes sei nicht möglich, da die Brücke an keine öffentliche Straße angebunden sei. Dass gleichwohl damit zu rechnen ist, dass die Sürenheider und andere umliegende Straßen spürbar entlastet werden, davon gehen alle Beteiligten aus. Aus Spexard war mit der Ankündigung des Brückenschlags ein Seufzer der Erleichterung zu hören, und auch an den Kreuzungen Hüttenbrink und Waldstraße dürfte der Verkehr künftig flüssiger rollen. Mit anderen Worten: Nicht nur der interne, direkte Werksverkehr wird geschmeidiger abzuwickeln sein, auch die Bürger profitieren. Anfangs freilich werde die neue Brücke laut Nobilia nur wenig genutzt - circa 30 Lkw pro Schicht, mehr nicht. Mit dem sukzessiven Hochfahren des Werkes werde sich die Zahl perspektivisch auf 200 Lastwagen pro Tag erhöhen. Noch ist das neue Werk weit davon entfernt, Volllast zu fahren; derzeit arbeiten laut Nobilia (4.000 Beschäftigte, 3,75 Milliarden Euro Umsatz) rund 30 Mitarbeiter dort.

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